Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist eines der großen Ziele unserer Zeit. Täglich gehen viele für unser Ökosystem wichtige Pflanzen und Tiere verloren. Dabei handelt es sich keineswegs nur um Wildpflanzen und Wildtiere. Auch zahlreiche Nutztierrassen und Nutzpflanzensorten verschwinden zunehmend von unseren Äckern, Wiesen und aus unseren Ställen. In Deutschland waren im Jahr 2021 64 von 80 einheimischen Nutztierrassen gefährdet. Das heißt, von diesen Rassen existieren nur noch sehr wenige Tiere und Bestände oder es gibt kaum noch Züchterinnen und Züchter, die sich um ihren Erhalt kümmern. Hinzu kommen über 2.600 gefährdete Nutzpflanzenarten und -sorten.
Der Erhalt ist alles andere als Luxus. Denn sie bieten einen großen Fundus an genetischen Eigenschaften. Dieser ist von besonderem Nutzen, um veränderten Umweltbedingungen – verursacht zum Beispiel durch den Klimawandel – besser begegnen zu können.
Erhalten durch kommerzielle Nutzung
Mehrere Unternehmerinnen und Unternehmer haben in den vergangenen Jahren erfolgreich unter Beweis gestellt, dass man alte Nutztierrassen und Nutzpflanzensorten sehr gut erhalten kann, indem man sie einer wirtschaftlichen Nutzung zuführt. Sie haben erkannt, dass viele alte Pflanzensorten und Tierrassen verkaufsfördernde Merkmale besitzen, etwa weil sie besonders gut schmecken, außergewöhnlich aussehen oder besondere Inhaltstoffe enthalten. Zudem haben viele von ihnen eine spannende Geschichte zu erzählen. Diese Kombination aus besonderen Merkmalen und regionaler Tradition ist sehr wertvoll für die Vermarktung, denn sie ermöglicht es, die aus diesen Pflanzensorten und Tierrassen gewonnenen Lebensmittelspezialitäten vom üblichen Standard abzuheben.
Die "Wiederbelebung" regionaler Geschichten durch Lebensmittelspezialitäten fördert zudem die Identität in den ländlichen Gebieten und unterstützt die Image- und Markenbildung im Wettbewerb der Regionen untereinander. Somit werden Wertschöpfung und Beschäftigung in ländlichen Räumen mit Tradition und Geschichte sowie dem Erhalt biologischer Vielfalt verbunden.
Gute Chancen für die Öko-Branche
Besonders für die ökologische Landwirtschaft und Verarbeitung bietet die Nutzung alter Rassen und Sorten gute Chancen. Denn die ökologische Erzeugung setzt in der Regel nicht auf Maximalerträge, sondern stellt die Qualität in den Vordergrund. Das deckt sich gut mit dem Anbau alter Kultursorten, die eher niedrige Erträg erzielen, dafür aber mit weniger Nährstoffen zurechtkommen. Auch in der Haltung alter Tierrassen entspricht die ökologische Wirtschaftsweise mit viel Platz und Auslauf den Haltungserfordernissen bei alten Rassen.
Erfolgreiche Bespiele zeigen, dass es geht
Das nova-Institut und die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft haben im Rahmen des Projekts "AgroBioNet" 21 Praxisbeispiele identifiziert, in denen es gelungen ist, den Erhalt alter heimischer Nutztierrassen oder Nutzpflanzensorten erfolgreich mit regionaler Wertschöpfung zu verbinden.