Die Verwendung der Begriffe Bio & Fair bezieht sich heute hauptsächlich auf Fairness im Marktgeschehen. Im Vergleich mit der Zeit der Biopioniere sind die Biowertschöpfungsketten inzwischen oft komplex und schwer durchschaubar. In den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau sind Fairness-Werte nur schwach oder gar nicht verankert, und neue, stark marktorientierte Akteure haben großen Einfluss auf den Umgang zwischen den Handelspartnern gewonnen. Damit erodieren die Werte der Gründergeneration. Verbindliche Regelungen zu Fairness auch im Inland gewinnen daher an Bedeutung.
Umsetzung in den Richtlinien und der Verbandsarbeit
Es gibt unterschiedliche Ansätze zur Umsetzung. Einige Verbände, zum Beispiel Naturland, haben eine freiwillige Zusatz-Zertifizierung entwickelt, für die bei der Biokontrolle bestimmte Fairness-Kriterien geprüft werden. Andere Verbände, wie Demeter und Bio Suisse, versuchen, durch eine Charta (Demeter) bzw. einen Verhaltenskodex (Bio Suisse) eine breite Fairness-Diskussion im Verband anzustoßen und durch Marktgespräche eine Vertrauenspartnerschaft und damit höhere Verbindlichkeit unter möglichst vielen Handelspartnern zu erreichen.
Verbandsübergreifende Initiativen gibt es auf regionaler Ebene (zum Beispiel fair & regional Bio Berlin Brandenburg, RegioFair Bio Zentralschweiz) und auf nationaler Ebene (zum Beispiel Bestes Bio-fair für alle). Neben dem Thema faire Preise greifen diese Initiativen weitere Themen wie regionales und ökologisches Engagement und den Umgang mit den Angestellten der Unternehmen auf. Unterschiede bestehen darin, ob alle Akteure der Wertschöpfungskette - vom Landwirt über die Verarbeiter bis zum Handel - in den Initiativen vertreten sind, oder ob der Fokus auf einem Anbauverband oder auf den verarbeitenden Unternehmen liegt. Je größer die Vielfalt der beteiligten Akteure, desto höher die Chance auf vertiefteres Wissen um unterschiedliche Bedürfnisse und damit die Berücksichtigung möglichst aller Interessen.