Mutterkuhhaltung

Mutterkuhhaltung im ökologischen Landbau

Mutterkuhhaltung gilt in Deutschland noch immer als Sonderform der Rindfleischerzeugung: Obwohl sie weltweit das führende Verfahren in der extensiven Fleischrinderhaltung ist, wird diese natürliche Haltungsform hierzulande meist nachrangig zur intensiven Bullenmast angesehen.

Während in den alten Bundesländern Mutterkuhhaltung hauptsächlich im Zu- oder Nebenerwerb betrieben wird, sind in den neuen Bundesländern auch zahlreiche spezialisierte Mutterkuhbetriebe anzutreffen. Bei reinen Grünlandbetrieben findet man die Mutterkuhhaltung häufig in Grenzlagen. An ökologisch sensiblen Standorten nimmt die Bedeutung der Landschaftspflege mit Mutterkühen seit Jahren erkennbar zu. 

Vor allem im ökologischen Landbau erlangte die Mutterkuhhaltung in den letzten Jahren eine zunehmende Bedeutung. Sie kann dem Öko-Betrieb bei passenden Rahmenbedingungen neue Möglichkeiten eröffnen:

  • Mutterkuhhaltung passt gut zur ökologischen Grünlandnutzung und ist oft auf extensiven Grenzstandorten zu finden, wo die Milchviehhaltung keine ausreichenden Qualitäten findet. Der im System "ökologischer Landbau" anfallende Kleegras- bzw. Kleegemengeaufwuchs kann wirtschaftlich verwertet werden.
  • Die gleichzeitige Erzeugung von Wirtschaftsdünger wertet das im ökologischen Landbau beschränkte Nährstoffangebot auf. 
  • Vorhandene Altgebäude und Dauergrünland können ohne große Investitionen genutzt werden.

Mutterkuhhaltung und ökologischer Landbau – eine ideale Kombination?

Die Verfahren in der Mutterkuhhaltung kommen den Richtlinien der ökologischen Landwirtschaft im Regelfall sehr nahe. Ein höheres Raumangebot und eingestreute Haltungssysteme sind in den Mutterkuhbetrieben oft schon vor der Umstellung gegeben. In vielen Fällen sind die pflanzenbaulichen Herausforderungen für eine anerkannt ökologische Wirtschaftsweise (unter anderem keine Ampfer-Einzelpflanzenbekämpfung, keine Düngung mit Mineralstickstoff) mit vertretbarem Aufwand zu bewältigen. Selbst die Begrenzung des Viehbesatzes auf die Fläche ist für die überwiegende Anzahl der Mutterkuhbetriebe möglich, weil in der Regel das Grundfutter auf der eigenen Grünlandfläche erzeugt wird. Im Wesentlichen muss das Augenmerk von umstellungsinteressierten Mutterkuhbetrieben auf folgende Kriterien gerichtet werden:

  • Einsatz von Futtermitteln aus anerkannt ökologischer Erzeugung bzw. Futtermitteleinsatz entsprechend der Öko-Richtlinien,
  • Einhaltung des Platzbedarfs im Stall und gegebenenfalls im Auslauf,
  • und Einhaltung der Maßgaben zur Tiergesundheit.

Bestimmend für die Wirtschaftlichkeit der Mutterkuhhaltung sind auch im ökologischen Landbau:

  • eine hohe Reproduktionsrate,
  • gute Gewichtszunahme der Jungtiere,
  • geringer Aufwand und Kosten für Stall und Futter,
  • ausreichende Produktpreise,
  • und eine gute Flächenausstattung und hohe Gesamtsumme an Flächenbeihilfen.

Die mit einer Umstellung gegebenenfalls verbundenen höheren Erzeugungskosten resultieren bei gleicher Fütterungsintensität im Wesentlichen aus höheren Futter- und Flächenkosten. Da der Maisanbau in einer mehrgliedrigen Fruchtfolge ackerbaulich aufwendig ist, wird häufig die Grünland- und Kleegrasnutzung vorgezogen.

Welche Betriebe sollten eine Umstellung in Betracht ziehen?

Extensive Systeme

Bei Mutterkuhhaltern und -halterinnen mit guter Flächenausstattung, Grünland und Feldfutterbau als Futtergrundlage und Altgebäudenutzung ändert sich durch eine Umstellung nur wenig. Wenn Tiefstreu- oder Tretmistställe vorhanden sind, müssen die Flächenvorgaben der EU-Öko-Verordnung bei der Winterstallhaltung eingehalten werden. In vielen Bundesländern ist der Sommerweidegang für alle Tierarten obligatorisch. Kraftfutter und Futtergetreide ist in Öko-Qualität zuzukaufen. 

Intensive Systeme

Bei einer Mutterkuhhaltung mit Maisanbau, schweren Rassen (zum Beispiel Charolais) und eventuell in Kombination mit Bullenmast gestaltet sich die Umstellung schwieriger, vor allem hinsichtlich der Unkrautbekämpfung im Maisanbau und der Wirtschaftlichkeit der Rindfleischerzeugung. Gerade in diesen Systemen bedeuten Stallumbaumaßnahmen und Erweiterung des Platzangebotes eine Verringerung des Bestandes. Diese verursachen zusätzliche Kosten, beziehungsweise senken die Reinerträge des Produktionsverfahrens.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht müssen bessere Absatzpotenziale sowie zusätzliche Ausgleichszahlungen und Preisaufschläge die beschriebenen Aufwendungen kompensieren. Extensive Mutterkuhbetriebe können eine solche Gleichgewichtssituation in vielen Bundesländern herstellen. Ergeben sich daneben zusätzliche Absatzpotenziale über ökologische fleischverarbeitende Betriebe, arbeitsteilig organisierte Direktvermarktung oder durch handwerkliche Metzgereien, die zum Beispiel Jungmastrinder aus der Mutterkuhhaltung nachfragen, lassen sich auch Gewinne realisieren. 


Letzte Aktualisierung 08.12.2022

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