Als Dachverband und Förderverein des ökologischen Landbaus in Thüringen setzt sich das Thüringer Ökoherz dafür ein, dass es künftig mehr Bio-Landwirtinnen und -Landwirte gibt. Deshalb organisiert er die berufsbegleitende Fortbildung "Geprüfte Berufsspezialistin / Geprüfter Betriebsspezialist für ökologischen Landbau".
Nach einer erfolgreichen Pilot-Durchführung in den Jahren 2019 bis 2021 befindet sich diese Fortbildung zurzeit im zweiten Durchgang. "Unsere Zielgruppe umfasst sowohl Quereinsteiger als auch Landwirtinnen und Landwirte, die sich in der ökologischen Landwirtschaft weiter qualifizieren möchten", sagt Mia Schoeber, die die Fortbildung beim Thüringer Ökoherz organisiert.
Die Teilnehmenden kommen aus ganz Deutschland und haben eine sehr unterschiedliche berufliche Vorgeschichte. Der gemeinsame Nenner: Alle Teilnehmenden sind bereits zu Beginn der Fortbildung in der Landwirtschaft tätig, möchten ihr praktisches Wissen über die ökologische Wirtschaftsweise vertiefen und sich vernetzen.
Öko im Fokus
Dies geschieht über einen Zeitraum von etwa anderthalb Jahren in insgesamt 15 Modulen, die sich um die Themenkomplexe Betriebswirtschaft, Tierhaltung, Ackerbau, Gartenbau, Vermarktung und Klimaschutz drehen und jeweils drei bis vier Tage umfassen.
Außergewöhnlich dabei ist, dass der Unterricht an verschiedenen zum jeweiligen Thema passenden Orten in und rund um Thüringen stattfindet. Dies ist jedoch kein Unterricht im klassischen Sinn: "Wir achten sehr auf Praxisbezug durch die Vermittlung von Lehrinhalten auf dem Betrieb und darauf, immer wieder Gruppenarbeit einzubauen", sagt Mia Schoeber. "Bei uns steht die ökologische Landwirtschaft im Mittelpunkt und unsere Referentinnen und Referenten kommen alle aus der ökologischen Branche, zum Beispiel aus Bio-Verbänden, wissenschaftlichen Einrichtungen und Praxisbetrieben."
Voraussetzungen
Grundsätzlich kann jeder die Fortbildung absolvieren. Praktische Vorerfahrungen sind von Vorteil, aber erst dann Voraussetzung, wenn man den staatlich anerkannten Abschluss "Geprüfte/r Berufsspezialist/-in für ökologischen Landbau" erwerben möchte. In diesem Fall ist je nach Vorbildung eine halbjährige bis dreijährige praktische Berufserfahrung in der Landwirtschaft nachzuweisen. Die Fortbildung schließt mit einer Prüfung ab, bei der Wissen in den Themenbereichen "Verfahren des Pflanzenbaus und der Tierhaltung", "Der ökologische Betrieb" sowie "Vermarkten von ökologischen Produkten und Kundenberatung" abgefragt wird.
Finanziell getragen wird der aktuelle Durchgang durch eine Verbändeförderung von Umweltbundesamt, Sponsoren sowie Teilnehmergebühren.
Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft sei man dabei, das Angebot weiterzuentwickeln, sich zu vernetzen und Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen, um die Fortbildung langfristig etablieren zu können, ergänzt Mia Schoeber.
Die Teilnehmenden bringen das in der Fortbildung erworbene Wissen auf sehr unterschiedliche Art und Weise in ihr Berufsleben ein. "Manche nutzen es, um einen eigenen Ökobetrieb zu gründen. Andere arbeiten bereits in einem solchen Betrieb, haben ihre Ausbildung aber in der konventionellen Landwirtschaft gemacht und profitieren nun davon, dass sie ihre Kenntnisse im Ökobereich vertiefen konnten", erläutert die Projektverantwortliche. Als weiteres Beispiel erwähnt sie Teilnehmende aus dem laufenden Kurs, die die Aufgabe übernommen haben, einen Teil des konventionellen Betriebs, in dem sie arbeiten, auf ökologische Landwirtschaft umzustellen.
Lücke geschlossen
Und ein weiterer Aspekt ist ihr wichtig: "Die Integration von mehr Bio in der beruflichen Bildung und Weiterbildung ist eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Fachlich gut ausgebildete Öko-Landwirtinnen und -Landwirte sind eine wichtige Säule für eine Ausweitung des ökologischen Landbaus. Wir haben schon oft die Rückmeldung bekommen, dass es hier vor allem an niedrigschwelligen Angeboten für Quereinsteiger fehlt. Mit unserer Fortbildung schließen wir ein Stück weit diese Lücke." Der nächste Durchgang startet im Herbst 2023.
