Welche Vorteile bieten Agorforstsysteme?

Agroforstsysteme bieten überwiegend Vorteile

Agroforstsysteme bieten zahlreiche ökologische wie ökonomische Vorteile. Als problematisch zu bewerten sind jedoch die hohen Investitionskosten und die lange Kapital- und Flächenbindung.

Die in den vergangenen Jahren gehäuft auftretenden Dürre- und Starkregenereignisse in Deutschland haben gezeigt, dass eine Umorientierung in der Landwirtschaft hin zu zukunftsfähigen Modellen nötig ist. Lösungsansätze hierfür bietet das Konzept der Agroforstwirtschaft. Moderne Agroforstsysteme können die Bodenfruchtbarkeit, Wasserqualität, Biodiversität und das Mikroklima verbessern. Darüber hinaus tragen sie wirksam zum Klimaschutz bei.

Die Bodenfruchtbarkeit wird durch stärker geschlossene Nährstoffkreisläufe zwischen den Ackerkulturen und den Holzgewächsen erhöht. Laubfall, abgestorbene Feinwurzeln sowie Wurzelausscheidungen tragen dazu bei, dass Humus angereichert und so die Bodenqualität langfristig gesteigert wird.

Zusätzlich fungieren die Bäume mit ihren tiefreichenden Wurzeln als Wasser- und Nährstoffpumpe. Das Wurzelsystem nimmt außerdem überschüssiges Nitrat aus dem Boden auf und leistet damit einen Beitrag zum Grundwasserschutz.

Das in Agroforstsystemen herrschende Mikroklima wirkt sich häufig sehr positiv aus. Die Bäume und Hecken schützen vor Wind und spenden Schatten, was in der Folge zu weniger Erosion und Austrocknung des Bodens und der Unterkultur führt. Versuche in Brandenburg haben beispielsweise gezeigt, dass auf einer mit Wintergetreide und Baumstreifen bepflanzten Fläche im Schnitt etwa ein Drittel weniger Wasser verdunstet als auf einer Vergleichsfläche ohne Bäume. Auch das Wohlbefinden von Nutztieren wird durch die Gehölze auf den Weiden und Auslaufflächen nachweislich gesteigert.

Auch für Weidetiere sind Agrargehölze vorteilhaft. Die Bäume bieten Schutz vor zu viel Sonne, Wind und Regen und mindern als Sichtschutz den sozialen Stress unter den Tieren. Kleingeflügel bieten die Bäume und Sträucher darüber hinaus Schutz vorn Greifvögeln.

Des Weiteren tragen Agroforstsysteme zur Steigerung der Biodiversität bei, da sie vielen verschiedenen Lebewesen einen Lebensraum bieten. Diese Vielfalt trägt zu einem stabilen, gesunden Agrarökosystem bei.

Erweiterte Produktpalette und zum Teil höhere Flächenproduktivität

Ein ökonomischer Vorteil von Agroforstsystemen ist die Möglichkeit zur Ertragsdiversifizierung. Das heißt, durch die Gehölze kann die Produktpalette des Landwirtschaftsbetriebs erweitert werden, sei es durch den Verkauf von Hackschnitzeln und Obst oder durch den langfristigen Kapitalaufbau in Form von Stamm- oder Wertholz.

Nicht selten haben die Wechselwirkungen zwischen den Gehölzen und den Feldfrüchten auch einen positiven Effekt auf den Ertrag: Während es im direkten Grenzbereich meist zu ertragsmindernden Konkurrenzeffekten kommt, sind im weiteren, mikroklimatisch begünstigten Abstand Ertragssteigerungen möglich. Wie stark diese Ertragseffekte letztlich ausfallen, hängt von der Art und vom Aufbau des Agroforstsystems sowie von der Witterung, den standörtlichen Bedingungen sowie der Kulturart ab. Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 sind vor allem auf Standorten mit latentem Wassermangel Ertragssteigerungen zu beobachten, die zu einer Kompensierung, teilweise sogar Überkompensierung der verringerten Anbaufläche führen.

Ein weiterer Vorteil von Agroforstsystemen ergibt sich in arbeitswirtschaftlicher Hinsicht: So findet die Pflege der Dauerkulturen vorrangig in den Wintermonaten statt und steht damit in geringer Konkurrenz zum Arbeitszeitbedarf anderer landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturen.

Mögliche Nachteile: Konkurrenz, Kapitalbindung, Mehrarbeit

Neben den genannten vielfältigen positiven Aspekten sind aber auch nachteilige Effekte möglich. So kann es durch die Gehölze manchmal auf der Fläche zu Konkurrenz um Licht, Nährstoffe und Wasser kommen, was sich dann negativ auf das Pflanzenwachstum der Unterkulturen auswirkt. Diese Effekte lassen sich durch eine professionelle Planung aber weitgehend vermeiden.

Nicht zu vermeiden sind die im Vergleich zu einjährigen Kulturen höheren Pflanzkosten bei Agroforstsystemen, die über die Gesamtnutzungsdauer verrechnet werden müssen, aber lediglich bei der Etablierung anfallen.

Nicht zu unterschätzen ist auch der höhere Arbeitsaufwand, der durch die Gehölzpflanzungen und die Pflege in der Etablierungsphase entsteht. Hier ist vor allem die Regulierung des Unkrauts in der Anwachsphase von Bedeutung. Maßnahmen dieser Art können in einem ähnlichen Kostenrahmen liegen, wie das Pflanzgut und Pflanzzubehör. Außerdem muss Arbeitszeit für die Baum- und Strauchpflege in den Folgejahren eingeplant werden. Am Ende der Nutzungsdauer verursacht zudem die Rekultivierung noch zusätzliche Kosten.

Ein grundsätzliches Problem von Agroforstsystemen liegt im unregelmäßigen Cashflow. Kapital und Fläche sind durch die vergleichsweise hohe Bewirtschaftungsdauer der Gehölzflächen sehr lange gebunden.

Förderung

Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sollen landwirtschaftliche Betriebe neben einer Förderung für die Beibehaltung der Agroforstwirtschaft (Ökoregelung 3) auch durch eine Investitionsförderung bei der Bewältigung der hohen Kosten unterstützt werden. Bislang gibt es eine solche Investitionsförderung jedoch nur in den Bundesländern Bayern und ab 2024 in Mecklenburg-Vorpommern. Weitere Bundesländer, unter anderem Brandenburg und Sachsen, wollen ebenfalls eine solche Förderung aus der Zweiten Säule anbieten.

Weitere ausführliche Informationen zu den Vorzügen der Agroforstwirtschaft gibt es auf der Internetseite des Deutschen Fachverbands für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e. V.: agroforst-info.de


Letzte Aktualisierung 25.10.2023

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