Bezieht man den höheren Energieeinsatz jedoch auf den Ertrag, gleichen sich die Unterschiede zwischen den beiden Anbauverfahren wieder an. Der Grund: Die untersuchten Bio-Betriebe erreichten im Schnitt nur etwa 60 Prozent der üblichen konventionellen Erträge.
Auch die Milchviehhaltung ist ein wichtiger Faktor bei der Entstehung klimaschädlicher Gase. Problematisch ist vor allem die Bildung von Methan, das etwa 25-mal klimaschädlicher ist als CO2. Methan entsteht vor allem bei Verdauung der Kühe und bei der Lagerung und Ausbringung von Gülle und Mist.
Bei den Treibhausgasen pro erzeugtem Kilogramm Milch schneiden Bio-Betriebe etwas besser ab als konventionelle Betriebe. Vorteile ergeben sich durch eine weniger energieintensive Futtererzeugung und –lagerung im Öko-Landbau. Ähnlich wie bei den Erträgen im Ackerbau gleicht sich dieser Vorteil wieder nahezu aus aufgrund der deutlich geringeren Durchschnittsleistungen in der ökologischen Milchviehhaltung.
Humusaufbau spricht für den Öko-Landbau
Der größte Vorzug des Öko-Landbaus in Bezug auf den Klimaschutz zeigt sich bei den Humusbilanzen. Denn Böden speichern riesige Mengen an Kohlenstoff. Das gilt insbesondere für Moorböden, von denen in Deutschland knapp 80 Prozent als Grünland und zum Teil auch für den Ackerbau genutzt werden. Circa 98 Prozent der CO2-Nettoemissionen stammen aus entwässerten Moorböden, obwohl sie nur fünf Prozent der Fläche ausmachen.
Fachleute schätzen, dass ein durchschnittlicher Boden im gemäßigten Klima während einer 50-jährigen, intensiven Bewirtschaftung etwa 30 bis 50 Prozent seines Kohlenstoffs verliert. Umso wichtiger ist eine humusfördernde Bewirtschaftung, da beim Humusaufbau Kohlendioxid gebunden wird, während der Abbau zur Freisetzung von CO2 führt.
In der BÖL-Studie ermittelte das Forschungsteam für die untersuchten ökologischen Gemischtbetriebe mit Milchvieh ein "Potenzial zum Humusaufbau", während für die Biomarktfruchtbetriebe etwa gleichbleibende Humusgehalte geschätzt wurden. Konventionelle Marktfruchtbetriebe hatten dagegen ein negatives Humussaldo.
Vielfältige Fruchtfolgen mit Kleegras fördern CO2-Bindung
Der Grund dafür sind vor allem die meist vielfältigeren Fruchtfolgen im Öko-Landbau mit humusfördernden Kulturen wie Kleegras und weniger Hackfrüchten, die stark humuszehrend wirken. Zudem wird im Öko-Landbau mehr organischer Dünger in Form von Mist oder Kompost zugeführt, der den Humusgehalt zusätzlich stabilisiert.
Allerdings machte die Studie auch deutlich, wie groß der Einfluss des einzelbetrieblichen Managements auf die Entstehung klimarelevanter Gase ist. Denn bei der Gesamtmenge der erzeugten Treibhausgase gab es innerhalb der beiden Gruppen "konventionell" und "bio" sehr große Unterschiede. Gut gemanagte konventionelle Betriebe, die mit geringen Stickstoffverlusten arbeiteten, schnitten zum Teil sogar besser ab als weniger gut geführte Bio-Betriebe.
Unter dem Strich schneiden die Bio-Betriebe aber sowohl bei den flächenbezogenen Treibhausgasemissionen, als auch bei den produktbezogenen Emissionen besser ab. Dieser Vorteil basiert vor allem auf einem humusschonenden Ackerbau, einer wesentlich effizienteren Nutzung des verfügbaren Stickstoffs und den Verzicht auf energieaufwändig hergestellte Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmittel.
Noch viel Verbesserungspotenzial
Dennoch gibt es im Öko-Landbau genauso wie in der konventionellen Erzeugung noch viel Potenzial zur Optimierung der Klimabilanz, vor allem durch das einzelbetriebliche Management. Dazu gehört zum Beispiel, Moorböden nach und nach aus der Nutzung zu nehmen und wieder zu vernässen. Zudem schwächen die geringen Erträge und Milchleistungen die positiven Effekte des Öko-Landbaus ab. Neben höheren Erträgen und Tierleistungen sollten Betriebe auch möglichst geschlossene Nährstoffkreisläufe mit Tierhaltung und Ackerbau anstreben und Stickstoffverluste vermeiden. Auch vielfältige Fruchtfolgen mit hohen Kleegrasanteilen unterstützen eine klimaschonende Lebensmittelerzeugung.