Biohof Ritzleben

Biohof Ritzleben

Begründung der Jury für die Auszeichnung mit dem Bundespreis Ökologischer Landbau 2023 für die gesamtbetriebliche Konzeption 

Laudatio von Jurymitglied Jürgen Heß

Der Biohof Ritzleben ist ein ökologisch wirtschaftender Marktfruchtbetrieb, geführt als Familienbetrieb moderner Prägung im Übergang zur zweiten Generation. Er liegt in der Altmark (Sachsen-Anhalt). Der Betrieb ist Mitglied beim Anbauverband Biopark.

Carsten Niemann und Kathrin Kulow gründeten ihn 1991 als ersten Biobetrieb in der Region. Drei Tätigkeits- oder besser Aktionsfelder charakterisieren den Betrieb, der im Moment von Vater Carsten Niemann und Tochter Laura Kulow im Rahmen einer mehrphasigen Vater-Tochter GbR geführt wird, bei der die Bewirtschaftungsverantwortung über die Jahre zunehmend mehr vom Vater auf die Tochter übertragen wird.

Die drei Bereiche:

  • der landwirtschaftliche Betrieb als Basis und Ausgangspunkt,
  • diverse Verarbeitungs- und Vermarktungsinitiativen, speziell im Bereich Kartoffeln,
  • ehrenamtliche Arbeit in den Bereichen Landwirtschaft und Umwelt.

Direkt nach der Wiedervereinigung gingen Carsten Niemann und seine Frau Kathrin Kulow von Niedersachsen über die Grenze in den "nahen Osten" und übernahmen mit wenig Eigenkapital als Neugründer und Pioniere den Hof Ritzleben mit marodem Gebäudebestand als Teil einer aufgelassenen LPG und zunächst mit nur wenig Acker-Fläche und bis 2000 mit einer Milchviehhaltung bestehend aus 42 Kühen der Rasse Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind (DSN), einer Zweinutzungszuchtlinie der DDR. Seitdem hat sich fast alles verändert.

  • Bewirtschaftet werden heute insgesamt 544 Hektar, davon 409 Hektar Ackerland, 78 Hektar Grünland und 57 Hektar Wald. Zurzeit bestehen Bewirtschaftungsverträge mit vier Bio-Landwirten für insgesamt 185 Hektar.
  • Der vielfältige Ackerbau umfasst neben der "Hauptkultur" Kartoffeln (73 Hektar), diverse Getreide- und Leguminosenarten. Die Düngung erfolgt über Futtermist-Kooperationen.
  • Mit dem Engagement als Gründungsmitglied, Mit-Gesellschafter (gemeinsam mit sechs weiteren Landwirten) und Geschäftsführer bei der Bio-Kartoffel-Nord GmbH und Co. KG verschaffte Carsten Niemann seinem Betrieb frühzeitig ein zweites Standbein, wobei der Einstieg seiner Tochter Laura in den Betrieb vor allem in jüngerer Zeit zunehmend mehr Freiräume für sein über- und außerbetriebliches Engagement schafft vor allem im Bereich Kartoffelverarbeitung und -vermarktung.
  • Erzeugt werden zwei Kartoffelstärken, die native warmquellende und die kaltquellende, welche insbesondere in der Lebensmittelverarbeitung von großer Bedeutung ist. Darüber hinaus auch Kartoffelflocken.
  • So gelingt einmal die Verwertung sogenannter Absortierungsware (Über- und Untergrößen), aber immer auch wieder in Zeiten eines Speisekartoffelüberangebotes eine Marktentlastung. Außerdem werden weitere Bio-Betriebe im Rahmen eines Vertragsanbaus von Stärkekartoffeln mit einbezogen, auch um die zum Teil geringen Stärkegehalte der Absortierungsware aufzuwerten.

Abschließend kann festgestellt werden, dass sich der Biohof Ritzleben in den vergangenen 32 Jahren nach herausfordernder Startphase mit viel Pioniergeist, Engagement und Herzblut zu einem Vorzeigebetrieb der Ökologischen Landwirtschaft entwickelt hat. Insbesondere die Leistungen im Kontext von Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Bio-Kartoffel unter Mitnahme einer Vielzahl weiterer Biobetriebe verdienen besondere Anerkennung. Auch der strategisch gut vorbereitete Übergang der Bewirtschaftungsverantwortung auf die zweite Generation ist besonders hervorzuheben.

Biohof Ritzleben

Carsten Niemann, Kathrin und Laura Kulow
Ritzleben 1
39619 Arendsee
Homepage Biohof Ritzleben



Letzte Aktualisierung 14.06.2023

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