Veganer Ökolandbau

Veganer Ökolandbau – wie geht das denn?

Ein wichtiges Prinzip im Ökolandbau heißt Kreislaufwirtschaft. Nach dessen Ideal betreibt ein Bio-Bauernhof Pflanzenproduktion und Tierhaltung. Kuh, Schwein und Co. ernähren sich von Gras, Getreide und Hülsenfrüchten. Ihr Mist düngt wiederum Weiden und Felder und lässt neues Grün sprießen. Doch mehr als ein Viertel aller Bio-Betriebe hält schon heute keine Tiere mehr. Die meisten viehlosen Betriebe versorgen ihr Obst und Gemüse mit eigenem Kompost und kaufen tierische Düngemittel dazu. Nur beim Öko-Anbauverband Demeter ist die Tierhaltung noch Pflicht.

Dass der Kreislauf auch ganz ohne tierischen Dung und organische Handelsdünger aus dem Schlachthof wie Hornspäne und Blutmehle geschlossen werden kann, zeigt der biozyklisch-vegane Anbau. Seine Richtlinien ähneln denen der EU-Öko-Verordnung, was den Einsatz von Pestiziden und Mineraldüngern betrifft. Tierische Betriebsmittel und die wirtschaftliche Haltung oder Nutzung von Tieren sind hier jedoch verboten.

International anerkannt

Die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen (IFOAM) hat den biozyklisch-veganen Anbau 2017 in seine "Family of Standards" aufgenommen und ihn damit zu einem weltweit gültigen Bio-Standard erhoben. Damit können Betriebe überall nach diesen Anbaurichtlinien wirtschaften. Zu erkennen sind die veganen Lebensmittel an dem Gütesiegel "aus biozyklisch-veganem Anbau". Damit vermarkten bei uns zwar erst drei Öko-Betriebe ihre Erzeugnisse (weitere Zertifizierungen sind in Vorbereitung), aber es gibt in Deutschland und auch weltweit viel mehr vegan arbeitende Betriebe.

Den Keim dafür legte unter anderem der Öko-Pionier Adolf Hoops 1953 in seinem biologischen Gartenbaubetrieb in der Lüneburger Heide. Besonders seine Ideen zu Mischkulturen fielen auf fruchtbaren Boden und wurden in Griechenland und Zypern weiterentwickelt. Dort wirtschaftet bereits eine größere Anzahl kleinbäuerlicher Betriebe nach den biozyklisch-veganen Richtlinien und exportieren Oliven, Zitrusfrüchte und Gemüse nach ganz Europa. Seit Anfang der 90er Jahre verbreitet sich die vegane Ökolandwirtschaft auch in Großbritannien, wo das Vegan Organic Network einen eigenen Anbaustandard entwickelt hat.

Pflanzen mit Pflanzen pflegen

Für biozyklisch-vegane Betriebe wurzelt die Pflanzengesundheit im Boden. Es gilt, die dort lebenden Mikroorganismen maximal zu unterstützen und möglichst naturnahe Wachstumsbedingungen zu schaffen. Frei nach dem Motto "in einem gesunden Boden wachsen auch robuste Pflanzen heran".

Biozyklisch-vegane Bäuerinnen und Bauern bringen mit Gründüngungspflanzen wie Kleegras und Lupinen Stickstoff und Blattmasse in den Boden. Darüber hinaus düngen sie ihre Kulturen mit Kompost und daraus entstehender biozyklischer Humuserde. Hinzu kommen pflanzliche Dünger und mineralische Stoffe wie Kalk und Schwefel. Bioland-Bauer Clemens Hund aus Meckenbeuren düngt seine Obstbäume mit Malzdüngern, Braunalgen aus Südfrankreich und eigenem Kompost. "Auf einem Vortrag habe ich erfahren, dass tierische Düngemittel oft aus konventionellen Rohstoffen bestehen und Haarmehlpellets häufig aus Indien stammen. Das hat mich ins Nachdenken gebracht." Sämtliche erlaubten Hilfsstoffe und Präparate stehen in der für alle biozyklisch-veganen Betriebe verbindlichen Grünen Liste.

Pflanzenschutz dank Tierschutz

Vegan arbeitende Öko-Bäuerinnen und -bauern legen ganz viel Wert auf vorbeugende Pflanzenschutzmaßnahmen und ein optimales Ökosystem. Artenvielfalt und biologisches Gleichgewicht spielen eine entscheidende Rolle. Dazu planen sie auf ihren Flächen von Anfang an Hecken, Bäume und Blühstreifen mit ein. So leben dort zahlreiche nützliche Wildinsekten und Wildtiere und können bei Bedarf Schädlinge vertilgen. Daher ist das gezielte Ausbringen von Schlupfwespen und anderen nützlichen Insekten zur Schädlingsbekämpfung nur in Ausnahmefällten erlaubt. Um diese Prinzipien nachvollziehbar zu machen, gibt es den "Biozyklischen Betriebsindex" (BBI), an dem sich der ökologische Zustand der Flächen ablesen lässt. Vertreterinnen oder Vertreter des Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V. ermitteln den BBI vor der eigentlichen Öko-Betriebskontrolle.

Auf den richtigen Mix kommt es an

Monokulturen sind sowohl im Freiland als auch im Gewächshaus tabu. Stattdessen wachsen hier verschiedene Pflanzen mit ähnlichen Ansprüchen an Temperatur und Feuchtigkeit nebeneinander. In einem Gewächshaus müssen mindestens jeweils vier unterschiedliche Kulturpflanzen stehen. Doch nicht alle Partner passen. Beispielsweise mögen es Tomaten und Gurken zwar beide gern warm, sind sich aber trotzdem nicht grün. Es ist also ein wenig Geschick bei der Gestaltung einer sinnvollen Mischkultur und Fruchtfolge gefragt. Bei Dauerkulturen wie Wein oder Oliven muss der Boden mit einer Krautschicht bedeckt sein. Auch hier ist Vielfalt bei den Kulturen gefragt. Beispielsweise wechseln sich auf dem Bioland-Betrieb Hund Obstplantagen mit Walnuss- und Haselnussbäumen ab. "Auf jedem Hektar soll möglichst etwas Anderes stehen", so Obstbauer Hund.

Biozyklisch-vegan finden und fördern

Dank des biozyklisch-veganen Siegels können Verbraucherinnen und Verbraucher Lebensmittel des veganen Landbaus im Handel leicht erkennen.

Allerdings ist das Angebot in den Naturkostläden und im Lebensmitteleinzelhandel noch gering. Die deutschen Produkte gibt es bisher nur direkt ab Hof; wer möchte, kann sich biozyklisch-vegane Äpfel und Apfelsaft direkt bei Clemens Hund bestellen. Olivenöl oder Oliven aus Kalamata sowie demnächst auch weitere biozyklisch-vegane Produkte aus Deutschland und anderen europäischen Ländern sind über den Online-Shop "Bio-Vegan-Bestellen" erhältlich.


Letzte Aktualisierung 03.04.2023

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