Was bei der Planung von Agroforstsystemen zu bedenken ist

Was bei der Planung von Agroforstsystemen zu bedenken ist

Welche meiner Flächen könnte sich eignen? Was ändert sich bei der Bewirtschaftung? Welche Maschinen benötige ich? Reicht die vorhandene Arbeitskraft aus? Diese und weitere Fragen sollten Sie beantworten, bevor Sie in die Agroforstwirtschaft einsteigen.

Wer die Anlage einer Agroforstfläche plant, sollte sich im Klaren darüber sein, dass dies eine langfristige Investition darstellt. Mit einem Kapitalrückfluss aus den Gehölzen ist erst nach einigen Jahren, zum Teil erst nach Jahrzehnten zu rechnen. Deswegen ist es wichtig, sorgfältig zu planen. Im Folgenden finden Sie einige wichtige Aspekte dazu.

Welche Flächen eignen sich für ein Agroforstsystem?

Agroforstsysteme lassen sich in puncto Struktur und der zu verwendenden Gehölzarten sehr vielfältig planen. Daher können sie auf fast jeder Landwirtschaftsfläche angelegt werden. Gänzlich ungeeignet sind nur Flächen in Gebieten, in denen generell keine Gehölze wachsen, zum Beispiel weil sie oberhalb der Baumgrenze liegen oder sich auf besonders trockenen oder feuchten/staunassen Standorten befinden. Außerdem sollten Flächen gemieden werden, die drainiert sind: Dort besteht die Gefahr, dass die Baumwurzeln mit der Zeit in die Drainagen einwachsen und diese beschädigen.

Im Vorfeld zu prüfen ist auch, ob rechtliche oder naturschutzfachliche Auflagen gegen die Anlage eines Agroforstsystems sprechen. So kann es in manchen Gebieten zum Beispiel Zielkonflikte mit dem Naturschutz geben. Dies betrifft zum Beispiel Schutzgebiete mit speziellen Artenvorkommen, die offene Ackerbaugebiete benötigen.

Grundsätzlich hat auch die Frage der Eigentumsrechte an der Fläche einen Einfluss auf deren Eignung. Wesentlich unkomplizierter ist es, wenn das Agroforstsystem auf der eigenen Besitzfläche angelegt wird. Wer Agroforst auf Pachtflächen anlegen möchte, sollte vorher unbedingt Rücksprache mit dem Verpächter oder der Verpächterin nehmen. Denn fehlende Vereinbarungen in den bestehenden Pachtverträgen sowie kurze Laufzeiten können zu Problemen bei der Anlage der auf Langfristigkeit bauenden Agroforstsysteme führen.

Schließlich stellt sich die Frage nach der Flächengröße. Prinzipiell ist auch auf kleinsten Flächen Agroforstwirtschaft möglich. Ein gutes Beispiel dafür sind die sogenannten Waldgärten, bei denen zum Teil auf Flächen von unter einem Hektar sehr intensiv gewirtschaftet wird. Zu beachten ist jedoch, dass die seit Januar 2023 geltende finanzielle Förderung von Agroforstsystemen (Ökoregelung 3 der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU) gewisse Voraussetzungen und Mindestmaße fordert.

Die Standortbedingungen sind von grundlegender Bedeutung

Für die Gehölzwahl und das Design des Agroforstsystems ist es wichtig, möglichst viele Informationen über den Standort zusammenzutragen. Darunter fällt zum Beispiel die Hangneigung, die Windexposition oder das Vorhandensein bestehender Gehölstrukturen.

Darüber hinaus spielt die Wasserverfügbarkeit eine wichtige Rolle: Wie tief steht das Grundwasser unter der Fläche, wie hoch liegt die jährliche Niederschlagsmenge und wie verteilt sich diese übers Jahr? Kommt es häufig zu Starkniederschlägen oder Hagel und wie hoch ist die Spätfrostgefahr?

Auch die Bodenbeschaffenheit ist von Bedeutung. Darunter fallen unter anderem Bodenart, Kalk- und Humusgehalt, Tiefgründigkeit und Ertragsmesszahl.

Darüber hinaus spielt eine Rolle, ob sich Erdgas-, Strom- oder Telefonleitungen auf der Fläche befinden, die von den Bäumen beschädigt werden könnten.

Was ist bei der Anlage der Gehölze zu beachten?

Auf Ackerstandorten werden die Gehölze zumeist in Streifen gepflanzt. Auf diese Weise bleibt die Bewirtschaftung der dazwischenliegenden Ackerstreifen mit modernen Maschinen weiterhin möglich. Was die Abstände angeht, orientiert man sich hier meist an den Arbeitsbreiten der Maschinen. Aber auch die zu wählende Gehölzart und die Vorgaben des Fördergeldgebers spielen eine Rolle.

Was die Ausrichtung der Gehölzstreifen angeht, sollte auf eine größtmögliche Schutzwirkung geachtet werden. Das heißt bei bestehender Gefahr für Wassererosion ist es anzuraten, die Gehölzstreifen quer zum Hang anzulegen.  Ist die Fläche bekanntermaßen anfällig für Winderosion, sollten die Gehölzstreifen hingegen quer zur Hauptwindrichtung von Nord nach Süd ausgerichtet werden, um einen größtmöglichen Windschutz zu erreich en. Die Nord-Süd-Ausrichtung sorgt ohnehin für eine gleichmäßigere Beschattung der Ackerstreifen. Baumreihen in Ost-West-Ausrichtung verursachen dagegen einen ungünstigen Schattenwurf.

Das Pflanzen der Gehölze in Reihen oder Streifen wird in der Regel auch auf Grünlandflächen praktiziert, die als Wiesen genutzt werden. Denn auch hier werden meist Maschinen mit entsprechenden Arbeitsbreiten zur Pflege und Ernte eingesetzt. Auf Grünland, das ausschließlich beweidet wird oder als Auslauf für Geflügel dient, kann hingegen von der Streifenanordnung abgewichen werden. Hier können die Bäume auch flächig verteilt, zum Beispiel in einem Rautenmuster, angelegt werden.

Die Auswahl der Gehölzarten richtet sich schließlich nach dem jeweiligen Standort, den Wünschen des Betriebs und dem Schutzziel, das man erreichen möchte, wie zum Beispiel Erosionsminderung oder Reduzierung der Verdunstung.

Grundsätzlich sollte bei allem beachtet werden, dass gewisse Vorgaben wie Abstände und Gehölzarten eingehalten werden müssen, wenn man Fördergelder für die Agroforstfläche erhalten möchte.

Mehr Infos über die Förderung von Agroforstwirtschaft

Arbeitsressourcen, Technik und Know-how prüfen

Bevor man sich an die Planung des Agroforst-Designs und die Gehölzauswahl macht, sollte man noch überlegen, wie es um das Arbeitskraftpotenzial im Betrieb steht: Wie stark sind die bestehenden Arbeitskräfte ausgelastet? Sind noch Kapazitäten frei oder müssen für die zusätzliche Arbeit, die durch die Gehölze entsteht, neue Arbeitskräfte eingestellt werden?

Des Weiteren stellt sich die Frage nach dem bestehenden Know-how, wenn es zum Beispiel um die Pflege, Ernte und Vermarktung der Gehölze geht. Ist dieses nicht vorhanden, muss man sich um entsprechende Fortbildungen kümmern.

Gleiches gilt für die Technik auf dem Betrieb: Sind bereits Maschinen zur Pflanzung, Pflege oder Ernte von Gehölzen vorhanden? Oder müssen solche neu angeschafft werden? Gegebenenfalls lassen sich Arbeiten aber auch besser an externe Dienstleister auslagern?

Einbindung in die (regionale) Wirtschaft möglich?

Schließlich ist zu klären, ob man Absatzmöglichkeiten für die gewünschten Produkte wie Obst oder Wertholz findet. Eventuell lässt sich das erzeugte Energieholz auch in einer eigenen Hackschnitzelheizung verwerten oder an Nachbarbetriebe verkaufen?

Agroforst-Planungstool

Detaillierte Informationen zur Gestaltung von Agroforstsystemen mithilfe eines browserbasiertes Tools gibt es auf der Internetseite des DeFAF:

Entscheidungshilfe Agroforst

Beratungsangebote nutzen

Expertinnen und Experten des DeFAF empfehlen Landwirtschaftsbetrieben mit einem ernsthaften Interesse an Agroforstsystemen, unabhängige Fachleute in die Planung miteinzubeziehen. Entsprechende Beratungsangebote finden Sie unter dem folgenden Link:

Agroforst-Beratungsnetzwerk


Letzte Aktualisierung 26.10.2023

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