Schwarzfleckenkrankheit, Triebnekrose (Phomopsis viticola, Diaporthe viticola)

Schwarzfleckenkrankheit

auch: Triebnekrose, Phomopsis viticola (Sacc.), Hauptfruchtform Diaporthe viticola,
synonym Diplodia viticola, Fusicocum viticola, Phoma viticola, Abteilung Schlauchpilze

Schadbildbeschreibung

An jungen, grünen Trieben treten schwarzbraune bis schwarze, runde bis längliche Flecken im stammnahen Bereich auf. Mit fortschreitendem Triebwachstum entstehen dort schiffchenförmige Aufreißungen. Das Dickenwachstum der Rinde sprengt die abgestorbene Rinde, das freigelegte Triebgewebe erscheint braun (verschorft), umgeben vom dunklen Rand der Nekrose. Rissränder verkorken und es bildet sich ein schorfiges Aussehen. Die stammnahen Ruten verkrüppeln, ohne dabei gestaucht zu werden.

Im Winter wächst der Pilz in der Borke weiter, wodurch sich der stere Bereich der Triebe zunehmend weiß verfärbt. Ab Februar bilden sich in den weißen Borketeilen kleine, schwarze Punkte, die Sporenlager des Pilzes. Die stammnahen Augen trieben im Folgejahr nicht aus.

An Blättern im unteren Bereich der Rebe treten zunächst leichte bronzene Verfärbungen, dann dunkelbraune bis schwarze, von einem hellen Hof umgebene Nekrosen auf. Im weiteren Wachstumsverlauf kräuselt sich die Blattspreite und reißt. Bei starkem Befall vergilben die Blätter vorzeitig und sterben im Sommer ab. Auch die reifen Beeren können befallen werden, sie verfärben sich dunkelblau und bekommen einen unangenehmen Geschmack.

Ähnliche Schaderreger

Kräuselmilben verursachen ähnliche Blattkräuselungen und Krüppeltriebe. Durch sie kommt es abe rzu vermehrten Geiztrieben und die Krüppeltriebe sind im Gegensatz zur Schwarzfleckenkrankheit gestaucht und ohne Flecken.

Thripse können ähnliche Schäden an grünen Trieben und Blättern verrusachen, ihre Schäden sind nicht auf den stammnahen Bereich konzentriert sondern gleichmäßig verteilt.

Grauschimmel verrusacht Ausbleichungen mit schwarzen Sporenlagern an Trieben im Bereich der Traubenzone, diese weisen keine Vroschorfungen oder Aufreißungen auf.

Schadwirkung

Der Befall mit Schwarzfleckenkrankheit wirkt sich besonders bei schwachem Wuchs schädigend aus. Der Pilz kann bei starkem Befall den Ertrag deutlich reduzieren. zeigen bis zu 40 Prozent der Ruten weiße Verfärbungen, ist mit etwa zehn Prozent Ertragsverlust zu rechnen.

Der Befall mindert durch den verringerten Austrieb auch das Ertragspotential im Folgejahr. Allerdings wirkt dies auch qualitätsfördernd. Eine Verformung des Stockaufbaus und eine erhöhte Bruchgefahr beim Rutenbiegen konnten nicht nachgewiesen werden.

Biologie der Pilzkrankheit

Der Pilz überwintert auf der Rebe. Er lebt in der Borke der einjährigen Triebe als Zersetzerpilz. In den Sporenlagern (Pyknidien) an weißen Borkenteilen werden Sporen gebildet. Zwei verschiedene Sporenformen kommen nebeneinander vor (Alpha- und Beta-Sporen), wobei nur erstere für die Verbreitung von Bedeutung sind. Bei Regenfällen werden die Sporen überwiegend mit dem abfließenden Wasser nach unten verlagert und infizieren fast ausschließlich die nächste Umgebung des Ortes ihrer Freisetzung. Der Befall beschränkt sich deshalb häufig auf die unteren, basalen Trieb- oder Rebteile, die von Tropfen getroffen werden, die von darüber liegenden, befallenen Pflanzenteilen abfließen.

Die Sporen keimen ab etwa ein Grad. Infiziert wird ausschließlich junges Gewebe in der Phase der Zellteilungs- oder Zellstreckung, das heißt die obersten zehn Zentimeter des Triebes. Massive Infektionen erfolgen, wenn die Reben infolge kühler Witterung längere Zeit in der Phase vom Knospenausbruch bis etwa zum 3-Blatt-Stadium (BBCH 07-BBCH 13) verharren und gleichzeitig anhaltende Feuchte herrscht. Folgen mehrere Jahre mit hohen Niederschlägen in der Austriebsphase aufeinander, ist mit einem steigenden Phomopsis - Befall zu rechnen. Die Ausbreitung erfolgt hauptsächlich durch Pflanz- und Veredlungsmaterial.

Regulierungsstrategien

Vorbeugende Maßnahmen

  • Ungünstig sind Erziehungssysteme, bei denen sich grüne Pflanzenteile unterhalb des befallenen Holzes befinden (Umkehrerziehung, Vertiko-Erziehung) und Schnittsysteme, bei denen ein großer Teil des befallenen Rebholzes am Stock verbleibt (Kordonschnitt)
  • Unterschiedliche Anfälligkeit der Rebsorten beachten:
    hoch anfällig: zum Beispiel Müller-Thurgau, Kerner, Trollinger, Portugieser, Lemberger
    mittelmäßig anfällig: Riesling, Silvaner
    wenig anfällig: Burgundersorten
  • Erkranktes Holz nicht als Vermehrungs- oder Veredelungsmaterial verwenden
  • Schnittwunden mit Wundschutzmittel versorgen, große Schnittwunden meiden
  • Befallenes Schnittholz kann auf dem Boden verbleiben, die Sporen verbreiten sich nur mit dem Regenwasser nach unten und können die Rebe vom Boden aus nicht infizieren.
  • möglichst gesunde Ruten anschneiden (Achtung, Hochbau des Rebstockes möglich)
  • Pflanzenstärkungsmittel aud basis schwefelsaurer Tonerde sollen die Abwehrkraft der Pflanze gegen verschiedene Pilzkrankheiten erhöhen.

Direkte Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln

  • Stockverjüngung auf unterhalb des befallenen Holzes
  • Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Schwefel. Bei starkem Befall und kühl-feuchter Witterung sollte ab Knospenauftrieb bis die Triebe etwa zeh Zentimeter Länge erreicht haben behandelt werden.
  • Positive Nebenwirkungen treten auch durch eine Behandlung der Kräuselmilbe mit Schwefel auf.

Weblinks

Phomopsis viticola: Bebilderter Steckbrief der Schwarzfleckenkrankheit auf vitipendium.de

Phomopsis: Infomaterialien und Artikel der LVWO Weinsberg

Der Weinberg im Winter und zeitigen Frühjahr: Übersicht über typische winterliche Schadbilder von der LWG Bayern

Letzte Aktualisierung 11.12.2018

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