Zwischenfrüchte machen den Boden fruchtbar

Was sind Zwischenfrüchte und warum sind sie im Öko-Landbau so wichtig?

Leerstand unerwünscht: Nach der sommerlichen Ernte blühen auf vielen Feldern Senf, Klee und Co. auf. Diese sogenannten Zwischenfrüchte sind keineswegs Lückenbüßer. Sie machen den Boden fit für die folgende Kultur. Im Öko-Landbau spielen sie als Stickstofflieferanten eine Hauptrolle.

Zwischenfrüchte heißen Kulturen, die zwischen zwei Haupt- oder Marktfrüchten wie Getreide oder Kartoffeln angebaut werden. So können die Felder nach der Ernte im Sommer sinnvoll genutzt werden. Senf, Klee und viele andere Pflanzen lockern den Boden auf. Gleichzeitig reichern sie ihn mit Humus und Nährstoffen wie Stickstoff an. Diese natürliche Stickstoffversorgung der Folgekulturen ist ein zentraler Baustein des Öko-Landbaus. Schließlich dürfen Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern keine chemisch-synthetischen Dünger ausbringen.

Zwischenfrüchte bringen viele Vorteile mit sich

Im Öko-Landbau sind Zwischenfrüchte Pflicht, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und fördern. Sie:

  • Reichern organische Substanz und Nährstoffe im Boden an
  • Verbessern die Wasserhaltefähigkeit des Bodens
  • Verringern Wind- und Wassererosion sowie Verdunstung
  • Erschließen und lockern mit ihren Wurzeln auch den unteren Boden
  • Fördern das Bodenleben
  • Lassen kaum Unkräuter hochkommen
  • Erzeugen eiweißreiches Tierfutter oder Biomasse für die Biogasanlage

Gleichzeitig nützen Zwischenfrüchte aber auch der Umwelt. Sie:

  • Verringern Auswaschung von Nitrat und Phosphat in Grundwasser und Gewässer
  • Erhöhen die Biodiversität und ernähren noch im Spätsommer Bienen und Insekten
  • Binden CO2, indem sie den Humusgehalt (Kohlenstoffspeicher) im Boden erhöhen

Zwischenfrüchte erfrieren oder überwintern

Winterzwischenfrüchte werden im Spätsommer angebaut. Winterharte Pflanzen wie Futterroggen oder Weidegras lassen sich im nächsten Frühjahr als Tierfutter ernten. Sommerzwischenfrüchte werden entweder gleichzeitig mit der Hauptfrucht als Untersaat oder nach deren Ernte ausgesät. Sie wachsen bis in den Spätherbst heran und werden meist noch im selben Jahr geerntet, beweidet oder als Gründüngung in den Boden eingearbeitet. Wenn sie auf der Fläche bleiben, frieren sie im Winter ab und bedecken als Mulchschicht den Acker. 

Leguminosen liefern Nährstoffe

Viele Zwischenfrüchte wie diverse Kleearten gehören zu den Leguminosen. Ihre Knöllchenbakterien an den Wurzeln können Stickstoff aus der Luft fischen, binden und für sich und nachfolgende Kulturen bereitstellen. Das macht sie besonders wertvoll. Werden allerdings zu viele Leguminosn hintereinander angebaut, kann der Boden ermüden. Dann sinken die Erträge von Hauptkulturen wie Erbsen oder Ackerbohnen – die ebenfalls zu den Leguminosen zählen. Verantwortlich für die Leguminosenmüdigkeit sind unter anderem Krankheiten, Bakterien oder Viren, die im Boden von einer Kultur auf die andere übertragen werden.

Gemischt geht auch

Eine Alternative zu den Leguminosen sind beispielsweise Buchweizen (Knöterichgewächs) oder die blau blühende Phacelia (Wasserblattgewächs). Oft werden Zwischenfrüchte im Mix angebaut. Dabei kann jede Pflanzenart ihre Vorteile einbringen. So besteht das im Bio-Anbau beliebte Landsberger Gemenge aus den beiden Leguminosen Zottelwicke und Inkarnatklee sowie dem Welschen Weidelgras. Diese Mischung wird im Spätsommer gesät. Sie braucht keinen zusätzlichen Dünger und dient bei guter Witterung noch im Herbst oder sonst im nächsten Frühjahr als eiweißreiches Rinderfutter.

Die Wahl der Zwischenfrucht will gut überlegt sein

Welche Zwischenfrucht sich eignet, hängt von vielen Faktoren ab. Brauche ich Viehfutter oder Gründünger? Wann kann die Aussaat erfolgen? Wie ist der Boden? Und vor allem: Welche Kultur folgt auf die Zwischenfrucht? Fachleute sprechen hier vom Vorfruchtwert einer Zwischenfrucht. Dieser hängt davon ab, wie wie viel Wasser, Nährstoffe und organisches Material sie im Boden hinterlässt.

Außerdem vertragen sich manche Kulturen nicht miteinander – oder besser gesagt hintereinander: "Vor einer Kartoffel sollten beispielsweise keine Luzerne oder kein Klee stehen, da hier Krankheiten weitergegeben werden können", erklärt Elisa Mutz von NutriNet. In diesem Praxisforschungsprojekt arbeiten Bio-Betriebe und Forschende zusammen, um die Nährstoffversorgung im Öko-Landbau zu verbessern. Ihre Erfahrungen zeigen, dass je nach Region unterschiedliche Zwischenfrüchte interessant sind: "In trockenen Regionen wie Brandenburg werden häufig Mischungen verschiedener Arten wie Buchweizen, Phacelia, Senf, Serradella oder Hafer gewählt", so Mutz.  

Zwischenfrüchte selbst anbauen

Auch im Garten sind Zwischenfrüchte eine gute Wahl. Ist das Gemüse abgeerntet, können Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner Phacelia, Senf, Lupinen und vieles mehr einsäen. Die Auswahl erfolgt je nach Boden und Saatzeitpunkt. Kahle Stellen oder Randstreifen in Zierbeeten lassen sich mit Blühstreifenmischungen beleben. Im Mai oder Juni eingesät, bringen sie Wildbienen und andere Insekten über den blütenarmen Spätsommer. Wer den Boden über den Winter bedeckt halten will, kann bis Oktober folgende Pflanzen anbauen:

  • winterharter Waldstaudenroggen
  • Wickroggen
  • Wintererbsen
  • Winterwicken

Gut zu wissen: Im Gartenfachhandel laufen diese Zwischenfrüchte häufig unter dem Begriff "Gründüngung". Damit ist die Einsaat aller Pflanzen gemeint, die den Boden verbessern.


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Weitere Infos im Web:

Letzte Aktualisierung 13.09.2023

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