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Ökologischer Umbau der Landwirtschaft geht nur über den Preis

Die Bio-Milcherzeugungskosten in Deutschland betrugen im Wirtschaftsjahr 2020/21 64,39 Cent pro Kilogramm. Der Bio-Milch Marker Index liegt bei 96 Punkten und damit um vier Prozent niedriger als im Basisjahr 2015/16. Der Bio-Milchauszahlungspreis lag in diesem Zeitraum bei 48,66 Cent und deckt damit nur 76 Prozent der Erzeugungskosten.

Milch wird in Flaschen abgefüllt.

Bio-Produkte gelten als besonders nachhaltig aber auch teuer. Jeder weiß, dass sich mehr Tierwohl und der Verzicht auf synthetische Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel auf den Preis niederschlagen müssen. Ist damit auch automatisch sichergestellt, dass die Erzeugerinnen und Erzeuger kostendeckende Preise erhalten?

Frank Lenz, Vorstand der MEG Milch Board, attestiert dem Biomilchmarkt eine große Anziehungskraft. "Die Bio-Milchzeugung war in den letzten Jahren für zahlreiche Betriebe ein Weg, den verheerenden Marktentwicklungen für konventionelle Milch zu entfliehen. Zugleich bot sie den Bäuerinnen und Bauern eine Möglichkeit, ihre Vorstellungen von einer ökologischen Milcherzeugung umzusetzen. So wagten viele Kolleginnen und Kollegen die Umstellung. Die Ergebnisse des Bio-MMI sind aber eher ernüchternd!"

Für Lenz ist die Unterdeckung von 24 Prozent keine Überraschung. "Bio-Milcherzeugung ist arbeits- und flächenaufwendig. Die Ertragssicherheit ist eingeschränkt, und die Kosten für zugekauftes Futter sind exorbitant höher."

Lenz sieht in den Ergebnissen ein gefährliches Potential für den Bio-Markt an sich. "Wer als Bio-Betrieb am Markt bleiben will, muss investieren! Er braucht eine passende Milchleistung, bestes Grundfutter und muss Tiergesundheit und Tierwohl auf hohem Niveau halten. Wird dies alles nicht durch den Bio-Milchpreis abgedeckt, ist die Wirtschaftlichkeit der Bio-Betriebe schnell infrage gestellt. Darüber hinaus ist die Auswirkung auf den beabsichtigten ökologischen Umbau der Landwirtschaft und damit auf umstellungswillige Betriebe fatal!"

Bio-Milcherzeugerinnen und -Milcherzeuger müssen angemessene Preise fordern

In den vergangenen Jahren hat der Bio-Milchmarkt von einem großen Angebot an Umstellungsware für die Tierfütterung profitiert. Das Angebot war trotz Dürre groß, und die Preise waren moderat. Mittelfristig dürfte sich dies ändern. Steigende Weltmarktpreise für konventionelles Getreide werden die Umstellungsquote verlangsamen. Bio-Futtergetreide wird im Preis steigen, vielleicht sogar knapp werden. Dieser Trend zeichnet sich heute schon ab. Der Anstieg der Energiepreise wirkt sich auf den Bio-Futterbau ebenfalls überproportional stark aus.

Vor Jahren konnten die Bio-Milcherzeugerinnen und -erzeugern einen großen Erfolg für den Bio-Milchmarkt erzielen: Der Erzeugerpreis für Bio-Milch ist vom konventionellen Milchmarkt entkoppelt worden. Leider wirkt diese Entkopplung auch jetzt wo der Preis für konventionelle Milch steigt, der für Bio-Milch jedoch nicht - obwohl es dringend nötig ist, um solide wirtschaften zu können und ökologisch zukunftsfähig zu sein.

Lenz ruft in diesem Zusammenhang die Biomilcherzeuger/innen auf, an die Erfolge aus den vergangenen Jahren anzuknüpfen und einen Milchpreis einzufordern, der dafür sorgt, dass die harte Arbeit auf den Höfen entlohnt wird und die Betriebe für die nächste Generation attraktiv sind. "Die Deckung der Erzeugungskosten ist auch im Biobereich eine fundamentale Forderung der Erzeuger/innen. Bioprodukte sind Premiumprodukte, die für Naturschutz und Tierwohl stehen. Die Forderung nach einem fairen Preis für diese Premiumprodukte stärkt nicht nur die Biobäuerinnen und -bauern, sondern vor allen Dingen auch den Biogedanken! Ergo: Der Biomilchpreis muss deutlich steigen."

Quelle: Pressemitteilung Milch Board

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