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Wissenschaftstagung: Die Transformation gemeinsam voranbringen

Anfang März 2024 traf sich Fachpublikum aus ganz Deutschland und den Nachbarstaaten zur Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). In mehr als 200 Beiträgen ging es darum, wie wir Landwirtschaft und Ernährung nachhaltiger gestalten können. Rund 520 Teilnehmende diskutierten mit. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau Deutschland (FiBL) veranstaltete die Fachtagung. Mitveranstaltende waren die Justus-Liebig-Universität Gießen und das dortige Zentrum für Nachhaltige Ernährungssysteme.

Logo des FiBL

Selbst der Bahnstreik, der mitten in die 17. Wissenschaftstagung (WiTa) platzte, hielt nur Wenige davon ab, an der Uni Gießen Forschung auf höchstem Niveau zu erleben. "Landwirtschaft und Ernährung –Transformation macht nur gemeinsam Sinn" lautete das diesjährige Tagungsmotto. Ein Schwerpunkt war es, das Thema Agrar- und Ernährungswende mit der Praxisforschung zu verbinden.

Landwirtschaft und Ernährung zusammen denken

"Diese WiTa war ganz besonders, weil wir mit Landwirtschaft und Ernährung zwei Bereiche zusammen gedacht haben. In über 200 wissenschaftlichen Beiträgen entlang der gesamten Wertschöpfungskette brachten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen viele Zielkonflikte auf den Punkt und diskutierten intensiv Lösungsmöglichkeiten", resümiert Professor Andreas Gattinger, Leiter des wissenschaftlichen Komitees der Tagung und Professor für Ökologischen Landbau an der JLU. "Die Forschungsergebnisse zeigen, dass es kein Patentrezept gibt. Manchmal ist es kompliziert", sagt Gattinger. "So haben Milchkühe mit Weidegang gegebenenfalls eine schlechtere CO2-Bilanz als solche, die ausschließlich im Stall gehalten werden. Tierwohl und Klima stehen hier im Zielkonflikt.

Ein anderes Beispiel: Die Hähne von Zweinutzungshühnern verzehren hohe Mengen an wertvollem Bio-Futter und sind so weniger ressourceneffizient. Dennoch gelten – zumindest für die Bio-Branche – die Zweinutzungshühner als Königsweg, um Gesundheit und Wohl der Tiere zu garantieren und bei zukünftig zurückgehendem Fleischkonsum gleichermassen Ei und Fleisch mit weniger Tieren zu ermöglichen."

Keynotes stiften Ideen

Vor allem die Keynotes, beispielsweise von Prof. Matthias Gauly von der Freien Universität Bozen, Prof. Ramona Teuber von der JLU Gießen und Prof. Harald Grethe von der Humbold Universität Berlin, gaben Impulse dazu, wie die Transformation von Landwirtschaft und Ernährung gelingen kann. Die Anforderungen des Handels, die Maßnahmen der Politik, informierte Verbraucherinnen und Verbraucher: viele Räder müssen ineinandergreifen und helfen im Transformationsprozess.

"All das ist schon auf dem Weg, aber noch lange nicht am Ziel", sagt Vera Bruder, verantwortlich für die Organisation der WiTa beim FiBL Deutschland und fügt hinzu: "Mit der WiTa 2024 boten wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie weiteren Akteurinnen und Akteuren eine große Plattform, um sich über Fachthemen auszutauschen und Inspirationen für ihre Forschung zu tanken. In diesem Jahr haben zudem sehr viele Nachwuchs-Forscherinnen und -Forscher ihre Projektergebnisse eingebracht."

Unter den Referentinnen und Referenten der WiTa waren auch zahlreiche Fachleute von FiBL Schweiz, FiBL Deutschland, FiBL Österreich und der JLU vertreten, unter anderem in den Bereichen Bodengesundheit, Tierwohl, Tierzucht und Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit und -qualität sowie Umweltleistungen des Bio-Landbaus.

Ehrung Professor Leitzmann

Ein Highlight am Ende des ersten Tages der WiTa war die Ehrung des Lebenswerks von Prof. Claus Leitzmann. Der heute 91-Jährige war von 1974 bis 1998 am Institut für Ernährungswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig. Er gilt als Pionier der Vollwert- und vegetarischen Ernährung und legte mit seiner Arbeit den Grundstein für eine wissenschaftliche und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema der nachhaltigen Ernährung und ihren Auswirkungen auf Mensch, Umwelt und Gesellschaft. "Ich freue mich, dass meine Themen, für die ich früher so angefeindet wurde, heute Gehör finden", sagte Leitzmann, der für sein Lebenswerk vom Publikum minutenlang Standing Ovations bekam.

Quelle: Pressemitteilung FiBL

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