Wurzelgallennematode

Nördlicher Wurzelgallennematode

Wurzelgallenälchen, Meloidogyne hapla (Chitwood)

Schadbildbeschreibung

Die oberirdisch sichtbaren Schäden durch den Wurzelgallennematoden sind oft geringer als die untereirdischen Wirkungen. Es kommt zu einem reduzierten Pflanzenwachstum, oft nesterweise im Bestand. Bei stärkerem Befall vergilben und welken die Blätter aufgrund der gestörten Wasser- und Nährstoffaufnahme. Jungpflanzen können bei hohem Ausgangsbefall absterben. Zwiebel-Jungpflanzen reagieren sehr empfindlich auf Befall mit dem Nördlichen Wurzelgallennematoden, typisches Symptom sind verbräunte und abknickende Blattspitzen („Spazierstock-Symptom“).

Die Möhren oder Schwarzwurzeln sind klein und deformiert, die Hauptwurzel verzweigt („Beinigkeit“). An den Feinwurzeln sind typische rundliche Verdickungen (Gallen) zu sehen, von denen viele Seitenwurzeln ausgehen können („Bärtigkeit“). Oft sind oberirdisch noch kaum Befallsanzeichen zu erkennen, wenn schon ein starker Qualitätsverlust an der Möhre aufgetreten ist.

An Zwiebelwurzeln zeigen sich nur unscheinbare Gallen, an denen sich die Wurzeln teilweise verzweigen und ein buschiges Wurzelsystem bilden. Die Zwiebeln selbst bleiben klein aber symptomfrei. Porree zeigt keine Symptome.

Ähnliche Schadbilder

An Möhre und Schwarzwurzel:

Die verwandten Nematodenarten Meloidogyne chitwoodi und Meloidogyne fallax verursachen an Möhren und Schwarzwurzeln längliche Gallen an Feinwurzeln und wulstigen Verdickungen an der Hauptwurzel, allerdings ohne verstärkte Beinigkeit oder Seitenwurzelbildung.

Durch Nematoden der Gattungen Paratrichodorus und Trichodorus entstehen ebenfalls beinige Möhren und Schwarzwurzeln mit vermehrter Seitenwurzelbildung, aber ohne Gallen.

An Zwiebeln und Porree:

Die verwandten Nematodenarten M. chitwoodi und M. fallax verursachen an Zwiebeln ähnliche unterirdische, aber kaum oberirdische Symptome. An Porree kann M. chitwoodi leichte Symptome wie verzögerte Pflanzenentwicklung und Wurzelgallen verursachen.

Durch Nematoden der Gattungen Paratrichodorus und Trichodorus kommt es zu einem stoppeligen Wuchs der Wurzeln, aber ohne Gallen.

Weitere ausführliche Schadbilder an verschiedenen Gemüsen finden sich auf der Seite des Forschungsprojektes ProGemüse.

Schadwirkung

Die Wurzelgallennematoden schädigen eine große Zahl an Kulturpflanzen, insbesondere die meisten Gemüsearten. Besonders empfindlich sind Möhren und Schwarzwurzeln, Rote Bete, Erbsen, Chicorée, Salat, Tomaten und Zwiebeln sowie Erdbeeren, Kartoffeln, Luzerne und Zuckerrübe. An Sellerie oder Porree können Wurzelgallennematoden auftreten ohne Schäden zu verursachen. Zu Nematoden an Kartoffeln gibt es ein eigenes Schädlingsporträt in diesem Portal.

Wirtschaftlicher Schaden tritt vor allem auf leichten Böden auf. An Möhren als besonders empfindlicher Kultur kann es zu einem Totalausfall kommen. Die Nematoden können zudem das Auftreten von Pilzkrankheiten durch Rhizoctonia und Verticillium dahliae fördern.

Biologie in Kürze

Der Wurzelgallennematode überwintert in Pflanzenresten und im Boden als Ei oder Larve. Bei Temperaturen über 10 Grad werden die Larven aktiv und werden von den Ausscheidungen der Wurzel zu ihrer Wirtspflanze gelockt. Sie dringen in die Wurzel der Wirtspflanze ein. Dort induzieren sie die Bildung eines spezifischen Nährgewebes und das Wurzelgewebe schwillt zu einer Galle an. Es werden zwei bis drei Generationen im Jahr gebildet. Gute Wirtspflanzen an denen sich die Nematoden stark vermehren sind Kartoffeln, Zuckerrüben und Leguminosen. Durch Unkräuter und Kleegrasanbau im Ökolandbau können sich Nematoden gut vermehren.

Die Eier können widrige Bedingungen über mehrere Jahre überdauern. Daher ist die Populationsentwicklung über die Jahre vom Anteil an Nichtwirtspflanzen in der Fruchtfolge abhängig, also insbesondere Getreide, Mais und Gräser. Einige Wirtspflanzen ermöglichen keine oder nur eine geringe Vermehrung des Nematoden, insbesondere Zwiebeln und bestimmte Ölrettichsorten. Die verwandten Arten M. fallax, M. chitwoodi und M. naasi können sich dagegen auch an verschiedenen Getreidearten vermehren, für sie stellen dagegen Busch- und Ackerbohnen, Spinat und Raps schlechte beziehungsweise Nicht-Wirtspflanzen dar. Die Seite des Forschungsprojektes ProGemüse stellt ein Nematodenschema bereit, zur Information über Schädigung und Vermehrung verschiedener Nematodenarten an verschiedenen Kulturen und verschiedenen Bodenarten.

Regulierungsstrategien

Vorbeugende Maßnahmen

  • verstärkte Aufnahme von Nichtwirtspflanzen in die Fruchtfolge (Getreide, Mais, Gräser, Spargel)
  • gute Unkrautregulierung
  • Zufuhr organischer Substanz zur Förderung des Bodenlebens und natürlicher Gegenspieler
  • beim Anbau von Ölrettich als Gründüngung oder Zwischenfrucht Sorten mit geringer Anfälligkeit bevorzugen
  • Verzicht auf Klee vor anfälligen Gemüsekulturen
  • kurzfristige Brachen von zwei bis drei Monaten als Ruhezeit für den Boden einplanen,

Biologische Bekämpfung mit Fangpflanzen

  • Fangpflanzenanbau: Anbau einer anfälligen Kultur (z. B. Ölrettich) und rechtzeitiges Umbrechen der Kultur, bevor der Nematode seine Entwicklung abgeschlossen hat. Eine genaue Einhaltung des Umbruchtermins ist entscheidend, eine Schwarzbrache sollte folgen.

  • Langfristig kann eine Regulierung durch Biofumigation erfolgen. Bei der Biofumigation werden verschiedene Senfarten, Ölrettich und andere Kohlarten mit hohen Glucosinolatgehalten als Zwischenfrucht auf den betroffenen Ackerflächen angebaut. Zur Blüte, wenn die Glucosinolatgehalte am höchsten sind, werden die Pflanzen zerkleinert und in den Boden eingearbeitet. Durch eine enzymgesteuerte Reaktion entstehen im Boden Stoffe (Isothiocyanate) die Nematoden abtöten.

Direkte Maßnahmen bei Befall

  • Mehrjähriger Anbau von Nichtwirtspflanzen (Getreide, Mais, Gräser, Spargel, Tagetes als sommerliche Gründüngung) bei sehr guter Unkrautbekämpfung, dies kann 60 bis 80 Prozent Befallsminderung bewirken.

  • Eine vier- bis fünfmonatige Schwarzbrache im Sommer kann bei sehr hohem Befall den Befallsdruck um 90 Prozent senken. Auflaufende Beikräuter sind mindestens alle drei bis vier Wochen einzuarbeiten, ein erneutes Anwachsen ist zu verhindern. Vor oder nach der Schwarzbrache sollten Maßnahmen zum Ausgleich des Humusabbaus getroffen werden.

  • Hygiene, befallene Pflanzenteile nicht auf die Felder zurück führen

Derzeit sind in Deutschland keine Pflanzenschutzmittel für den Ökologischen Landbau verfügbar.

Weblinks

Letzte Aktualisierung 09.12.2019

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