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Regionale Bio-Liefer­dienste kommen klimafreundlich per Rad

Weniger Diesel, mehr Muskelkraft: Immer mehr Bestellungen regionaler Bio-Lieferdienste werden in der Berliner Innenstadt klimafreundlich mit dem Lastenrad geliefert. Mit ausgeklügelten Softwarelösungen bringt die Plattform grüne Stadtlogistik regionale Bio-Betriebe mit Radlogistikdiensten zusammen.

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Um die so genannte "schmutzige letzte Meile" in der innerstädtischen Lieferlogistik einzusparen und Stau, Lärm und Emissionen zu reduzieren, gründeten Jan Erdweg und Olaf Lehnigk 2019 mit der Zukunftsangelegenheiten GmbH ein Netzwerk für grüne Stadtlogistik. Erst 2019 gegründet, hat sich die Plattform früh mit regionalen ökologischen Lieferdiensten zusammengetan und ist mit deren Unterstützung schnell gewachsen. Aufs Jahr hochgerechnet zählen Zukunftsangelegenheiten bereits 100.000 Stopps (Lieferungen) per Rad oder E-Vehikel, 90 Prozent davon sind Transporte für Bio-Lieferdienste.

Das Ökodorf Brodowin liefert bereits über 30 Prozent der Bestellungen in der Innenstadt Berlins über Radlogistiker. Das sind rund 1.200 Kundinnen und Kunden pro Woche, und die Tendenz sei, so Vertriebs-Bereichsleiter Rainer Herrmann, stetig steigend. "Unser Ziel ist es, innerhalb des S-Bahn-Rings gar nicht mehr mit Sprintern auszuliefern." Schon jetzt fahren täglich vier Brodowin-Sprinter weniger in die Innenstadt, und ohne die Fahrradlogistiker "hätten wir die Auslieferungen der 1. Corona-Bestellwelle überhaupt nicht geschafft", so Herrmann.

Auch der Bio-Lieferservice Landkorb beliefert 1.200 Kundinnen und Kunden pro Woche, 35 Prozent der Kundschaft emissionsfrei per Fahrrad. Der Transport in die Stadt erfolgt zudem mit Transportern, die zu 90 Prozent klimaneutral und emissionsarm mit Bio-Methan fahren. "Uns ist es nicht nur wichtig, ökologische Produkte in unseren Landkörben zu liefern, sondern auch die Transportkette so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Mit dem Netzwerk für grüne Stadtlogistik haben wir es geschafft, einen Großteil unserer Innenstadt-Lieferungen auf grüne Verkehrsmittel zu verlegen", erklärt Geschäftsführer Daniel Sperberg.

Möglich ist die klimafreundliche Auslieferung mittels ausgeklügelter IT. Die Lieferdienste bringen ihre gepackten Kisten zu einer von zehn zentralen Verteilstationen, sogenannten Hubs. Die dem Netzwerk angeschlossenen Radlogistiker, per App informiert, laden die Bestellungen hier ein und liefern bis an die Haustür der Kundschaft. Algorithmen ermöglichen die Tetris-artige Kapazitätsplanung für die Hubs, die schnelle Umladung auf die Lastenräder und eine effiziente Verteilung – vorbei an Staus und ohne in der 2. Reihe parkende Lieferwagen.

Das Radlogistik-Netzwerk konnte sich auch so schnell am Markt etablieren, weil sich die Lieferdienst-Mitbewerber Ökodorf Brodowin und der Landkorb im Sinne einer umweltverträglichen Lieferlogistik zusammenschlossen. Gemeinsam haben die beiden Bio-Anbieter die notwendige Anzahl an kalkulierbaren Bestellungen pro Woche, die es brauchte, um das Netzwerk mit seinen Hubs und der umfangreichen IT aufzubauen.

Dass klimafreundlicher Transport in den Städten zunehmen wird, daran haben Jan Erdweg und Olaf Lehnigk keinen Zweifel, sie planen 2021 die Expansion in andere deutsche Städte. In Berlin testet Zukunftsangelegenheiten derzeit Auslieferungen für das Märkische Landbrot, auch die Marktschwärmerei plant 2021 ihre Bestellmärkte um eine Fahrrad-Auslieferung zu erweitern.

Quelle: FÖL Berlin Brandenburg

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