Blaues Land: Mehr Öko-Landbau für den Grundwasserschutz

Das Blaues Land: Mehr Öko-Landbau für den Grundwasserschutz

Um die Ressource Grundwasser besser für die Trinkwasserversorgung zu schützen, strebt der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) an, den Anteil an ökologisch bewirtschafteter Landfläche in seinen Trinkwassergewinnungsgebieten zu erhöhen. Dafür arbeiten im Projekt "Das Blaue Land", gefördert vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau, unterschiedliche Kooperationspartner zusammen. Wir haben sie gefragt, was sie antreibt.

Die gebürtige Rostockerin hat einen Master in Öko-Agrarmanagement an der HNE Eberswalde gemacht. Während des Studiums arbeitete sie im Bio-Einzelhandel, in einer Feinkostmanufaktur und bei einer Öko-Kontrollstelle. Dadurch sammelte sie vielfältige Erfahrungen in allen Bereichen der Wertschöpfungskette und ist damit bestens gewappnet, um alle Akteurinnen und Akteure vor Ort für das Projekt "Das Blaue Land" zu begeistern.

Oekolandbau.de: Um was geht es bei dem Projekt?

Wiebke Gätjen: Trotz vielfältiger Aktivitäten und Bemühungen in den vergangenen Jahren liegt der Anteil von ökologisch bewirtschafteter Fläche bei etwa vier Prozent in den Trinkwassergewinnungsgebieten des OOWV. In ganz Niedersachsen lag der Öko-Anteil 2020 erstmals über fünf Prozent. Mit dem Projekt "Das Blaue Land" will der OOWV die Ausdehnung der Ökolandbauflächen in den Trinkwassergewinnungsgebieten voranbringen. Für den Trinkwasserschutz ist es sehr wichtig, dass die geplanten Flächenzuwächse vor allem in den Trinkwassergewinnungsgebieten realisiert werden.

Oekolandbau.de: Welche Ziele sollen erreicht werden?

Gätjen: Wir wollen Anreize bei den wirtschaftlichen Akteurinnen und Akteuren setzen, um regionale, ökologische Produkte mit dem Zusatznutzen "Wasserschutz" zu entwickeln, zu produzieren und zu vermarkten. Aus der Kooperationszusammenarbeit in den Bio-Wertschöpfungsketten für Getreide und Milch sollen regionale Bio-Produkte mit dem Zusatznutzen Trinkwasserschutz (Rohstoffe stammen aus den Trinkwassergewinnungsgebieten des OOWV) entstehen. Langfristig soll unter anderem auf diesem Weg die Ausdehnung der Öko-Landbauflächen in den Trinkwassergewinnungsgebieten des OOWV gelingen.

Oekolandbau.de: Was ist Ihre Aufgabe in dem Projekt?

Gätjen: Meine Aufgabe ist es, die Akteure entlang der Wertschöpfungskette zu vernetzen, Informationsangebote herzustellen und eine aktive Kommunikation zu fördern. Von der Erzeugerin und dem Erzeuger bis zur Händlerin und zum Händler und letztlich bis zur Verbraucherin und zum Verbraucher müssen alle an einen Tisch gebracht und das gemeinsame Ziel, Trinkwasserschutz durch Öko-Landbau, in den Fokus gerückt werden.

Oekolandbau.de: Welche Projektpartner sind mit im Boot? Was tragen diese Betriebe zum Projekt bei?

Gätjen: Der Biohof Bakenhus repräsentiert den Produktionsbereich der Rohwaren und ist sowohl Teil der Bio-Wertschöpfungskette Milch als auch der Bio-Wertschöpfungskette Getreide.

Die Firma Biovis ist als Tochter des Agrarhandels AGRAVIS in der Region sehr gut vernetzt und kann sich daher für den im Bereich Öko-Landbau noch nicht besonders entwickelten Nordwesten Niedersachsens als starker Partner für umstellungsbereite Betriebe präsentieren.

Die Kornkraft Naturkost GmbH ist ein sehr wichtiger Pionier und Partner des Öko-Landbaus in der Region, der den Naturkosthandel vor 40 Jahren in der Region aufgebaut hat und auch im Bereich der regionalen Vermarktung sehr früh Akzente gesetzt hat.

Alle Projektpartner unterstützen uns durch Informationen und Vernetzung mit weiteren Akteurinnen und Akteuren, es erfolgt ein regelmäßiger Austausch und die Kommunikation des Themas "Bio-Wasserschutzprodukte" in die unternehmenseigenen Netzwerke.

Oekolandbau.de: Was sind die ersten Schritte?

Gätjen: Zuerst geht es für mich darum, Partner und Akteurinnen in der Region kennenzulernen und einen Überblick über die Marktsituation vor Ort zu gewinnen. Im März hatten wir ein Auftakttreffen mit unseren Projektpartnern, bei dem wir das Projekt vorstellen und unser weiteres Vorgehen besprechen konnten. Für den Herbst ist eine Initialveranstaltung für möglichst viele Teilnehmende aus der Region in Planung, bei der sich die Akteurinnen und Akteure kennenlernen und hoffentlich offene Fragen und Ideen miteinander diskutieren können. Weiterhin sind im Projektzeitraum Exkursionen und Weiterbildungen geplant.


Stimmen von Projektbeteiligten

Jochen Schritt: Kornkraft Naturkost GmbH

Wasser ist ein lebenswichtiges Produkt, ein Lebensmittel, das es zu schützen gilt!

Jochen Schritt ist Geschäftsführer der Kornkraft Naturkost GmbH, einem Bio-Großhandel, den er 1981 mitgegründet hat. Das Ziel war damals schon, den Öko-Landbau in der Region durch die Entwicklung von Vermarktungsperspektiven gemeinsam mit regionalen Erzeugerinnen und Erzeugern auszubauen

Oekolandbau.de: Was ist Ihre Rolle im Projekt "Das Blaue Land"?

Jochen Schritt: Aus unserer Sicht ist der Einsatz von Bio-Produkten in der öffentlichen Außer-Haus-Verpflegung das, was jetzt angegangen werden muss. Denn der Absatz im Einzelhandel stabilisiert sich inzwischen. Aber in der Außer-Haus-Verpflegung sind wir ja noch unter einem Prozent Bio-Anteil. Das ist der entscheidende Hebel! Deswegen sprechen wir als Lieferant sehr aktiv Küchen und Cateringunternehmen an. Dafür haben wir einen Küchenberater, der in die Betriebe fährt, wenn jemand Hilfe braucht bei der Umstellung der Küche auf Bio. Denn welcher Küchenleiter hat Zeit auf ein Seminar zu gehen? Von daher können wir nicht nur als Lieferant helfen und Vermarktungswege sowie preiswerte saisonale Ware anbieten, sondern eben auch als Beratungsadresse für Küchen.

Oekolandbau.de: Warum machen Sie bei dem Projekt mit?

Schritt: Wasser ist ein lebenswichtiges Produkt, ein Lebensmittel, das es zu schützen gilt! Das Projekt passt daher sehr gut zu uns – oder zu dem, was wir sinnvoll finden, weil Grundwasserschutz hier in Niedersachsen sehr, sehr notwendig ist. Schließlich ist das Grundwasser hier besonders gefährdet durch die vielen Intensivbetriebe in der Tierhaltung. Und die Vorsorge durch Öko-Landbau ist günstiger als hinterher das Wasser aufwendig aufzubereiten. Daher haben wir eigentlich schon lange darauf gewartet, dass der Trinkwasserproduzent hier noch aktiver wird. Für uns war das auch eine Voraussetzung für die Teilnahme am Projekt, dass alle Beteiligten als Vorbild in Sachen Bio vorangehen. Mit der Biofleischerei Bakenhus in Großenkneten arbeiten wir beispielsweise seit über 30 Jahren zusammen und vermarkten deren Fleischprodukte.

Oekolandbau.de: Welchen Beitrag können Sie als Großhandel zum Wasserschutz beitragen?

Schritt: Unser Hauptbeitrag ist die Vermarktung der Bio-Produkte aus der Region. Kornkraft arbeitet ständig an deren weiterer Entwicklung und ist deshalb auch sehr interessiert an Bio-Produkten aus Wasserschutzgebieten.

Christina Aue: Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV)

Über das praktische Management lassen sich auf den landwirtschaftlichen Flächen geringe Herbst Nmin-Werte erreichen, die zum Grundwasserschutz beitragen.

Christina Aue ist im OOWV geschäftsführend für die Kooperation zum vorsorgenden Trinkwasserschutz tätig.

Oekolandbau.de: Was ist Ihre Rolle im Projekt "Das Blaue Land"?

Christina Aue: Ich bin ich verantwortlich für das Programm zur Ausdehnung der Öko-Landbauflächen in den OOWV-Trinkwassergewinnungsgebieten. Hierin übernimmt das Projekt "Das Blaue Land" eine sehr wichtige Rolle, da hier der Aufbau von Wertschöpfungsketten im Mittelpunkt steht.

Oekolandbau.de: Warum machen Sie bei dem Projekt "Das Blaue Land" mit?

Aue: Der OOWV hat das Projekt zur Unterstützung der Umsetzung des Programms zum Öko-Landbau beantragt, um den vor- und nachgelagerten Bereich der Primärproduktion zu unterstützen. In unserer Region ist diesbezüglicher ein Mangel vorhanden und ohne Behebung dieses Mangels wird es auch keine Erweiterung der ökologisch bewirtschafteten Fläche geben.

Oekolandbau.de: Welchen Beitrag können Sie als Großhandel zum Wasserschutz beitragen?

Aue: In unseren Trinkwassergewinnungsgebieten gibt es einen hohen Anteil landwirtschaftlicher Nutzfläche. Über das praktische Management lassen sich auf den landwirtschaftlichen Flächen geringe Herbst Nmin-Werte erreichen, die zum Grundwasserschutz beitragen. Der Einsatz von Mechanik anstelle von chemisch-synthetischen Pflanzenschutz ist ein wirksamer Schutz vor Einträgen von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen und deren Metabolite.

Wilhelm Funke: biovis GmbH

Am Ende des Tages hilft es nichts, wenn wir x Prozent der Betriebe umgestellt haben, aber es für die erzeugten Rohstoffe keinen Markt gibt.

Wilhelm Funke ist Geschäftsführer der biovis GmbH, eine Tochterfirma der Agravis Raiffeisen AG. biovis handelt mit Betriebsmitteln und Agrarrohstoffen für den regionalen Öko-Landbau.

Oekolandbau.de: Was ist Ihre Rolle im Projekt "Das Blaue Land"?

Wilhelm Funke: Unsere Rolle in dem Projekt ist es, für umstellungswillige Landwirtinnen und Landwirte ein kompetenter Ansprechpartner zu sein. Denn es hilft am Ende des Tages nichts wenn wir x Prozent der Betriebe umgestellt haben, aber für die erzeugten Rohstoffe gibt es keinen Markt.

Oekolandbau.de: Warum machen Sie bei dem Projekt "Das Blaue Land" mit?

Funke: Das Projekt fanden wir von Anfang an sehr spannend, da wir in der Region vertreten sind und uns schon heute mit den Themen regenerative, nachhaltige und ökologische Landwirtschaft beschäftigen. Wir sind in der Region sehr gut vernetzt und können die Öko-Landwirtschaft unterstützen. Gleichzeitig ist es mir wichtig, auch die konventionelle Landwirtschaft so darzustellen, wie sie ist. Es gibt in beiden Bewirtschaftungsformen gute Betriebe und leider auch weniger gute. Das hat nichts mit der Bewirtschaftungsform zu tun. Das ist mir sehr wichtig.

Oekolandbau.de: Welchen Beitrag können Sie als Großhandel zum Wasserschutz beitragen?

Funke: Wir können die Landwirtinnen und Landwirten bei der Beratung, Planung und Dokumentation intensiv unterstützen. Sei es vor, während oder nach der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft. Neben der notwendigen Landtechnik, wie zum Beispiel Hacken oder Striegel für die mechanische Unkrautbekämpfung, bieten wir auch ökologisches Futtermittel und Saatgut an. Darüber hinaus bauen wir Absatzwege für die Betriebe in der Region auf.

Projektinfos

Weitere Informationen rund um das Projekt finden Sie im Projektsteckbrief.

Das Projekt wird über die Förderrichtlinie RIWERT gefördert. Die Richtlinie ist eine Maßnahme des Bundesprogramms Ökologischer Landbau, initiiert und finanziert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.


Letzte Aktualisierung 19.04.2023

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