Mechanische Unkrautregulierung

Mechanische Unkrautregulierung

Reichen die vorbeugenden Maßnahmen nicht aus, stehen im Öko-Landbau eine Reihe von Geräten zur mechanischen Unkrautregulierung zur Verfügung.

Ganzflächige Unkrautregulierung mit dem Striegel

Ein sehr wichtiges Gerät zur Unkrautregulierung im Öko-Landbau ist der Striegel. Er arbeitet ganzflächig – das heißt, unabhängig von den Pflanzreihen – und kommt vorzugsweise in Getreide, Mais und Körnerleguminosen zum Einsatz. Aber auch der Einsatz in empfindlicheren Kulturen wie Zuckerrüben ist die Anwendung grundsätzlich möglich und häufig auch sinnvoll, wie Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachen zeigen.

Die Wirkung des Striegels beruht vor allem auf dem Verschütten und Entwurzeln der noch jungen Unkräuter. Wichtig ist es daher, dass man die Unkräuter im frühen Fädchen- bis Keimblattstadium trifft. Laut Deutscher Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) können in diesen Stadien Wirkungsgrade von über 80 Prozent je Durchgang erzielt werden. Bei größeren Unkräutern, etwa ab dem ersten bis zweiten Laubblattpaar, lässt die Wirkung des Striegels deutlich nach.

Feldvorbereitungen

Damit die noch jungen Unkräuter erfolgreich verschüttet werden können, müssen alle Bearbeitungsmaßnahmen darauf ausgerichtet sein, eine möglichst krümelige Oberfläche zu sichern. Insbesondere die Kalk- und Humusversorgung spielen dabei eine zentrale Rolle und sind eine wichtige Voraussetzung für eine optimale Striegelwirkung. Die Saatbettbereitung darf aber nicht zu fein sein, weil sonst – insbesondere bei schluffigen Böden – das Risiko der Verschlämmung besteht und die Schüttwirkung des Striegels gemindert wird. Ein möglichst ebenes Saatbett ist hilfreich, damit der Striegel in der Bearbeitungstiefe gut einstellbar ist.


Film an: Maschinenvorführung zur mechanischen Unkrautbekämpfung


Einstellung

Moderne Striegel sind heute sehr präzise einzustellen und somit auch für den Einsatz in empfindlicheren Kulturstadien geeignet. Die gewünschte Intensität des Striegels lässt sich über die Arbeitsgeschwindigkeit, die Arbeitstiefe und – je nach Ausführung – über die Federvorspannung oder den Anstellwinkel der Zinken variieren.

Die Striegeleinstellungen samt Arbeitsgeschwindigkeit müssen allerdings auf dem Acker fortlaufend kontrolliert und bei Bedarf angepasst werden, um einen hohen Wirkungsgrad zu erzielen und Kulturpflanzenverluste auf ein Minimum zu reduzieren. Der Zeitaufwand für die korrekte Einstellung der Geräte sowie für die regelmäßige Kontrolle ist nicht unerheblich und wird häufig unterschätzt.

Doch selbst, wenn der Striegel optimal eingestellt ist: Ganz ohne Verluste geht es nicht. Diese sollten daher bereits bei der Aussaat mit einkalkuliert werden. Je nach Kultur und Boden können die Verluste bei ein bis fünf Prozent liegen.

Zeitpunkt des Striegelns

Die Wahl des richtigen Zeitpunktes entscheidet über den Erfolg der Unkrautregulierung. Die Wirkung des Striegels ist umso besser, je früher die Maßnahme ausgeführt wird. Besonders effizient kann – sofern die Witterung mitspielt – das sogenannte Blindstriegeln sein. Mit dieser Maßnahmen kann die Unkrautkonkurrenz im frühesten Stadium noch vor dem Auflaufen der Kulturpflanzen dezimiert werden. Insbesondere bei tiefer gesäten Arten – zum Beispiel Kör-nerleguminosen oder Mais – kann der Wachstumsvorsprung der näher an der Bodenoberfläche keimenden Unkräuter zu deren einfachen Beseitigung genutzt werden.

Nach dem Durchstoßen der Bodenoberfläche müssen die Kulturpflanzen erst einmal geschont werden, bis sie ausreichend Wurzeln gebildet haben und kräftig genug sind. In dieser Phase sollte, wenn überhaupt, nur sehr vorsichtig gestriegelt werden, damit die Kulturpflanzen keinen Schaden nehmen. Diese Phase ist von Kulturart zu Kulturart unterschiedlich lang.

Zusatznutzen des Striegels

Infolge des Striegeleinsatzes wird der Boden besser durchlüftet, was sich meist auch deutlich auf die Stickstoffmineralisierung auswirkt. Beim Getreide wird zusätzlich die Bestockung angeregt.

Die Witterungsbedingungen haben einen wesentlichen Einfluss auf die zur Verfügung stehenden Zeitfenster zum Striegeln. So ist zum Beispiel in taunassen Beständen ein Striegeleinsatz frühmorgens nur eingeschränkt oder gar nicht möglich, denn die Bodenoberfläche muss abgetrocknet und schüttfähig sein. Unbeständige Witterungsphasen mit viel Regen lassen meist gar keinen Einsatz mechanischer Verfahren zu. Regelmäßige Schlag- und Wetterbeobachtungen sind daher sehr wichtig, um die Striegelmaßnahmen zielgerichtet planen und durchführen zu können.

Einsatz des Striegels in verschiedenen Kulturen

Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) hat im Mai 2022 Merkblätter zur mechanischen Unkrautregulierung (unter anderem zum Striegeln) in Getreide, Hackfrüchten und Leguminosen herausgegeben:

Weitere reihenunabhängige Systeme

Ein Gerät, das ganzflächig wie der Striegel, aber auch reihenabhängig arbeiteten kann, ist die Sternrollhacke. Mit ihr wird das Unkraut in erster Linie gelockert, entwurzelt und verschüttet. Eine Sonderform der Sternrollhacke ist die sogenannten Rotary Hoe oder Rotorhacke. Die sternförmig abrollenden Werkzeuge dieses Geräts stechen mit ihren löffelartigen Spitzen senkrecht in den Boden ein. Dabei brechen sie verkrustete Bodenoberflächen auf und lockern und belüften den Boden. Die Rotorhacke spielt somit ihre Stärke besonders auf verschlämmten, verkrusteten, lehmigen und tonigen Böden aus.

An den Regulierungserfolg eines Zinkenstriegels kommt die Sternrollhacke meist jedoch nicht heran. Sie stellt aber eine gute Ergänzung zum Striegel dar, denn sie ermöglicht mit einer ho-he Arbeitsgeschwindigkeit von 15 bis 20 km/h eine hohe Flächenleistung.

Filme zum Thema Striegeln

Das Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie bietet eine Filmreihe zum Striegeln an.

Zu den Filmen

Unkrautregulierung zwischen den Reihen

Bei Zuckerrüben und Mais, insbesondere aber beim ökologischen Gemüsebau ist die mechanische Unkrautregulierung zwischen und innerhalb der Pflanzenreihen weit verbreitet. Der Markt hält hier ein umfangreiches Angebot an gezogenen und/oder angetriebenen Maschinen und Geräten bereit.

Der Standard: Scharhacke

Das am häufigsten eingesetzte Hackgerät ist die Scharhacke. Das liegt daran, dass sie einfach im Aufbau, robust und im Vergleich zu anderen mechanischen Verfahren günstig in der Anschaffung ist. Die Scharhacke ist für alle Reihenweiten verwendbar und reguliert Unkräuter in verschiedensten Entwicklungsstadien. Zur präzisen Steuerung des Geräts und bei großen Arbeitsbreiten ist es notwendig, die Maschine entweder manuell durch eine zweite Arbeitskraft zu führen oder mit sensorbasierten Reihenführungssystemen auszustatten.

Scharhacken können mit unterschiedlichen Zinkenformen (gefederte Zinken, starre Zinken oder Vibromessern) ausgestattet werden. Diese werden zur Bearbeitung der Zwischenreihen meist über ein Parallelogramm am Rahmen aufgehängt. Verschiedene an den Zinken montierte Schare sorgen dafür, dass die Unkräuter kurz unter der Erdoberfläche abgeschnitten oder verschüttet werden. Der Anstellwinkel der Schare zum Boden entscheidet über die Schnittqualität beziehungsweise die Menge an aufgeworfener Erde. Hier gilt: Je flacher der Anstellwinkel, desto sauberer das Schnittbild und geringer der Erdaufwurf.

Um den Regulierungseffekt zu erhöhen, können die Hackschare mit Zusatzgeräten kombi-niert werden. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel die Kombination mit Reihenstriegeln, die den Wende- und Mischeffekt deutlich verstärken und das Austrocknen und Absterben der Unkräuter beschleunigen.

Die Rahmenhöhe der heutigen Geräte erlaubt eine Unkrautbekämpfung bis zu einer Pflanzenhöhe von etwa 70 Zentimetern. Die Parallelogramme ermöglichen eine exakte Tiefenführung jedes Aggregates. Befinden sich die Kulturpflanzen in einem frühen Entwicklungsstadium, müssen sie durch Hohlschutzscheiben oder Seitenbleche vor dem Verschütten geschützt werden. In späteren Stadien ist der Häufeleffekt zur Unkrautverschüttung in die Reihe erwünscht.

Sternrollhacke

Mit der Sternrollhacke ist ein reihenunabhängiges Arbeiten (siehe oben) ebenso möglich wie der Einsatz im Zwischenreihenbereich. Variabel einstellbare, vertikale Sternräder können, je nach Schräge und Richtung des Anstellwinkels, mehr oder weniger intensiv an- und abhäufeln.

Trennhacke

Bei der Trennhacke werden Hackschare mit hydraulisch angetriebenen Rotorstriegeln kombiniert. Ein Gänsefußschar hebt und lockert die Erde, ein nachfolgendes Rotorstriegelelement bearbeitet und separiert Unkraut und Boden. Die Intensität der Bearbeitung lässt sich über die Rotordrehzahl anpassen. Die Trennhacke eignet sich für den Einsatz in vielen Kulturen.

Hackbürste

Bei der Hackbürste sorgen je nach Bauart querliegende oder senkrecht stehende Nylonbürsten dafür, dass die Unkräuter ausgerissen und oberflächlich abgelegt werden. Wegen der hohen Anschaffungskosten und der geringen Flächenleistung spielen Hackbürsten in Flächenkulturen keine Rolle. Im Gemüsebau sind sie häufiger zu finden.

Reihenfräse

Die Fräsmesser der Reihenfräse schneiden das Unkraut ab, reißen es aus und verschütten es. Diese Geräte werden überwiegend im Gemüsebau eingesetzt. Wegen der hohen An-schaffungskosten, der geringen Flächenleistung und der intensiven Bearbeitung des Bodens – verbunden mit dem Risiko der Verschlämmung – sind Reihenfräsen nicht zu empfehlen für Flächenkulturen wie Mais oder Zuckerrüben.

Unkrautregulierung in der Reihe

Die Effizienz der Unkrautregulierung in der Reihe entscheidet in vielen Fällen über den wirt-schaftlichen Erfolg der Hackfruchtkultur. Jeder Zentimeter, der nicht von Hand bearbeitet werden muss, spart kostbare Stunden. Deshalb wird auf verschiedensten Ebenen an der Verbesserung der zur Verfügung stehenden Methoden gearbeitet. Moderne sensor- und satellitengesteuerte Systeme ermöglichen heute schon ein sehr exaktes arbeiten auch in der Reihe.

Um den Wirkungsgrad der mechanischen Unkrautkontrolle zu steigern, empfiehlt es sich, Geräte zur Zwischenreihenbearbeitung mit Werkzeugen, die in die Kulturpflanzenreihe greifen, zu kombinieren. Bewährt haben sich zum Beispiel die Fingerhacke oder die Torsionshacke.

Fingerhacke

An einer Metallscheibe befestigte flexible Fingersterne in unterschiedlichen Härtegraden greifen – durch Bodenantrieb bewegt – von beiden Seiten in die Kulturpflanzenreihe, reißen Unkräuter heraus und verschütten sie. Die Fingerhacke ist einsetzbar, sobald die Kulturen genügend verwurzelt sind.

Torsionshacke

Zwei Federzinken, deren Enden zur Reihe hin gebogen sind und leicht vibrieren, laufen links und rechts an der Pflanzenreihe entlang und entfernen die Unkräuter. Bei Kulturpflanzenkontakt weichen sie aus. Die Wirkungshärte der Zinken kann eingestellt werden. Die Torsionshacke wird immer in Kombination mit einer Scharhacke eingesetzt und ist für zahlreiche Kulturen geeignet.

Weitere Informationen

Detaillierte und umfassende Informationen zu der aktuell für die landwirtschaftliche Praxis verfügbaren Striegel- und Hacktechnik finden sich in einem Merkblatt der Deutschen Land-wirtschafts-Gesellschaft (DLG):

DLG-Merkblatt 449 - Mechanische Unkrautregulierung – Technik für die Praxis

Ausführliche Informationen darüber, welche Technik sich jeweils am besten für Hackfrüchte, Leguminosen und Getreide eignet, in welchen Entwicklungsstadien diese am besten einsetzbar ist und auf was im Einzelnen alles geachtet werden muss, finden sich in drei weiteren Merkblättern der DLG:

FiBL-Filme: Geräte zur mechanischen Unkrautregulierung im Bio-Gemüsebau

Zwei Film des Forschungsinstitutes für Biologischen Landbau (FiBL) zeigen praxiserprobte Geräte zur Unkrautregulierung im professionellen Gemüsebau.


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