Kohlomottenschildlaus (Weiße Fliege)

Kohlmottenschildlaus (Weiße Fliege)

Aleyrodes proletella (L.), Unterordnung: Pflanzenläuse

Schadbildbeschreibung

Erste Befallsanzeichen können ab Juni auftreten, der stärkste Befall ist im Spätsommer zu verzeichnen. An den Blattunterseiten finden sich ringförmige Eigelege und gelbliche, schildlausartige Larven, die sich nur in ihrem Jungstadium bewegen können. Später treten kleine, bepuderte "Weiße Fliegen" auf, die bei Berührung auffliegen. Die „Fliegen“, die eigentlich geflügelte Formen von Schildläusen darstellen, sind bis zu zwei Millimeter lang und haben undeutliche dunkle Flecken auf den Flügeln. In den Kolonien an der Blattunterseite sind die Pflanzen mit den pudrigen Wachsausscheidungen der Insekten belegt.

Ähnliche Schädlinge

Die Gewächshausmottenschildlaus der Gattung Trialeurodes (ebenfalls als „Weiße Fliege“ bezeichnet) ist vollständig weiß ohne die dunklen Flecke der Aleyrodes-Arten. Sie kann im Gegensatz zu diesen nicht im Freiland überwintern.

Schadwirkung

Durch die Wachs- und Honigtauausscheidungen wird das Erntegut verunreinigt und es siedeln sich Schwärzepilze an. Betroffen sind vor allem Rosenkohl, Grünkohl und Wirsing.

Biologie in Kürze

Die Kohlmottenschildlaus überwintert als erwachsenes Tier an Raps und verschiedenen weiteren Pflanzen wie Kohl, Endivien, Erdbeeren, Schöllkraut und Gänsedisteln, wobei nur die Weibchen niedrige Temperaturen überstehen. Zwischen Ende Mai und Anfang Juli, je nach Witterung, wandern die ersten Tiere von dort in weitere Kulturen ab. Jedes Weibchen legt bis zu 300 Eier in kreisförmigen Gelegen an der Blattunterseite ab. Die daraus schlüpfenden Larven sind zunächst mobil, spätere Stadien sitzen als Schildlaus fest am Blatt. Drei bis vier Wochen dauert die Entwicklung vom Ei zum erwachsenen, geflügelten Tier.

Weitere Flüge erfolgen über die gesamte Saison hinweg, mit einem weiteren Höhepunkt im August und September. Es können sich im Jahr vier bis fünf Generationen entwickeln. Vor allem in trocken-warmen Sommern kann es zu einer Massenvermehrung kommen. Auch an auflaufendem Ausfallraps und wieder austreibenden Strünken können sich die Tiere kurz vor dem Winter noch einmal vermehren und weiter in späte Kohlkulturen wie Rosen- und Grünkohl überwandern.

Als natürliche Gegenspieler treten die parasitoide Erzwespe Encarsia tricolor und die räuberischen Larven von Schwebfliegen auf, in Lagen mit mildem Klima auch der Bogenmarienkäfer Clitostethus arcuatus.

Regulierungsstrategien

Vorbeugende Maßnahmen

  • Nähe zu Raps, zu derzeitigen und vorjährigen Kohlschlägen (vor allem von überwinternden Arten) und zu Erdbeerfeldern meiden
  • sofortiges Einarbeiten befallener Kohlbestände nach der Ernte, möglichst schnelles Umbrechen von Rapsstoppeln und Ausfallraps im Umfeld
  • die Rosenkohlsorten 'Octia', 'Genius' und 'Esperal' werden von der Kohlmottenschildlaus weniger bevorzugt
  • Abdeckung mit engmaschigem Kulturschutznetz ab dem Pflanzen bis September (für Rosenkohl). Maschenweite 0,5–0,6 Millimeter. Dadurch wird der Befall um 77–90 Prozent reduziert.

Biologische Maßnahmen

  • Nützlinge durch die Anlage von Blühstreifen im Umfeld von 50 Metern, Landschaftsstrukturen und blühenden Einzelpflanzen fördern. Siehe Artikel Nützlingsförderung im Kohlanbau in diesem Portal.
  • Nützlinge durch die Wahl selektiv wirkender Pflanzenschutzmittel schonen
  • Ein früher Nützlingseinsatz von Encarsia tricolorkonnte in ersten Versuchen die Parasitierung gegenüber dem natürlichen Auftreten deutlich steigern.
  • Der Einsatz von Encarsia tricolor unter Kulturschutznetzen minimiert den verbleibenden Befall mit Kohlmottenschildläusen.

Eine Untersaat mit „lebendem Mulch“ aus Luzerne oder Erdklee kann die Wirtsfindung der Kohlmottenschildlaus erschweren und den Befall um etwa zwei Drittel senken. Die Wirkung ist jedoch dann am höchsten, wenn die Untersaat eine ähnliche Größe wie der Kohl erreicht, wobei sie in starke Konkurrenz zur Kulturpflanze tritt. Wird sie durch Mähen oder Unterschneiden im Wachstum gebremst, mindert dies zwar die Konkurrenz, aber auch die Wirksamkeit. Die Düngung muss ebenfalls gut auf das System abgestimmt werden. Daher ist bisher noch kein praxisreifes Verfahren entwickelt worden. Untersaaten wurden ebenfalls als wirksam gegen Mehlige Kohlbalttläuse sowie Schadschmetterlinge befunden.

Markstammkohl ist eine deutlich attraktivere Kultur mit Potential als Fangpflanze eingesetzt zu werden. Grünkohl und Wirsing sind ebenfalls hoch attraktiv. Die Pflanze muss über die gesamte Wachstumszeit stehen bleiben. Noch unzureichend untersucht ist die genaue Anwendung, insbesondere Pflanzzeit und -Abstände, Einfluss von Düngung oder das Risiko einer Schädlingsausbreitung von der Fangpflanze aus.

Direkte Bekämpfung durch zugelassene Pflanzenschutzmittel

Um die von der Kohlmottenschildlaus besiedelte Blattunterseite zu erreichen, sollten Spritzbeine für eine Unterblattspritzung angewandt werden, zudem sind feintropfige Düsen, eine nicht zu dicht wachsende Sorte und die richtige Terminierung der Behandlung entscheidend für den Behandlungserfolg.

  • Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Niem zeigten in Versuchen eine befallsmindernde Wirkung auf Kohlmottenschildläuse. Sie sind für bestimmte Kohlarten zugelassen.
  • Ergänzend sind gegen saugende Schädlinge grundsätzlich Pflanzenschutzmittel auf Basis von Kaliseife, Rapsöl oder Pyrethrum verfügbar.

Überprüfen Sie bitte unbedingt die aktuelle Zulassung und Anwendungsvorschriften, z. B. auf www.pflanzenschutz-information.de!

 


Letzte Aktualisierung 09.12.2019

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