Möhrenröte

Möhrenröte

Beschreibung des Schadbildes

Das Möhrenlaub vergilbt zunächst, bekommt einen rötlichen Rand und verfärbt sich dann insgesamt rötlich, wobei nur die Blattadern grün bleiben. Das Krankheitsbild der Möhrenröte zeigt sich zudem in gestauchten Herzblättern, vermehrter Feinwurzelbildung („Wurzelbärtigkeit“) und verlängerten Wurzelenden (sogenannten "Rattenschwänzen").

Schadwirkung

Seit mehreren Jahren scheint die Wirtschaftlichkeit des Möhrenanbaus durch das wiederholte Auftreten der als "Möhrenröte" bezeichneten Symptomatik gefährdet zu sein. Das in mehreren Jahren massive Auftreten symptomtragender Pflanzen und der dadurch verursachte Minderertrag waren die Hauptgründe für mehrere Betriebe in Niedersachsen, die Produktion von Industriemöhren gänzlich aufzugeben.

Hauptverbreitungsgebiete sind alle Anbauregionen mit intensivem Möhrenanbau, insbesondere die niedersächsische Region südlich Bremen. In Ernteproben wiesen symptomatische Rübenkörper etwa 30 Prozent Gewichtsverlust auf, woraus insgesamt Ertragsverluste bis zu 17 Prozent resultierten. Qualitätseinbußen (Mineralstoff- und  Zuckergehalte) waren nicht eindeutig erkennbar.

Auf der Suche nach Ursachen und biologischen Hintergründen

Die Möhrenröte-Symptome können unterschiedliche Ursachen haben, die Forschung liefert hierfür unterschiedliche Hinweise.

Nach Ergebnissen eines Forschungsvorhabens der Universität Kassel sind mindestens acht verschiedene Viren an der Möhrenröte beteiligt:

  • das Carrot red leaf virus (CtRLV),
  • die Carrot mottle mimic virus/Carrot mottle virus (CmoV),
  • das Carrot yellow leaf virus (CYLV),
  • der Anthriscus-Stamm des Parsnip yellow fleck virus (PYFV),
  • das Carrot thin leaf virus (CTLV),
  • ein bisher nicht beschriebenes Carlavirus und Vitivirus,
  • sowie ein Virus („Beny“-Virus), das sich in keine bekannte Gattung von Pflanzenviren einordnen lässt.

Das „Beny“-Virus und das CtRLV scheinen am weitesten verbreitet zu sein. Das Auftreten von CtRLV-infizierten, symptomlosen Pflanzen zeigt, dass offenbar noch andere Faktoren für die Symptomausprägung eine Rolle spielen.

Als Überträger der für die Möhrenröte verantworlichen Viren steht die Gierschblattlaus Cavariella aegopodii im Verdacht. Bisher wurde dies nur für das CtRLV bestätigt, welches durch diese Blattlausart persistent übertragen wird. Insgesamt ist der Stellenwert des Vektors für das Gesamtgeschehen offen.

Seit 2011 wurden in Baden-Württemberg von der LTZ Augustenberg zudem ähnliche Symptome durch Infektion mit einem Phytoplasma nachgewiesen. Hierbei handelt es sich um eine Bakteriengattung, die auf das Leben in den Siebröhren (Phloem) von Pflanzen spezialisiert ist und durch Zikaden übertragen werden kann. Das Candidatus Phytoplasma asteris wurde in verschiedenen Kleinzikaden der Gattung Macrosteles, insbesondere der Art Macrosteles sexnotatus, nachgewiesen. Die Kleinzikaden treten von Mitte Mai bis Mitte November in den Möhrenfeldern auf, und sind bei ihrem Zuflug schon mit den Phytoplasmen infiziert.

Lösungsansätze

  • Frischmarktmöhren sind weniger anfällig dafür, die Möhrenröte-Symptome zu entwickeln, als Verarbeitungsmöhren. Es besteht Bedarf an der Identifizierung weniger symptomanfälligen Verarbeitungssorten.
  • Bisher konnten keine eindeutigen Zusammenhänge von Früh- und Spätsaat in Kombination mit zeitlich gestaffelten Netz-/Vliesabdeckungen aufgezeigt werden.
  • Gegen CTLV und CYLV konnten Antiseren hergestellt werden. Die Produktion eines konventionellen Antiserums gegen den Anthriscus-Stamm des PYFV wurde begonnen. Es steht aber keine praxistaugliche Anwendung zur Verfügung.
  • Die Übertragung der Erreger sowohl durch Gierschblattläuse als auch durch Kleinzikaden kann vorbeugend durch die Nutzung von Kulturschutznetzen mminimiert werden. Gegen die Gierschblattlaus stehen im ökologischen Landbau zusätzlich direkte Bekämpfungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Letzte Aktualisierung 09.12.2019

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