Planetary Health Diet in der AHV

Planetary Health Diet in der AHV

Angesicht der Herausforderungen im Bereich Gesundheit und Nachhaltigkeit gewinnt das Konzept der Planetary Health Diet immer mehr an Bedeutung. Aber was genau verbirgt sich dahinter? Und wie kann es in die Außer-Haus-Verpflegung (AHV) integriert werden? In einem aktuellen Forschungsprojekt der Berliner Charité wird untersucht, wie sich das Konzept in Gesundheitseinrichtungen in die Praxis umsetzen lässt.

Bereits heute hat die Menschheit sechs von neun planetaren Grenzen überschritten. Um diesem Problem entgegen zu wirken, braucht es auch Veränderungen in unserem Ernährungssystem. Vor diesem Hintergrund hat die EAT-Lancet-Kommission das Konzept der Planetary Health Diet entwickelt. Ziel der nachhaltigen Ernährung ist der Schutz der Gesundheit des Menschen und der Erde gleichermaßen.

Was zeichnet die Planetary Health Diet aus?

Die Planetary Health Diet (PHD) legt den Schwerpunkt auf pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, gesunde Fette, Nüsse und Samen. Um die Umweltbelastung zu reduzieren und die Gesundheit zu fördern, empfiehlt die planetare Ernährung einen moderaten Konsum von tierischen Produkten wie Fisch, Geflügel, Eiern und Milchprodukten und eine Reduktion von zuckerhaltigen Lebensmitteln.

So sind die Lebensmittelauswahl nach der Planetary Health Diet aus:

Lebensmittelgruppe Empfohlene Menge pro Tag in Gramm (inkl. möglicher Spannbreiten) Kalorienaufnahme pro Tag (in kcal)
Kohlenhydrate    
Vollkorngetreide 232 811
Stärkehaltiges Gemüse (Kartoffeln, Maniok) 50 (0-100) 39
Gemüse 300 (200-600) 78
Obst 200 (100-300) 126
Proteinquellen    
Rind-, Lamm- oder Schweinefleisch 14 (0-28) 30
Geflügel 29 (0-58) 62
Eier 13 (0-25) 19
Fisch 28 (0-100) 40
Hülsenfrüchte 75 (0-100) 284
Nüsse 50 (0-75) 291
Milchprodukte (Vollmilch oder aus dieser Menge hergestellte Produkte) 250 (0-500) 153
Fette    
Ungesättigte Fette (Oliven-, Raps-, Sonnenblumen-, Soja-, Erdnuss-, Traubenkernöl 40 (20-80) 354
Gesättigte Fette (Palmöl, Schmalz, Talg) 11,8 (0-11,8) 96
Zugesetzter Zucker    
Alle Süßungsmittel 31 (0-31) 120
Quelle: EAT-Lancet Commission Summary Report    

Insgesamt bieten Bio-Lebensmittel und eine Planetary Health Diet sowohl viele Vorteile für die individuelle Gesundheit wie auch Mehrwerte für die Umwelt.

Warum ist das Konzept der PHD für die AHV interessant?

Gerade in der Außer-Haus-Verpflegung spielen Nachhaltigkeit und Gesundheit eine immer größere Rolle. In einem Forschungsprojekt der Berliner Charité wird die Umsetzbarkeit einer Planetary Health Diet in Gesundheitseinrichtungen untersucht.

Dr. med. Lisa Maria Pörtner, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt, betont: "Derzeit gehen fast ein Fünftel der Emissionen und ein großer Teil der weiteren negativen Umweltauswirkungen von Krankenhäusern auf das Konto der Verpflegung. Unsere Daten zeigen, dass dies vor allem auf das hohe Angebot an Fleisch- und Milchprodukten zurückzuführen ist."

Planetary Health Diet kann die Genesung fördern

Gerade in Einrichtungen des Gesundheitswesens und der Pflege bietet das Konzept der Planetary Health Diet eine Möglichkeit, Nachhaltigkeit und Gesundheit zu verbinden. Kliniken sind Orte, an denen die Ernährung eine entscheidende Rolle spielt. "Ein großer Teil der hier behandelten Patientinnen und Patienten leidet an chronischen Erkrankungen. Die Umstellung auf eine gesündere Ernährung wäre ein Teil der Therapie", sagt Pörtner.

So könnten anstatt der traditionellen Mahlzeiten, die oft reich an gesättigten Fettsäuren und zuckerhaltigen Lebensmitteln sind, stärker pflanzenbasierte Gerichte serviert werden. Diese punkten mit vielen Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen.

Herausforderungen für die Praxis

"Klinikküchen bewegen sich in einem sehr engen Rahmen, leiden oft unter Personalmangel und haben nur sehr begrenzte finanzielle Mittel, um eine ausgewogene und gesunde Ernährung anzubieten", so die Ärztin. "Gleichzeitig ist das Fachpersonal oft nicht für die Zubereitung von pflanzenbetonten Gerichten ausgebildet. Unter diesen Umständen kann eine Umstellung im Sinne der Planetary Health Diet schwierig sein", räumt Dr. med. Pörtner ein.

Deshalb brauche es eine hohe Eigenmotivation und Unterstützung auf allen Entscheidungsebenen. "Dies bedeutet, dass alle Mitarbeitenden – vom Koch über die Pflegekraft bis zum Management – idealerweise mit ins Boot geholt werden. Das funktioniert am besten durch entsprechende Informationsveranstaltungen. Ohne Unterstützung auf geschäftsführender Ebene sind solche Veränderungen in der Regel kaum durchführbar. Auch Anpassungen des Budgets können notwendig werden, zumindest zeitweise, denn auch Schulungen kosten Geld."

Konkrete Praxistipps für die Umsetzung

Um die Aspekte der planetaren Ernährung in die Gemeinschaftsverpflegung zu integrieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Hier neun praktische Tipps, wie Küchen Schritt für Schritt die Planetary Health Diet umsetzen können:

  1. Der Schwerpunkt liegt auf der Vielfalt und Kreativität pflanzenbasierter Gerichte. Restaurants und Kantinen können eine breite Palette an vegetarischen Speisen anbieten, die reich an Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen sind.
  2. Ein weiterer Schritt kann sein, die Fleischportionen zu verkleinern. So könnte bei Hackbällchen ein Teil des Fleisches durch Gemüse oder bei Geschnetzeltem ein Teil der Fleischmenge durch Erbsen ersetzt werden.
  3. Im Idealfall werden insgesamt deutlich mehr frische, vollwertige pflanzliche Lebensmittel sowie Alternativen zu Fleisch und Milch verwendet. Wie wäre es mit Haferbratlingen, Bohnenburgern, Seitenschnitzeln oder Tofu-Gemüse-Spießen? Auch Pudding aus Haferdrink, Sojajoghurt als Cremespeise oder Pflanzenöl statt Butter sind nachhaltige Ideen.
  4. Süßspeisen können mit natürlichen Süßungsmitteln wie Früchten statt mit raffiniertem Zucker zubereitet werden. Apfelmus, Datteln oder Bananen sorgen hier für die süße Note.
  5. Die Zusammenarbeit mit regionalen Bio-Lieferanten ermöglicht die Beschaffung ökologischer Zutaten aus der Region. Am besten beginnt man hier mit preiswerten Zutaten wie Kartoffeln, Vollkornnudeln, Hülsenfrüchten oder Gemüse wie Lauch, Karotten und Sellerie.
  6. Die Umsetzung der Planetary Diet erfordert kreative Rezeptentwicklung und Menüplanung. Küchen können durch innovative Kochtechniken und Gewürzkombinationen die Attraktivität pflanzlicher Gerichte steigern.
  7. Attraktive Menübezeichnungen und eine gute Sichtbarkeit der vegetarischen Gerichte im vorderen Teil der Speisekarte oder der Essensausgabe können zusätzliche Anreize für die Wahl dieser Gerichte bieten.
  8. Verwenden Sie Lebensmittel möglichst im Ganzen, achten Sie auf die richtige Lagerung und vermeiden Sie Lebensmittelabfälle. Das schont Ressourcen.
  9. Schulungen für das Küchenpersonal können sicherstellen, dass die Empfehlungen der Planetary Health Diet bei der Zubereitung der Speisen berücksichtigt werden.

Erfahrungen bei der Umstellung mit der Planetary Health Diet

Die Reduktion der Fleischportionen ist nach den Erfahrungen an der Charité unkompliziert. Schwieriger ist dagegen die Reduktion von Milchprodukten. "Da im laufenden Betrieb nicht zu viele Veränderungen auf einmal umgesetzt werden können, muss man für eine nachhaltige Umstellung genügend Zeit einplanen und schrittweise vorgehen", empfiehlt Dr. med. Lisa Pörtner.

Damit dies funktioniert, braucht es jedoch gut qualifiziertes Küchenpersonal. Die Internistin und Ernährungsmedizinerin betont deshalb: "In unserem Projekt ist es wichtig, eine Schulung für das Küchenpersonal anzubieten, in der einige neue pflanzenbasierte Rezepte ausprobiert und anschließend auch von den Mitarbeitenden verkostet werden können. So können Hemmschwellen abgebaut und die Rezepte erfolgreich in den Speiseplan integriert werden."

Natürlich hat die Umstellung auch Einfluss auf den Wareneinsatz. Eine Studie vom Forschungsinstitut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) hat zusammenfassend festgestellt, dass eine vegane Ernährung im Hinblick auf die ausgewählten 20 Gerichte, die für den Veganuary berechnet wurden, nicht teurer, sondern tendenziell preisgünstiger ist als bei einer fleischhaltigen Ernährung. So können beim Wareneinsatz langfristig Kosten eingespart werden, insbesondere wenn kostengünstige Fleischalternativen wie Tofu oder Sojagranulat gewählt werden.

Fazit

Insgesamt bietet die Planetary Health Diet eine Chance nicht nur für eine gesündere Zukunft, sondern auch für eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Ernährung. Bei der Umsetzung in der AHV ist entscheidend, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ins Boot zu holen und gemeinsam Spaß am Ausprobieren zu entwickeln. Hilfreich sind gemeinsame Kochkurse und der Erfahrungsaustausch mit anderen Einrichtungen, die in der Umsetzung schon weiter sind.


Letzte Aktualisierung 18.06.2024

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