Gemüsebau

Gemüsebau: Was ändert sich durch die Umstellung?

Der Markt für ökologisch erzeugtes Gemüse wächst nach wie vor und bietet umstellungsbereiten Betrieben gute Möglichkeiten für den Einstieg in die ökologische Gemüseerzeugung. Erfahren Sie hier, was sich durch die Umstellung ändert.

Der Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel wächst. In den letzten zehn Jahren haben sich europaweit die Ausgaben der privaten Haushalte für Bio-Lebensmittel mehr als verdoppelt. Besonders stark ist das Wachstum in Deutschland: In keinem anderen Land Europas geben die Verbraucherinnen und Verbraucher so viel Geld für Bio-Lebensmittel aus wie hier.

Diese Situation bietet umstellungsbereiten Betriebe gute Möglichkeit, in die ökologische Gemüseerzeugung einzusteigen. Bei der Umstellung verändert sich jedoch so manches.

Fruchtfolge

Eine vielseitige Fruchtfolge ist elementar für den ökologischen Gemüsebau. Bei der Planung der zeitlichen Abfolge der verschiedenen Gemüsekulturen sind vor allem die Nährstoffversorgung der Kulturen und die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit zu beachten. Eine zentrale Rolle spielen dabei Gründüngungen und Leguminosen als Haupt- und/oder Zwischenfrüchte. Der Anteil der Leguminosen in der Fruchtfolge sollte bei etwa 20 bis 30 Prozent liegen.

Darüber hinaus sind bei der Fruchtfolgegestaltung die Auswirkung auf den Unkrautbesatz zu beachten. Bei einer geschickten Abfolge der Kulturen liegt der Boden selten brach, und es bleibt Zeit, Zwischenfrüchte und Grünbrachen zu integrieren. Die ständige Bodenbedeckung verhindert, dass sich unerwünschte Unkräuter ausbreiten, außerdem wird Wind- und Wassererosion vermieden.

Weitgestellte, aufgelockerte Fruchtfolgen dienen zudem einem vorbeugenden Pflanzenschutz. Denn sie verhindern, dass sich wirtsspezifische Krankheiten und Schädlinge stärker ausbreiten können.

Nährstoffversorgung

Der ökologische Anbau von Gemüse stellt hohe Ansprüche an die Nährstoffversorgung, da zum Teil in sehr kurzer Zeit hohe Nährstoffbedarfe gedeckt werden müssen. Schnelllösliche mineralische Stickstoffdünger, wie sie im konventionellen Anbau zur Anwendung kommen, sind im Öko-Gemüsebau jedoch verboten. Damit auch starkzehrende Gemüsekulturen und solche mit sehr kurzfristigem Nährstoffbedarf nicht zu kurz kommen, müssen ökologische Gemüsebaubetriebe andere Strategien fahren.

Besonders wichtig sind Gründüngungen. Sie liefern, über die Ernterückstände der Marktfrüchte hinaus, Nahrung für das Bodenleben.

Einen Großteil des Stickstoffs, der mit dem Verkauf des Gemüses den Betrieb verlässt, gleichen Gemüsebauerinnen und -bauer durch den Anbau von Leguminosen wieder aus. Leguminosen werden entweder als erntebare Gemüsekultur – wie zum Beispiel Buschbohnen, Gemüseerbsen oder Stangenbohnen – oder als reine Gründüngung in die Fruchtfolge integriert.

Wenngleich tierische Wirtschaftsdünger im Öko-Gemüsebau weitaus weniger eingesetzt werden als im Ackerbau und Grünland, spielen sie hier dennoch eine Rolle. Vor allem Stallmist ist ein guter Bodenverbesserer mit relativ hohen Nährstoffgehalten. Gülle und andere flüssige Wirtschaftsdünger tierischer Herkunft sind dagegen im Gemüsebau – vor allem aus hygienischen Gründen (humanpathogene Keime) – seltener zu finden.

Für die meist viehlosen ökologischen Gemüsebaubetriebe sind tierische Wirtschaftsdünger in der Regel schwer verfügbar. Einfacher erhältlich sind pflanzliche Komposte – entweder aus eigener Herstellung oder aus dem Kompostwerk.

Ergänzend kommen im ökologischen Gemüsebau organische Handelsdünger wie Hornmehl oder Vinasse zu Einsatz. Sie dienen hauptsächlich dazu die Nährstoffungleichgewichte, die sich aus der Grunddüngung ergeben, auszugleichen – insbesondere bei starkzehrenden Kulturen und solchen, mit einem kurzfristigen Nährstoffbedarf.

Maximal zulässige Stickstoffmenge im Öko-Gemüsebau

EU-Öko-Verordnung: maximal 170 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr. Die Zukaufmenge von betriebsfremden organischen Stickstoffdüngern ist nicht begrenzt.

Öko-Anbauverbände: Je nach Anbauverband dürfen maximal 112 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr ausgebracht werden. In Gewächshäusern ist bei manchen Verbänden wegen der höheren Stoffumsätze im Boden als Folge der intensiveren Bewirtschaftung im Bedarfsfall ein höherer Düngereinsatz möglich. Die Zukaufmenge von betriebsfremden organischen Stickstoffdüngern ist bei einigen Anbauverbänden begrenzt.

Nährstoffversorgung im Ökologischen Gemüsebau

Saat- und Pflanzgut

Im Gegensatz zum konventionellen Anbau, sollten Öko-Anbauerinnen und -Anbauer bei der Sortenwahl Toleranzen und Resistenzen gegenüber Krankheiten und Schädlingen höher gewichten als hohe Ertragspotenziale.

Saatgut für den Öko-Gemüsebau muss aus ökologischer Vermehrung stammen. Das heißt, die Elterngeneration des Saatguts muss auf ökologisch bewirtschafteten Flächen angezogen werden. Nur wenn ökologisches Saatgut nicht verfügbar ist, kann nach Genehmigung durch die Kontrollstelle auch ungebeiztes Saatgut aus konventioneller Vermehrung verwendet werden. Die Verfügbarkeit muss anhand der Internetdatenbank www.organicXseeds.de überprüft werden. Die Beizung von Saatgut mit chemisch-synthetischen Mitteln ist verboten.

Im Öko-Anbau ist man meist bestrebt, möglichst wenige Gemüsekulturen direkt auszusäen, da die Unkrautbekämpfung in Direktsaaten meist schwieriger und mit wesentlich mehr Handarbeit verbunden ist. Daher wird, wenn irgend möglich, gepflanzt. Aus Samen gezogene Jungpflanzen müssen dabei ausnahmslos aus Öko-Anzucht stammen.

Erden und Substrate

Im ökologischen Anbau ist sowohl im Freiland als auch im Gewächshaus grundsätzlich die Kultur in gewachsenem Boden vorgeschrieben. Eine Ausnahme bilden der Topfpflanzenanbau und die Anzucht: hier dürfen Substrate verwendet werden.

Bis Ende der 90er Jahre waren fast ausschließlich Presstopfsubstrate auf Torfbasis für die Gemüse-Jungpflanzenanzucht im Einsatz. Heute werden zunehmend mehr torfreduzierte, rein organisch aufgedüngte Substrate entwickelt und angeboten.

Bislang ist die Zusammensetzung der Öko-Substrate in Sachen Torfanteil in der EU-Öko-Verordnung (noch) nicht geregelt. Die Verbände haben eigene Anforderungen formuliert. So limitieren die Richtlinien von Bioland und Naturland den Torfgehalt von Öko-Substraten für die Anzucht auf maximal 80 Prozent, Demeter auf 70 Prozent. Synthetische Zuschlagstoffe wie zum Beispiel Styromull sind weder nach der EG-Öko-Verordnung noch nach den Richtlinien der Anbauverbände zugelassen.

Viele Substrathersteller bieten heute bio-zertifizierte Substrate an. Diese sind in der FiBL-Betriebsmittelliste zu finden.

Pflanzengesundheit und Pflanzenschutz

Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind im ökologischen Zierpflanzenbau generell verboten. Um die Pflanzen gesund zu erhalten, müssen andere Maßnahmen ergriffen werden: Allen voran stehen die Verwendung von gesundem Saat- und Pflanzgut sowie eine konsequente Hygiene. Darüber hinaus lässt sich mit pflanzenbaulichen Maßnahmen die Widerstandskraft der Pflanzen stärken und der Infektionsdruck senken: Besonders wichtig sind ein gut durchlüfteter, belebter Boden mit gutem Mikroorganismenbesatz, eine ausgeglichene Wasser- und Nährstoffversorgung sowie optimale Kulturbedingungen (Temperatur, Standweite etc.). Eine große Bedeutung kommt auch der Fruchtfolge sowie der Anlage von Hecken und Randstreifen als natürliche Lebensräume von Nützlingen zu.

Auch biologische Pflanzenschutzmaßnahmen – zum Beispiel der gezielte Einsatz von Bakterien, Viren und tierischen Nützlingen – sowie biotechnische Verfahren (Pheromone, Falle etc.) spielen im Bio-Gemüsebau eine Rolle.

Pflanzenschutz im ökologischen Gemüsebau

Unkrautregulierung

Im konventionellen Anbau übliche, chemisch-synthetische Herbizide sind im ökologischen Anbau verboten. Diese Einschränkung stellt für umstellende Gemüsebauinnen und Gemüsebauer anfangs eine große Herausforderung dar.

Denn der Arbeitsaufwand für die Unkrautregulierung hat einen entscheidenden Einfluss auf die Produktionskosten und damit auf die Wirtschaftlichkeit – vor allem in direkt gesäten Kulturen wie Möhre, Zwiebel oder Rote Bete.

Bio-Produzenten tun daher einiges, um die Handarbeit zu minimieren. Dies ist ein kontinuierlicher Prozess von vorbeugenden und direkten Maßnahmen, der nach der Ernte der Vorkultur beginnt und mit der Ernte der angebauten Kultur endet.

Ein wichtiges Ziel im Öko-Gemüsebau ist es, möglichst viel Unkraut schon vor der Saat der Gemüsekultur oder im Vorauflauf mit einer geeigneten mechanischen Bearbeitung oder thermischen Verfahren zu beseitigen. Nach dem Auflaufen bleibt die mechanische Bearbeitung mit der Hacke, was zwischen den Reihen in der Regel problemlos funktioniert. Schwieriger ist die Regulierung der Unkräuter in der Reihe.

Auch der Fruchtfolge kommt eine besondere Bedeutung bei der Unkrautregulierung zu. Bei einer geschickte Abfolge der Kulturen liegt der Boden selten brach und es bleibt Zeit, Zwischenfrüchte und Grünbrachen zu integrieren. Die ständige Bodenbedeckung verhindert somit, dass sich unerwünschte Unkräuter ausbreiten.

Verwendet werden im Öko-Gemüsebau auch verschiedene Mulchmaterialien, um das Unkrautwachstum zu verhindern.

Heizen unter Glas beschränkt

In der EU-Öko-Verordnung ist das Beheizen von Gewächshäusern nicht regelt. Bei den meisten Anbauverbänden gilt jedoch: Gewächshäuser dürfen im Winter nur frostfrei gehalten werden. Die Jungpflanzenanzucht und Topfkräuter sind davon allerdings ausgenommen.


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Letzte Aktualisierung 21.09.2022

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