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8. ECOVIN Jungwinzer*innen-Tagung rückt Boden in den Fokus

Mehr als 50 Teilnehmende trafen sich vom 18. bis 20. März 2022 zur ECOVIN Jungwinzer*innen-Tagung rund um das Thema Boden. "Im Bio-Weinbau spielt ein gesundes Bodenleben seit jeher eine zentrale Rolle, es ist die Grundlage für unser Wirtschaften mit der Natur und charakterstarke Weine. Diese Botschaft möchten wir angehenden Winzerinnen und Winzern mit auf den Weg geben", sagte ECOVIN Geschäftsführerin Petra Neuber zur Eröffnung der Tagung.

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Was in der Online-Tagung im Vorjahr nur theoretisch erörtert werden konnte, erfuhr in Neustadt praktische Erprobung. Herzstück des Treffens bildeten interaktive Vorträge, Praxisworkshops und haptische Erfahrungen. Ein Impulsvortrag am Freitagabend zur Rhizosphäre der Reben stimmte die Teilnehmenden auf die Workshops am Samstag ein.

Hier konnten die Tagungsgäste zwei von drei parallelen Arbeitsgruppen wählen. Der Workshop des Bodenberaters Dr. Manfred Schulte-Karring drehte sich rund um die Bodenstruktur, ihre Analyse und Verbesserung. In einem Riesling-Weinberg des ECOVIN Weinguts Platz legten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Bodenprofile frei, ermittelten pH-Wert und Kalkanteile, diskutierten Techniken der mechanischen Bodenbearbeitung sowie den Einsatz von Komposten und Pflanzenkohle.

Die Pflanzenkohle stand im Mittelpunkt der Arbeitsgruppe von Prof. Claudia Kammann von der Hochschule Geisenheim. Wie wirkt Pflanzenkohle im Boden, wie wird sie hergestellt, welchen Beitrag leistet sie zum Klimaschutz? Höhepunkt der Workshops war die eigene Herstellung von Pflanzenkohle im so genannten Kon-Tiki, einem Pyrolyseofen, im Weingut Schäffer.

Ein dritter Workshop diskutierte die Potenziale von Agroforstsystemen im Weinbau. Nicolas Haack von Triebwerk und Lukas Mischnick von der Demeter Beratung stellten Praxisbeispiele vor, in denen schon heute Obst- und Nussbäume zwischen und neben Weinreben wachsen. Die Vorteile liegen auf der Hand: unter anderem werden die Ernterisiken einer Fläche gestreut, die Artenvielfalt erhöht, die CO2-Bilanz verbessert. Dennoch sahen die Workshop-Teilnehmenden auch Hemmnisse wie eine schwierige Mechanisierung von Agroforstsystemen.

Am Samstagabend konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Sensorikschulung den Einfluss des Bodens auf den Wein erforschen. Martin Darting von WINE SYSTEM moderierte drei Doppelproben, die unterschiedliche Weinlagen und -stile miteinander verglich. Vorläufiges Ergebnis: Der Ausbau im Keller und das Klima prägen einen Wein viel stärker als der Boden, auf dem die Trauben gewachsen sind.

Der Tagungssonntag weitete den Blick vom Boden hin zum System Öko-Weinbau und seine Leistungen für eine nachhaltige Entwicklung. Christian Hiss von der Regionalwert AG forderte, bislang nicht bepreiste Leistungen des Öko-Weinbaus für Umwelt, Gesellschaft und regionale Wirtschaft einen Wert zu geben, damit sich echte Nachhaltigkeit messen lässt.

Die Teilnehmenden der 8. Jungwinzer*innen-Tagung meldeten Begeisterung an das Organisationsteam zurück: "Ich habe jede Menge Ideen und Impulse mitgenommen, die ich gerne schrittweise in unserem Weingut umsetzen würde", sagte eine Pfälzer Winzerin in Betriebsgründung. "Bitte im nächsten Jahr wieder! Wir brauchen diese Art von Laboratorium, um Neues auszuprobieren und den Weinbau über das Etablierte hinaus weiter zu denken", kommentierte ein Teilnehmer von der Mosel.

Weil nach der 8. vor der 9. ECOVIN Jungwinzer*innen-Tagung ist, traf sich das Organisationsteam gleich noch in Neustadt, um die 2022er Tagung auszuwerten und erste Ideen für 2023 zu spinnen.

Quelle: Pressemitteilung ECOVIN

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