Der Markt für nachhaltigen Fisch

Der Markt für nachhaltigen Fisch

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für eine gesunde Ernährung ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche. Doch ist das auch ökologisch sinnvoll? Was zeichnet nachhaltigen Fisch aus? Verschiedene Siegel bieten Orientierung beim Fischkauf.

Regelmäßig Fisch auf den Teller!? Ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche sollen es laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) sein. Doch darf man angesichts der Überfischung der Weltmeere überhaupt noch Fisch essen? Dieser Fragestellung ging eine Onlineumfrage im Auftrag der gemeinnützigen Organisationen Marine Stewardship Council (MSC) und Aquaculture Stewardship Council (ASC) unter 28 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie 1.000 Verbraucherinnen und Verbraucher im Juli/August 2021 nach. Das Ergebnis: Ein vollständiger Verzicht auf Fisch, um die Bestände zu schützen, ist nicht nötig und auch nicht sinnvoll. Allerdings sollte Fisch bewusst konsumiert werden. Dennoch herrscht Unsicherheit in der Bevölkerung. Ein Drittel der Befragten Konsumentinnen und Konsumenten zweifelt demnach, ob Fisch aus Aquakultur oder Fischerei nachhaltig sein kann. Trotz aller Bedenken achten acht von zehn Verbraucherinnen und Verbraucher beim Fischkauf auf das MSC- oder ASC-Siegel. Beide Siegel garantieren anhand verschiedener Kriterien, dass der Wildfang beziehungsweise die Aufzucht in Aquakultur verantwortungsvoll und nachhaltig ist.

Fisch wird überwiegend gefroren gekauft

Nach Angaben des Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) betrug das Gesamtaufkommen an Fischerei- und Aquakulturerzeugnisse in Deutschland 2020 rund 2,1 Millionen Tonnen (Fanggewicht). Den größten Part stellen dabei die Importe mit knapp 1,9 Millionen Tonnen. Auf die Eigenproduktion bestehend aus Eigenanlandung und dem Aufkommen aus Aquakultur und Binnenfischerei entfallen 231.000 Tonnen. Verzehrt wurden in Deutschland 2020 rund 1,2 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, was einem rechnerischen Pro-Kopf-Verbrauch von 14,1 Kilogramm entspricht. Damit liegt die Bundesrepublik im weltweiten Vergleich unter dem Durchschnitt, den die Food and Agriculture Organization (FAO) für 2020 auf 19,8 Kilogramm pro Kopf beziffert. Frischer Fisch nimmt beim Blick auf die Verteilung des Pro-Kopf-Verbrauchs nach Produktgruppen nur einen kleinen Teil in Deutschland ein, nämlich zwölf Prozent. Größere Anteile am Verbrauch stellen Konserven und Marinaden sowie Tiefkühlfisch mit 31 beziehungsweise 23 Prozent.

Gestiegen ist 2020 die Einkaufsmenge an Fischerei- und Aquakulturerzeugnissen der privaten Haushalte in Deutschland, und zwar um 14 Prozent auf gut 457.600 Tonnen (Produktgewicht). Der Wert der Käufe legte um 16 Prozent auf 4,75 Milliarden Euro zu, wie aus den Daten der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag des FIZ hervorgeht. Bezogen auf die Menge lag gefrorener Fisch mit einem Anteil von 32 Prozent an der Spitze, bezogen auf den Wert war es frischer Fisch mit 29 Prozent. Führende Einkaufsstätte für Fischerei- und Aquakulturerzeugnisse sind die Discounter. Dort wurden zuletzt 48 Prozent, und damit fast die Hälfe, der Käufe getätigt. Super- und Verbrauchermärkte kamen auf einen Anteil von 40 Prozent. Überdurchschnittlich hoch fallen die Käufe an Fischkonserven in Discountern aus, unterdurchschnittlich hingegen die Käufe an Frischfisch.

Auffällig waren die außergewöhnlich hohen Vorratskäufe an Fischdauerkonserven wie Thunfisch aus der Dose oder eingelegten Heringen im Corona-Jahr 2020, insbesondere in der ersten Jahreshälfte. Entsprechend ging die Einkaufmenge an Konserven 2021 erwartungsgemäß wieder zurück, so das FIZ. In den ersten drei Quartalen 2021 zeigt sich die Nachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten im Einzelhandel insgesamt auf hohem Niveau stabil.

Bio-Fisch stammt immer aus Aquakultur

Fisch aus ökologischer Produktion wird laut Öko-Barometer 2020 von 27 Prozent der Befragten häufig und von neun Prozent der Befragten ausschließlich gekauft. Damit liegt die Produktgruppe im Ranking hinter Bio-Brotwaren und vor Bio-Trockenwaren wie Nudeln, Mehl oder Reis. Insgesamt wurden 795 Teilnehmerinnen und Teilnehmer befragt, wie häufig sie Bio-Produkte erwerben.

Laut EU-Öko-Verordnung stammt Bio-Fisch immer aus Aquakultur. Eine Bio-Zertifizierung von Wildfängen ist nicht möglich, da weder Einfluss auf die Haltung noch auf die Ernährung der Tiere genommen werden kann. In Deutschland haben im Jahr 2020 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 50 Betriebe, davon 42 Betriebe mit vollständiger ökologischer Wirtschaftsweise, Bio-Fisch in Aquakultur erzeugt – insgesamt knapp 6.750 Tonnen. Der Bio-Anteil erreichte damit 21 Prozent an der Gesamtmenge.

Sortimentsrichtlinien der BNN

Das Fischangebot im Bio-Fachhandel ist meistens begrenzt. Neben Bio-Fisch aus ökologischer Aquakultur wird in BNN-zertifizierten Bio-Läden nur Wildfisch verkauft, der den Sortimentsrichtlinien entspricht. Für wild gefangenen Fisch und wild gesammelte Meeresfrüchte aus dem Meer muss ein Nachweis über die nachhaltige Bewirtschaftung der Bestände erbracht werden. Dieser ist stets auf zwei Wegen zu führen:

  1. Unabhängige Institutionen wie FishBase oder Fischbestände online haben die Fischart oder eine bestimmte geografische Herkunft, gegebenenfalls in Verbindung mit einer bestimmten Gewinnungsart, als vertretbar eingestuft.
  2. Unabhängige Kontroll- oder Zertifizierungseinrichtungen wie ASMI (Alaska Seafood Marketing Institute), FOS (Friend oft he Sea), IRF (Iceland Responsible Fisheries), KRAV Ekonomisk Förening, Naturland, MSC (Marine Stewardship Council) oder Pêche Responsable erbringen den Nachweis, dass Fang, Gewinnung und Herstellung durch das kontrollierte/zertifizierte Unternehmen gemäß den Anforderungen durchgeführt worden sind.

Zudem müssen folgende Kriterien für nachhaltig bewirtschaftete Bestände von Fisch und Meeresfrüchten aus Wildfang/Wildsammlung erfüllt werden:

  • Die Bestandsgröße der Wildfischbestände lässt einen nachhaltigen Fischereiertrag zu.
  • Der ausgeübte Fischereidruck ist so niedrig, dass er den Bestand nicht gefährdet.
  • Es werden keine Jungfische gefangen.
  • Es werden keine destruktiven Fangmethoden eingesetzt, die viel Beifang erzeugen oder empfindliche Meereshabitate zerstören. Grundschleppnetze gelten als destruktive Fangmethode. Kleinere und leichtere, semipelagische Scherbrettschleppnetze (Typ OTB) dürfen dann zum Einsatz kommen, wenn durch fachkompetente, unabhängige Institutionen belegt ist, dass sie im Fanggebiet nicht destruktiv wirken.

Wild gefangener Fisch aus natürlichen Binnengewässern darf laut BNN-Sortimentsrichtlinien gehandelt werden, wenn er in der Region direkt von Anglerin oder vom Angler oder Fischerin oder Fischer bezogen wird, der Bestand nicht gefährdet ist und Herkunft sowie Fangmethode nachgewiesen sind. Zudem muss der Fisch unter präziser Angabe der regionalen Herkunft gekennzeichnet werden.

Klein- und Küstenfischereien sind nicht verantwortlich für die Überfischung der Meere. Um einen Wettbewerbsnachteil für diese Betriebe zu verhindern, dürfen Produkte aus Klein- und Küstenfischerei im Handel geführt werden, wenn die Fischerei folgende Kriterien erfüllt:

  • Fahrzeuge mit einer Länge von weniger als 12 Metern
  • Fischfang innerhalb der 12-Meilenzone
  • Fahrzeuge nicht mehr als 24 Stunden am Stück auf See
  • Es kommt hauptsächlich stationäres Gerät (das heißt Gerät, das nicht geschleppt oder durch das Wasser gezogen wird) wie Treib- und Stellnetze, Haken und Leinen oder Fangkammern und Fallen zum Einsatz.

Also Augen auf beim Fischkauf! Siegel bieten Händlerinnen und Händlern sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Orientierung beim Kauf von Fischen beziehungsweise Fischprodukten aus ökologischer Aquakultur sowie nachhaltigem, umweltgerechtem Wildfang.


Letzte Aktualisierung 18.01.2022

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