Frankreich bringt mehr Bio in die Außer-Haus-Verpflegung

Frankreich bringt mehr Bio in die Außer-Haus-Verpflegung

Die Französinnen und Franzosen essen wieder vermehrt Bio-Gerichte in Kantinen und Restaurants, nachdem die Bio-Umsätze während der Pandemie eingebrochen sind. Staatliche Vorgaben und Netzwerke für die bioregionale Beschaffung unterstützen diesen Aufwärtstrend in der Gemeinschaftsverpflegung.

Seit vielen Jahren wächst der Anteil von Bio-Produkten in der französischen Außer-Haus-Verpflegung. Inzwischen werden rund acht Prozent der Ausgaben für Bio-Lebensmittel in Frankreich "hors domicile" getätigt, schätzt die Agence Bio in ihrem aktuellen Bericht zum Bio-Markt in Frankreich. Zwar gab es während der Pandemie auch in der AHV einen deutlichen Einbruch bei den Umsätzen. Aber im Jahr 2022 wurde mit 715 Millionen Euro Bio-Umsatz der bisherige Höchststand erreicht. Dabei entfallen rund 445 Millionen Euro auf die Gemeinschaftsverpflegung und etwa 270 Millionen Euro auf die Individualgastronomie. Der steile Aufstieg von 2021 auf 2022 um mehr als 17 Prozent dürfte – zumindest teilweise – durch einen Aufhol-Effekt nach der Pandemiezeit bedingt sein. Trotzdem gibt es in Frankreich einige wichtige Faktoren für mehr Bio in der AHV, die auch aus deutscher Sicht interessant sind.

Eine wichtige Rolle für den über die Jahre kontinuierlichen Anstieg spielen staatliche Vorgaben: Das EGALIM-Gesetz schreibt unter anderem vor, dass öffentliche Einrichtungen bei ihrer Verpflegung ab dem Jahr 2022 (mindestens) 20 Prozent Bio-Produkte einsetzen. Grundlage für die Berechnung sind die Netto-Einkaufspreise der Lebensmittel über ein Jahr inklusive Getränke. Noch erreichen nicht alle Schulen, Kitas, Kliniken und andere Kantinen dieses Ziel. "Trotzdem war und ist das EGALIM-Gesetz eindeutig ein wichtiger Treiber für die Einführung von Bio-Produkten in der Gemeinschaftsverpflegung", weiß Dr. Burkhard Schaer, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Ecozept. Ab dem 1. Januar 2024 gilt diese 20-Prozent-Marke auch für die private Gemeinschaftsverpflegung. Das dürfte nochmals dazu beitragen, den Bio-Anteil auf den Tellern der Kantinen zu erhöhen. Nach einer von Ecozept im Jahr 2023 durchgeführten Befragung ist das EGALIM-Gesetz für die Verantwortlichen in den Großküchen der wichtigste Grund, sich für Bio zu entscheiden.

Politische Ziele und bioregionale Beschaffungsplattformen

Viele für die öffentlichen Kantinen zuständigen Verwaltungseinheiten auf verschiedenen Ebenen (Kommunen, Departments, Regionen) verfolgen beim Bio-Einsatz noch ehrgeizigere Ziele als die nationalen Vorgaben. Positiv wirkt sich dabei aus, dass Ganztagesschulen in Frankreich eine viel längere Tradition haben. Die Strukturen für die Bio-Beschaffung in Frankreich haben sich seit vielen Jahren auf diesen Markt angepasst, wissen Camille Lacour und Michael Böhm von Ecozept.

In vielen Regionen Frankreichs gründeten sich zahlreiche regionale Bio-Erzeugergemeinschaften, die sich auf die Nachfrage der Außer-Haus-Verpflegung spezialisiert haben. Meist sind das Genossenschaften, die das Bio-Angebot bündeln, im Bereich der Verarbeitung nach Lösungen suchen und regionale Lieferketten aufbauen. Über eine Karte und die Postleitzahl finden interessierte Küchen auf einer Webseite in fast allen Regionen eine Beschaffungsplattform in ihrer Nähe. Beim digitalen Anspruch dieser Plattformen ist noch Luft nach oben – aber es gibt sie. Und inhaltlich ist der Anspruch konsequent: 100 Prozent Bio, lokal und saisonal.

Personalstellen für die Beratung und Vernetzung

Der französische Staat und die öffentlichen Einheiten auf verschiedenen Ebenen haben inzwischen zahlreiche Personalstellen geschaffen, um den Bio-Einsatz in der Gemeinschaftsverpflegung voranzubringen. "Man kann von mindestens einer Person je Departement ausgehen", schätzt Dr. Burkhard Schaer. Diese Personen vermitteln Informationen, beraten bei Ausschreibungen, vernetzen Wirtschaftsakteure und sorgen für Synergie zwischen den verschiedenen Verwaltungen. Aber (auch) Frankreich hat noch einen langen Weg vor sich, das 20-Prozent-Ziel zu erreichen. Wie in Deutschland braucht es hier einen gesellschaftlichen Konsens dafür, dass eine qualitativ hochwertige Gemeinschaftsverpflegung ihren Wert hat. "Zum Nulltarif ist die Umstellung auf Bio nicht zu haben", so Dr. Schaer, "auch wenn es viele Beispiele gibt, wo Bio kostenneutral eingeführt wurde. Aber am Ende gelingt das nur dort, wo das Personal hochqualifiziert ist, Zeit für Fortbildung und die Umsetzung hat und die Küchen für die Zubereitung frischer Rohwaren ausgerüstet sind."


Letzte Aktualisierung 18.07.2023

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