Lebensmittelindustrie und Lebensmittelhandel haben einen bedeutenden Einfluss auf die Biologische Vielfalt und hängen in besonderem Maße von ihr ab. Bisher haben allerdings Maßnahmen zu ihrem Schutz in den Unternehmen nur einen geringen Stellenwert. Nun steht gerade der Lebensmitteleinzelhandel unter starkem Wettbewerbsdruck. Glaubwürdige und innovative Konzepte sind gefragt, die einen Mehrwert in den Mittelpunkt stellen und es den Unternehmen erlauben, sich von ihren Mitbewerberinnen und Mitbewerbern abzugrenzen. Biologische Vielfalt kann ein solcher Mehrwert sein. Ergebnisse aus der Naturbewusstseinsstudie 2019 des Bundesamts für Naturschutz (BfN) unterstützen dies: Hiernach bietet es sich an, mit den Aktueren der Wirtschaft und Industrie eine naturverträgliche Wirtschaftsweise zu erarbeiten, da die Befragten den wirtschaftlichen Interessen keinen Vorrang gegenüber dem Naturschutz einräumen.
Pioniere für die biologische Vielfalt
Das Schweizer Label TerraSuisse setzt genau hier an. Aus einer Kooperation von Migros mit der Vereinigung integriert produzierender Bäuerinnen und Bauern (IP-SUISSE) und unter fachlicher Unterstützung der Schweizer Vogelwarte Sempach ist dieses Label entstanden. Seit 2008 ist es auf Lebensmitteln zu finden, deren Produzenten zum Beispiel aktiv Lebensräume für seltene Pflanzen und Wildtiere schaffen. Die ökologischen Mehrleistungen werden regelmäßig kontrolliert und nach einem Punktesystem bewertet.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Initiative "Zurück zum Ursprung" in Österreich. Auf den Verpackungen wird der potenzielle Beitrag der Produkte auf die Naturvielfalt mit einem ökologischen Fußabdrucks kenntlich gemacht.
In Deutschland bekennen sich bereits einige Lebensmittelherstellerinnen und Lebensmittelhersteller zum Schutz der Biologischen Vielfalt: So hat beispielsweise die HiPP GmbH den Biodiversitätsschutz in ihre strategischen Unternehmensziele aufgenommen. Die Neumarkter Lammsbräu KG, Heuschrecke Naturkost und LaSelva unterstützen Biodiversitätsprojekte in der Region und den verschiedenen Anbauländern. Gemeinsame Aktionen mit Naturschutzorganisationen vor Ort sind eine Möglichkeit, sich für die lokale Biodiversität zu engagieren und so zu profilieren. Die Berliner BIO COMPANY hat sich mit der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg zusammengetan, um das Projekt "Mit Mach Wald" durchzuführen. In einem Gebiet des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin soll heimischer, artenreicher Mischwald entstehen. Die Kundinnen und Kunden können direkt an den Kassen der Supermarkt-Filialen für diese Aktion spenden.