Nutzungsformen und Gehölze in Agroforstsystemen

Nutzungsformen und Gehölze in Agroforstsystemen

Energie- oder Wertholzproduktion? Oder doch lieber Obst- und Nussbäume? Lässt sich auch alles kombinieren? Welche Gehölze Sie in Ihrem neuen Agroforstsystem nutzen können, hängt vor allem von den Standortbedingungen, den gewünschten Zielen sowie den Bewirtschaftungs- und Vermarktungsmöglichkeiten ab.

Für die Wahl eines geeigneten Agroforstsystems mit den passenden Gehölzen sollte man sich ausreichend Zeit nehmen.

  • An vorderster Stelle stehen die Standortbedingungen. Denn Sie zeigen von vornherein an, welche Gehölze auf dem jeweiligen Standort erfolgversprechend sind und welche nicht.
  • Weiterhin wichtig sind die zu erreichenden Schutzziele, wie zum Beispiel Erosionsminderung oder Reduzierung der Verdunstung, denn diese tragen später wesentlich zum Gelingen des Agroforstsystems bei.
  • Und schließlich muss auch das vom Betrieb gewünschte Produktionsziel mit einbezogen werden. Denn einerseits müssen die Gehölze gut und gewinnbringend vermarktet werden können. Anderseits müssen sie aber auch mit den auf dem Betrieb bestehenden Tieren oder Kulturen kombinierbar sein. 

Im Folgenden stellen wir Ihnen einige bedeutende Agroforstsysteme und Gehölze vor, die in Deutschland weit verbreitet sind.

Energieholzproduktion

Nach dem Vorbild von Kurzumtriebsplantagen (KUP) werden auf Agroforstflächen in Deutschland häufig schnellwachsende Bäume für die Erzeugung von Energieholz angebaut. Die Bäume werden dabei meist dicht in mehrreihigen Streifen auf Acker- oder Grünlandflächen gepflanzt. Dieses Anbauschema wird Alley-Cropping genannt. Die Abstände der Gehölzstreifen zueinander werden dabei so gewählt, dass die Acker- bzw. Grünlandfläche mit der zur Verfügung stehenden Technik unkompliziert bearbeitet werden können. Um Fördergelder in Anspruch nehmen zu können, müssen zudem gewisse Mindestabstände eingehalten werden. 

Sehr häufig zu findende Gehölzarten für die Energieholzproduktion sind Pappel und Weide. Möglich sind aber auch andere Arten wie Birke, Erle oder Esche. Alle diese Gehölzarten haben gemein, dass sie nach dem Abschneiden aus dem Wurzelstock wieder austreiben und somit mehrmals geerntet werden können.

Schnellwachsende Bäume im Kurzumtrieb gelten formal als Dauerkultur und müssen daher mindestens einmal in 20 Jahren geerntet werden. Meist findet diese Ernte vollautomatisch mit Häckslern oder Mähhackern statt. Da diese Maschinen aus technischen Gründen nur bis zu einem Stammfußdurchmesser von etwa 15 Zentimeter anwendbar sind, sind die Umtriebszeiten in der Regel auch selten länger als zehn Jahre. Einige Gehölzarten eignen sich auch für die Produktion von Stückholz (Brennholz) und können somit später geerntet werden.

Die Energieholzproduktion eignet sich wegen der dichten Gehölzstreifen sehr gut als Wind- und Erosionsschutz.

Stamm- und Wertholz

Als Wertholz bezeichnet man besonders hochwertige Hölzer, die für edle Furniere, hochwertige Möbel oder Musikinstrumente verwendet werden. Gebräuchliche Arten sind Wildkirsche und andere Steinobst-Arten, Walnuss, Ahorn, Erle, Speierling, Elsbeere und Birne.

Für die Stammholz- oder Wertholzproduktion benötigt man hohe Stammdurchmesser, sodass Umtriebszeiten zwischen 30 und 70 Jahren eingeplant werden müssen. Die Bäume werden dabei in der Regel streifenförmig auf Acker- oder Grünlandflächen gepflanzt.

Anders als bei KUP sind die Gehölzstreifen für Stammholz meist einreihig und die Pflanzdichten deutlich geringer. Der Abstand der Bäume in der Reihe beträgt oft zwischen zehn und 15 Metern, der zwischen den Baumstreifen zwischen 20 und 60 Metern. 

Für die Stammholzproduktion sollten nach Möglichkeit Baumarten und -herkünfte gewählt werden, die einen geraden, dominanten Stamm bilden. Die Gehölze sollten zudem gut an den Standort angepasst sein, damit sie ideale Bedingungen für das Wachstum vorfinden. So eignen sich Erlen zum Beispiel eher für feuchte oder staunasse Standorte.

Für die Stammholzproduktion ist das regelmäßige Entfernen der Seitenäste – Astung genannt – besonders wichtig, damit gerade, hochwertige Stämme entstehen. Zur Ernte werden die Bäume einzeln mit entsprechender Forsttechnik entnommen.

Obst- und Nussbäume

Agroforstsysteme mit Nuss- und Obstbäumen sind sehr häufig zu finden und haben in Form von Streuobstwiesen auch bereits eine lange Tradition. Auf Streuobstwiesen stehen die Obstbäume meist im Rautenmuster gleichmäßig verteilt über die Fläche. Streifenförmige Anlagen sind in der Regel dann vorzufinden, wenn die dazwischenliegende Fläche acker- oder gartenbaulich genutzt wird.

Obstbaum-Agroforstsysteme sind eine Form des extensiven Obstbaus, bei dem in der Regel hochstämmige Obstbäume mit weiten Pflanzabständen gepflanzt werden. Nicht selten befinden sich dabei verschiedene Obst- und Nussarten, Sorten und Altersstufen auf einer Fläche. Neben der Obstnutzung besteht nach Erreichen eines entsprechenden Alters gegebenenfalls auch die Möglichkeit, das Stammholz zu verwenden. Dann allerdings muss der Fokus bei der Baumpflege auf den Stamm und nicht auf die Fruchtbildung gelegt werden.

Die Wahl der geeigneten Obstart und -sorte sollte sich zum einen danach ausrichten, was gut zu vermarkten ist. Zum anderen spielen aber auch die Standortbedingungen sowie die Verträglichkeit mit den Unterkulturen eine Rolle. So eignen sich zum Beispiel Kernobst und Zwetschge gut als Partner für zahlreiche Ackerkulturen, weil sie einen mittleren bis späten Blattaustrieb haben und reif sind, wenn, das Getreide bereits geerntet ist.

Das Erntefenster dieser Obstgehölze kann dafür allerdings mit dem von Kartoffeln und Zuckerrüben zusammenfallen. Kirschen eignen sich für Getreide hingegen weniger, weil sie einen sehr frühen Blattaustrieb haben und bereits reif sind, wenn das Getreide noch steht. Walnuss hat einen späten Blattaustrieb und konkurriert wegen seines tiefenreichenden Wurzelwerks kaum mit den Ackerkulturen um Nährstoffe und Wasser.

Kombinationen sind möglich

Die vorgestellten Systeme und Gehölze können in vielfältiger Weise miteinander kombiniert werden. So wird mancherorts zum Beispiel die Stamm- oder Wertholzproduktion mit der Kurzumtriebswirtschaft kombiniert. Zum einen wird dadurch der Wind- und Erosionsschutz der Fläche verbessert, zum anderen können mit dem schnellwachsenden Bäumen kurzfristige Erlöse erzielt werden, während geschützt im Inneren der Gehölzstreifen die Bäume heranwachsen, die erst zukünftigen Generation ein Einkommen ermöglichen. 

Auch die Kombination von Stammholz und Obstgehölzen ist möglich. Dabei werden häufig zwischen die in weiten Abständen stehenden Stammholzbäume Obst oder Wildobststräucher gepflanzt, die verschiedenartige Früchte bereithalten und zugleich die Winderosion auf der Fläche mindern und die Biodiversität fördern. 


Letzte Aktualisierung 25.10.2023

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