Oekolandbau.de: Warum haben Sie sich dafür entschieden, im Betriebsrestaurant Bio-Lebensmittel einzusetzen?
Denis Florschütz: Bei uns kam der Impuls vom Kunden: Nachdem wir aus einem alten, sehr großen und wenig energieeffizienten Gebäude umgezogen waren, lagen die Treibhausgas-Emissionen der Betriebsgastronomie am neuen Standort auf Platz drei. Da gab uns der Vorstand den Auftrag zu prüfen: Wie kann das Betriebsrestaurant nachhaltiger werden? Wir haben uns hingesetzt und überlegt, was wir tun können. Von Anfang an war klar: Wenn wir auf Bio umstellen, dann richtig. 100 Prozent Bio – das war unser Ziel. Aus Gründen des Klimaschutzes, aber auch aus Kostengründen haben wir uns dafür entscheiden, mit der Umstellung auf Bio auch den Anteil der Fleischgerichte zu reduzieren.
Oekolandbau.de: Was heißt das konkret?
Denis Florschütz: Früher gab es bei uns jeden Tag eine Auswahl von fünf Gerichten, davon waren vier mit Fleisch oder Fisch. Wir haben dann den Speiseplan so umgestaltet, dass von den vier Gerichten im neuen Gebäude meist nur eines mit Fleisch oder Fisch ist. Auf diese Weise war es möglich, die Mehrkosten auf rund 30 Prozent zu begrenzen. Zudem haben wir die Preise für das Mittagessen angepasst: Ein vegetarisches oder veganes Gericht kostet jetzt 50 Cent mehr als vorher, ein Gericht mit Fleisch oder Fisch 1,50 Euro mehr. Insgesamt liegen die Preise für ein Mittagessen zwischen vier und acht Euro.
Oekolandbau.de: Wie haben die Tischgäste darauf reagiert?
Denis Florschütz: Um das zu erfahren, haben wir vorher eine Umfrage gemacht, an der sich rund 800 der 1.100 Tischgäste beteiligt haben. Da gab es nur zwei Antwortmöglichkeiten: Ja oder nein. Und das Ergebnis war eindeutig: 89 Prozent wollten die Umstellung auf Bio inklusive der Preisanpassung. Das hat uns schon überrascht. Auch der Betriebsrat fand das gut und der Vorstand stand einstimmig dahinter. So hatten wir die Breite des Hauses hinter uns und genügend Rückendeckung, um das alles zügig umzusetzen. Vom Beschluss bis zur Bio-Zertifizierung brauchten wir nur sechs Monate.
Oekolandbau.de: Wählen die Tischgäste jetzt mehr vegetarische und vegane Gerichte?
Denis Florschütz: Tatsächlich konnte der Anteil der verkauften vegetarischen und veganen Gerichte von 30 Prozent im Jahr 2019 auf 59 Prozent im Jahr 2023 erhöht werden. Das basiert auf freiwilligen Entscheidungen. Die Tischgäste können immer auswählen. Und natürlich gibt es auch bei uns noch viele Fleischfans. Doch der Zuspruch für Gerichte ohne Fleisch steigt, gerade auch bei den Flexitariern. Einfach weil es im Betriebsrestaurant ein attraktives Angebot an vegetarischen und veganen Gerichten gibt.
Oekolandbau.de: Wie haben Sie geeignete Bio-Lieferanten gefunden? Sind Sie als Teil eines großen Catering-Unternehmens nicht daran gebunden, die Produkte bei gelisteten Lieferanten einzukaufen? War das ein Problem?
Denis Florschütz: Ich konnte unseren Einkaufsleiter davon überzeugen, dass es in unserem Fall Sinn macht, wenn ich selber nach geeigneten Bio-Lieferanten suche. Dabei habe ich viel Unterstützung erfahren. Beispielsweise durch den Verein hamburg.bio e.V. und durch Bioland. Jetzt sind von mir ausgewählte Bio-Lieferanten bei uns im Unternehmen gelistet. Wenn sich ein weiterer Betrieb dafür entscheidet, auf Bio umzustellen, kann er diese Lieferanten direkt einbeziehen.
Oekolandbau.de: Hat für Sie eine Rolle gespielt, ein Netzwerk regionaler Lieferanten aufzubauen?
Denis Florschütz: Ja, auf jeden Fall. Deshalb sind wir auch mit Bioland eine Partnerschaft eingegangen. Denn Bio allein genügt uns nicht. Wir haben uns als Ziel gesetzt, die Bio-Produkte so regional wie möglich einzukaufen. Weil wir aber gleichzeitig die Anzahl der Lieferanten begrenzen müssen, haben wir uns regionale Händler gesucht, die eng mit regionalen Erzeugern zusammenarbeiten. Das hat sich bewährt.