Erbsenkäfer, Ackerbohnenkäfer, Linsenkäfer

Erbsenkäfer, Ackerbohnenkäfer, Linsenkäfer

Bruchus pisorum (L.), Bruchus rufimanus (Say), Bruchus lentis (Frölich), 
Familie: Samenkäfer

Der Erbsenkäfer im Film


Der Ackerbohnenkäfer im Film


Beschreibung der Samenkäfer

Samenkäfer der Gattung Bruchus zeichnen sich durch einen kurzen, gedrungenen Körper von ovalem Umriss und lange, kräftige Beine aus. Die Flügeldecken lassen das Hinterleibsende unbedeckt. Durch ihre (nur mit dem Mikroskop erkennbare) Behaarung erscheinen sie metallisch-glänzend. Das Hinterleibsende ist weiß und je nach Art mit oder ohne schwarze Flecken. Der Kopf ist abwärts gerichtet mit Fühlern mittlerer Länge. Die Augen treten seitlich hervor.

Der 4 bis 5 Millimeter lange Erbsenkäfer befällt Erbsen. Sein Hinterleibsende ist weiß behaart mit zwei ovalen schwarzen Flecken, so dass der Eindruck eines weißen Kreuzes oder gezackten Bandes entsteht. Er trägt einen hellen Querstreifen auf den sonst dunklen Deckflügeln. Die Fühlerbasis und das vordere Beinpaar sind rotgelb. Der Ackerbohnenkäfer unterscheidet sich durch sein hell behaartes Hinterleibsende ohne Flecken. Er befällt neben Ackerbohnen auch Speisebohnen und Erbsen. Der nur 3 bis 4 Millimeter lange Linsenkäfer trägt kleine weiß behaarte Punkte auf den Flügeldecken. Er befällt Linsen und Platterbsen und tritt meist an südeuropäischen Importprodukten auf.

Die Larven halten sich nur innerhalb der Samen auf. Sie werden bis 6 Millimeter lang, sind gedrungen mit starken Querfalten und leicht gekrümmter Haltung, einem Engerling ähnelnd. Sie sind weißgelblich mit braunem Kopf.

Ähnliche Schädlinge

  • Die verwandten Samenkäfer der Gattung Callosobruchus und der Speisebohnenkäfer haben eine Birnenförmige Körperform und können sich im Lager vermehren
  • Auch die Speckkäfer-Gattung Trogoderma kann an Leguminosensamen fressen, beim Khaprakäfer ist das unbedeckte Hinterleibsende dunkel gefärbt. Schadbild zeigt Fraß an den Samen von außen.

Schadbild und Schadwirkung in Körnerleguminosen

Der Befall mit Ackerbohnen- und Erbsenkäfern hat in den letzten Jahren stark zugenommen und stellt insbesondere in der Saatguterzeugung eine große Herausforderung dar. Befallene Samen weisen zunächst nur mit der Lupe erkennbare Eintrittslöcher auf, vor dem Schlupf ist gegen Licht ein durchscheinendes Fenster zum Fraßgang erkennbar, später zeigen sich die kreisrunden Schlupflöcher der Käfer von circa 2,5 Millimeter Durchmesser. Während sich in Erbsen nur ein Käfer je Samen entwickelt, können in Ackerbohnen bis zu sechs Käfer und entsprechend viele Schlupflöcher vorkommen.

Die Larven der Samenkäfer höhlen die Samen von innen aus, was zu direktem Ertragsverlust führt. Beim Ausdreschen tritt verstärkter Bruch auf. Schlüpfen die Käfer noch im Feld, sind vorzeitiger Hülsenabwurf, Ausbleichen und Flecken an den Samen sowie Folgeschäden durch Schnecken oder Pilze zu beobachten. Bei starkem Befall durch Erbsenkäfer entstehen Ertragsverluste bis 15 Prozent.

Für die Nahrungsnutzung kann die beeinträchtigte optische Qualität durch die nach dem Befall vorhandenen Löcher problematisch sein. Im Lebensmittelhandel werden nur sehr niedrige Anteile löchriger Samen akzeptiert. Befallene Samen werden nicht in ihrem Eiweißgehalt beeinträchtigt. Die Vermutung dass der Befall  gesundheitsschädliche Alkaloide hinterlassen könnte, konnte mittlerweile widerlegt werden. In mit Käfern befallener Ware entsteht durch die Erhöhung von Temperatur und Feuchtigkeit und die Produktion von Fraßmehl zudem das Risiko für einen Milbenbefall, eine trockene und gut belüftete Lagerung ist daher besonders in der ersten Zeit nach der Ernte befallener Samen essentiell.

Die Keimfähigkeit und Keimkraft der Samen wird beeinträchtigt, entweder direkt durch Beschädigung des Keimlings (Erbsenkäfer) oder vornehmlich durch erhöhte Anfälligkeit der Samen gegenüber Pilzinfektionen (Ackerbohnenkäfer). In zertifiziertem Saatgut dürfen keine lebenden Käfer enthalten sein.

Biologie und Lebenszyklus

Die Käfer verlassen bei Temperaturen um 18 bis 20 Grad Celsius das Winterversteck und fliegen zu blühenden Hülsenfrüchten, die sie anhand des Geruches finden. Dabei können sie auch 15 Kilometer weit entfernte Felder erreichen. Sie befallen verstärkt die Feldränder und Pflanzen in Baumnähe, wo sich die Weibchen zunächst für circa zwei Wochen von Pollen ernähren, bis die Eier zur Ablage gereift sind. Während der Blüte kann der Befall mit Samenkäfern mit Hilfe eines Keschers festgestellt werden. Erbsenkäfer legen bis zu 400 Eier je Weibchen einzeln an jungen Fruchthülsen ab.

Die Larve Schlüpft nach 2 bis 4 Wochen, bohrt sich in die Hülse und frisst sich in den Samen, wo sie eine Höhle und einen bis zur Samenschale reichenden Gang frei frisst und sich verpuppt. Die Käfer schlüpfen nach circa 8 Wochen, bei warmer Witterung noch im Freiland, oder sie verbleiben als Puppe im Samen und schlüpfen erst im Lager oder im folgenden Frühjahr. Bruchus-Arten vermehren sich nur im Freiland, wenn sie nicht wieder zum Feld fliegen können sterben sie im Lager.

Regulierungsstrategien: vorbeugen und bekämpfen

Befallsüberwachung im Feld

Insektenkescher wiederholt in weitem Bogen über den Pflanzenbestand streifen. Feldränder an mehreren Stellen kontrollieren. Ein Käfer auf 100 Kescherschwünge gilt als kritisch für die spätere Qualität der Ernte als Nahrungsmittel, 4 Käfer/100 Schwünge können die Futtereignung gefährden.

Vorbeugende Maßnahmen im Anbau

  • Unbefallenes Saatgut verwenden, beziehungsweise eigenes Saatgut kontrollieren
  • Frühzeitige Ernte und Abfuhr verhindert Rückwanderung geschlüpfter Käfer auf das Feld
  • Reinigen heruntergefallener Samen um Läger
  • Zerstörung der Erntereste und Ausfallsamen durch tiefes Einarbeiten oder Beweidung
  • Vermeidung von Erbsenstrohballen, da darin oft befallene Samen verbleiben können
  • Kontrolle des Durchwuchses im Folgejahr
  • Erbsen-Gründüngung spätestens zu Blütebeginn mulchen

Vorbeugende Maßnahmen in der Lagerung

  • Gründliche Wareninspektion
  • Abdichten der Lagerräume, um erneuten Zuflug ins Freiland zu unterbinden

Biologische Maßnahmen mit Nützlingen

Direkte chemische und physikalische Bekämpfung

  • Da sich die Käfer im Lager nicht weiter vermehren können, sind Bekämpfungsmaßnahmen nicht immer nötig. Insbesondere Maßnahmen, die Ausbreitung unterbinden würden sind wirkungslos  (zum Beispiel Kieselgur, Leerraumbehandlung). Eine frühe Behandlung befallener Produkte kann aber den Larvenfraß stoppen und Käferschlupf in verkauften Produkten verhindern.

Letzte Aktualisierung 13.12.2019

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