Dem Wasser auf der Spur: Umweltbildung auf dem Biohof Bakenhus

Dem Wasser auf der Spur: Umweltbildung auf dem Biohof Bakenhus

Auf dem Demonstrationsbetrieb Biohof Bakenhus gibt es viel zu entdecken: Der regionale Wasserversorger betreibt dort aktive Umweltbildung rund um das Thema Öko-Landbau und Grundwasserschutz. Schulklassen aber auch andere Interessierte erleben dort auf einem Lehrpfad, in einem "Escape Waterstress Parcours" oder einer Schatzsuche hautnah die Vorteile des Öko-Landbaus.

Eine gelb angestrichene Kuh empfängt neben einem großen blauen Tor in der Form eines Wassertropfens alle Gäste auf dem Biohof Bakenhus, südlich von Oldenburg. Mitten im Wasserschutzgebiet Großenkneten liegt der Hof vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV). Schnell wird klar: Hier dreht sich alles um Wasser-, Bodenschutz und Landwirtschaft. Interessierte aller Altersgruppen lernen hier, woher das Wasser aus der Leitung kommt, wie es aufbereitet und geschützt werden kann und vor allem wie Wasserschutz und ökologische Landwirtschaft zusammenhängen.

In der Region wird deutlich, wie sehr sich die Bewirtschaftungsform auf das Grundwasser und damit unser Trinkwasser auswirkt: In den Landkreisen Oldenburg, Cloppenburg und Vechta kommen auf eine Einwohnerin oder einen Einwohner etwa 100 Nutztiere – nicht ohne Grund wird auch vom "Silicon Valley der Fleischproduktion" gesprochen. Durch die intensive Nutztierhaltung ist die Nitratbelastung des Grundwassers durch Mist und Gülle entsprechend hoch.

Öko-Landbau schützt das Grundwasser

Der Biohof Bakenhus sticht da wie ein kleines gallisches Dorf heraus: Im Jahr 1995 erwarb der OOWV das Gelände und stellte den Hof 1997 auf ökologische Bewirtschaftungsweise um. Mittlerweile ist der Hof nach den Richtlinien des Anbauverbands Bioland zertifiziert und seit 2003 an den Landwirt Gustav Wolters verpachtet. Die Folge der Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung mit flächengebundener Tierhaltung? Die Nitratwerte im oberflächennahen Grundwasser gingen auf dem Hofgelände sichtbar zurück und liegen unter dem gesetzlichen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter.

Von den guten Werten auf dem Biohof Bakenhus profitiert die gesamte Region, schließlich liegt der Hof mitten im Trinkwasserschutzgebiet des OOWV: Direkt neben den Weideflächen der rund 100 Aberdeen-Angus Rinder liegen Brunnen, aus denen das Grundwasser in das zwei Kilometer entfernte Wasserwerk geleitet wird. Trotz der sandigen Böden, durch die einerseits relativ schnell neues Grundwasser entsteht, sickern andererseits dank der flächengebundenen Tierhaltung keine erhöhten Nitratmengen ins Grundwasser ein.

Ein Bio-Hof als außerschulischer Lernort

Neben der aktiven Förderung des Öko-Landbaus spielt die Umweltbildung eine wichtige Rolle im Grundwasserschutzkonzept des Wasserverbands: Der Biohof Bakenhus ist einer von drei anerkannten außerschulischen Lernorten des Verbands, an dem sich alles ums Wasser dreht. Alle Bildungsangebote orientieren sich an den Kriterien einer Bildung für Nachhaltigen Entwicklung (BNE). Zusätzlich gehört der Hof auch bereits seit 2001 zum Netzwerk der Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau.

Hinter dem großen Wassertropfen am Hofeingang beginnt ein Lehrpfad: Zahlreiche Infotafeln klären über den Wasserkreislauf und -haushalt, Überdüngung und die Vorteile des Öko-Landbaus in puncto Grundwasserschutz auf. Ein Bodenprofil und ein großer Bodenwürfel bringen den Gästen das Bodenleben und den wertvollen Humus näher. In den Ställen und auf den Weiden erleben die Gäste hautnah die Lebensbedingungen der Nutztiere auf einem Bio-Hof.

Bildung für nachhaltige Entwicklung

Ziel einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist es, dass Menschen aktiv und eigenverantwortlich ihr Lebensumfeld und ihre Zukunft mitgestalten – orientiert an den Werten einer nachhaltigen Entwicklung. Der Fokus liegt dabei auf handlungsorientiertem Lernen und der Ausbildung von Gestaltungskompetenzen.

"Wir sehen hier, dass Öko-Landbau funktioniert, Wasser schützt und zur Aufklärung beitragen kann," erklärt Andrea Hoeber. Die Ökologin ist Teil des Bildungsteams des OOWV auf dem Biohof Bakenhus. Zusammen mit Christiane Rohrer hat sie seit 2022 die Standortverantwortung im Bereich Umweltbildung auf dem Hof inne. Bei ihnen sind alle Schulklassen aus der Region willkommen. Aber auch Unternehmen oder sogar Seniorengruppen wollen mehr über den ökologischen Wasserschutz lernen. "Wir freuen uns über jeden interessierten Gast", so Hoeber.

Im Seminarraum mit bis zu 60 Plätzen kann das Erlebte vertieft werden. Das angebotene Bio-Frühstück macht Wasserschutz durch Öko-Landbau für alle Besuchergruppen dazu noch "schmeckbar".

Escape Waterstress Parcours: Mit welchen Entscheidungen kann das Trinkwasser gerettet werden?

Für angemeldete Gruppen ab der 10. Jahrgangstufe gibt es eine besondere Herausforderung: In einem "Escape Waterstress Parcours" stehen die Teilnehmenden vor der – nicht einfachen – Aufgabe, das Trinkwasser in der Zukunft zu retten. Angelehnt an das Konzept eines Escape Rooms müssen sie dafür innerhalb einer Stunde verschiedene Rätsel lösen, Hinweise finden und in fünf Herausforderungen wichtige Entscheidungen treffen, die das Wasser retten – oder in einer Katastrophe enden können. "Es gibt kein richtig oder falsch bei diesem Bildungsprogramm. Den Gästen soll bewusstwerden, dass jede Entscheidung Konsequenzen hat", verdeutlicht Hoeber den pädagogischen Wert des Programms.

Ausgestattet nur mit einer Karte des Hofes starten bis zu vier Gruppen gleichzeitig. Auf dem Hof und in einem gut versteckten Karton finden sie Hinweise und Rätsel, um an die fünf Herausforderungen zu gelangen.

Im Anschluss diskutieren die Teilnehmenden im Seminarraum die Ergebnisse. Je nach getroffener Entscheidung haben die Teams in den Kategorien "lokaler Wasserschutz", "globaler Wasserschutz" oder "Klimaschutz" Punkte gesammelt – oder aber für eine Katastrophe gesorgt. "Teilweise hatten wir schon sehr emotionale Diskussionen, bei denen es hoch herging", beschreibt Hoeber die Abschlussrunden. "Letztlich wollen wir niemanden zu irgendetwas zwingen, sondern die Schülerinnen und Schüler aufklären und zum Nachdenken animieren." Umweltbildung sei eine Investition, die sich langfristig auszahle, macht sie deutlich.

Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband - OOWV

Der OOWV ist der flächengrößte Wasserverband in Deutschland: Über 1,1 Millionen Menschen zwischen der Nordseeinsel Langeoog und den Dammer Bergen südlich von Vechta beziehen ihr Wasser vom OOWV. Mit einem dreiteiligen Wasserschutzkonzept kommt der Verband seiner Verpflichtung nach, das lokale Grundwasser für die eigene Trinkwassergewinnung zu schützen. Neben den drei Bausteinen "Kooperation", "Aufforstung" und "Öko-Landbau" spielt die Umweltbildung eine wichtige Rolle. Von über 900 Mitarbeitenden sind 20 Personen nur für den Bildungsbereich zuständig. Der Biohof Bakenhus ist einer von drei Lernstandorten.


Letzte Aktualisierung 21.03.2024

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