Staatliches Tierwohlkennzeichen

Wann kommt das Staatliche Tierwohlkennzeichen?

Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich verbindliche Kennzeichen zum Tierwohl. Das Gesetz zum staatlichen Tierhaltungskennzeichen ist bereits 2023 in Kraft getreten. Doch die Umsetzung in der Praxis lässt noch auf sich warten. Anders als seine Vorgänger ist das Staatliche Tierhaltungskennzeichen verpflichtend. Bio-Lebensmittel erhalten die höchste Stufe des Kennzeichens.

Verbraucherinnen und Verbraucher möchten wissen, wie die Tiere gelebt haben, deren Fleisch sie an der Ladentheke oder im Supermarkt kaufen. Das bestätigt eine aktuelle Umfrage der europäischen Verbraucherschutzorganisation BEUC (PDF-Dokument) in acht EU-Mitgliedstaaten. Danach wünschen sich rund 72 Prozent der europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher eine Haltungskennzeichnung, wie sie es bereits europaweit bei Eiern gibt, auch für andere Tierarten. In Deutschland lag die Zustimmung zu einer erweiterten Kennzeichnung mit fast 77 Prozent sogar noch höher. Auch der Bürgerrat "Ernährung im Wandel" fordert in seinem Bürgergutachten, die Lebensbedingungen und Herkunft der Tiere mit einem Tierwohl-Label transparent darzustellen.

Was bringt die Staatliche Tierhaltungskennzeichnung?

In Deutschland wird schon lange daran gearbeitet, die Verbraucherwünsche nach einer transparenten Tierhaltung umzusetzen. So ist bereits am 24. August 2023 das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz in Kraft getreten. Die Tierhaltungskennzeichnung ist staatlich und für Lebensmittel, die aus Deutschland stammen, verpflichtend. Das Gesetz gilt zunächst für frisches Schweinefleisch von in Deutschland gehaltenen, geschlachteten und verarbeiteten Tieren: egal ob gekühlt oder gefroren, verpackt oder unverpackt, im Lebensmittelhandel, den Fleischereifachgeschäften, dem Online-Handel und anderen Verkaufsstellen. Es soll aber auf den gesamten Lebenszyklus der Tiere, also auch auf die Ferkel -und Sauenhaltung, sowie andere Tierarten ausgeweitet werden. Ebenso sollen eine Kennzeichnung in Kantinen und Gastronomie sowie bei Wurstwaren folgen. 

Was bedeuten die fünf Haltungsformen für die Tiere?

Mit der neuen Tierhaltungskennzeichnung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) können Verbraucherinnen und Verbraucher zukünftig auf einen Blick erkennen, wie die Tiere gehalten wurden. Gekennzeichnet werden fünf verschiedene Haltungsformen:

  • Stall: Die Haltung während der Mast erfolgt entsprechend der gesetzlichen Mindestanforderungen.
  • Stall+Platz: Die Schweine haben mindestens 12,5 Prozent mehr Platz im Vergleich zum gesetzlichen Mindeststandard. Die Buchten sind durch verschiedene Elemente wie Trennwände oder unterschiedliche Ebenen strukturiert. Neben Beschäftigungsmaterial erhalten die Schweine Raufutter.
  • Frischluftstall: Das Außenklima in jeder Bucht hat einen wesentlichen Einfluss auf das Stallklima. Die Schweine haben jederzeit Zugang zu unterschiedlichen Klimabereichen.
  • Auslauf/Weide: Den Schweinen steht ganztägig ein Auslauf zur Verfügung bzw. sie werden in diesem Zeitraum im Freien ohne festes Stallgebäude gehalten.
  • Bio: Die Tierhaltung entspricht den Anforderungen der EU-Ökoverordnung. Das bedeutet, die Schweine haben eine noch größere Auslauffläche und noch mehr Platz im Stall.

FAQs zum Staatlichen Tierwohlkennzeichen

Interview mit Joachim Joppe: "Label muss den ganzen Lebenszyklus abbilden"

Beim Bürgerrat "Ernährung im Wandel" stand ein transparentes Tierwohl-Label hoch im Kurs. Der Tierpfleger Joachim Joppe, ehemaliges Mitglied des Bürgerrates, erklärt, wie ein ideales Label aussehen sollte. 

Oekolandbau.de: Es gibt ja schon das Haltungsformkennzeichen des Handels. Achten Sie als Verbraucher darauf und warum reicht es nicht?

Joachim Joppe: Ja, ich achte heute schon auf Label, sie sind mir nur zu ungenau! So sagt die Haltungsstufe 4 bei der Haltungsformkennzeichnung des Handels eigentlich nur etwas über den Lebensraum der Tiere aus. Mehr Platz bedeutet nicht automatisch mehr Tierwohl.  Die Haltungskennzeichnung des Handels ist freiwillig und man sieht beim Nutri-Score, das dann bei den Zutaten so "getrickst" wird, dass ein günstiger Wert herauskommt. 

Oekolandbau.de: Der Bürgerrat wünscht sich ein transparentes Tierwohl-Label. Wie genau soll das aussehen?

Joachim Joppe: Wir haben uns für ein verpflichtendes, staatlich kontrolliertes "Tierwohl-Label" ausgesprochen. Dieses Label soll den gesamten Lebenszyklus eines Tieres abbilden, also beispielsweise bei Mastschweinen – auch die Sauenhaltung und Ferkelaufzucht. Denn die Schweinemäster züchten ja nicht mehr selbst ihren Nachwuchs, sondern kaufen die Ferkel aus Dänemark oder woanders ein. Selbst bei Bio-Mastschweinen ist es bisher nicht ersichtlich, wo die Ferkel herkommen. Zum Lebenszyklus eines Tieres gehören aber auch noch die Transportwege, die Transportbedingungen und die Schlachtung der Tiere. Das fehlt uns beim jetzt geplanten Staatlichen Tierhaltungskennzeichen.

Ein ideales Label sollte darüber hinaus noch klar gestaltet, verständlich und prominent auf dem Produkt platziert sein. Der vorliegende Entwurf hat uns nicht gefallen, in schwarz-weiß wirkt er wie eine Todesanzeige.


Letzte Aktualisierung 15.07.2024

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