Zertifizierung der Öko-Waldwirtschaft

Wie lässt sich ökologische Waldwirtschaft zertifizieren?

Eine gesetzlich geregelte "ökologische Waldwirtschaft", so wie man es vom Öko-Landbau mit der EU-Öko-Verordnung kennt, gibt es nicht. Dennoch können auch Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer ihre Flächen ökologisch bewirtschaften und zertifizieren lassen. Der Verband Naturland e. V. hat Richtlinien entwickelt, nach denen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer ihre Bewirtschaftung im Wald ökologisch ausrichten und zertifizieren lassen können. Eine ähnliche Zertifizierung bietet die Vereinigung Forest Stewardship Council (FSC), wobei die FSC-Richtlinien etwas weniger streng sind als die von Naturland. Beide Zertifizierungssysteme werden von den meisten deutschen Umweltverbänden anerkannt.

Naturland

Die strengsten ökologischen Standards für die Waldwirtschaft hat Naturland. Naturland – vielen bekannter aus dem Öko-Landbau – bietet als bislang einziger Öko-Anbauverband Deutschlands Richtlinien für die ökologische Waldwirtschaft. Entwickelt wurden diese 1995 gemeinsam mit den Umweltverbänden Greenpeace, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), WWF und Robin Wood. Derzeit bewirtschaften deutschlandweit 20 kommunale und private Waldbetriebe eine Waldfläche von knapp 56.000 Hektar – rund 0,5 Prozent der gesamten deutschen Waldfläche – nach den Naturland-Richtlinien. Zertifiziert wird bei Naturland auch die Holzverarbeitung.

FSC

Bekannter und flächenmäßig bedeutender ist die international agierende und gemeinnützige Nicht-Regierungsorganisation Forest Stewardship Council® (FSC®). Der FSC wurde 1993 gegründet, ursprünglich vor allem, um einen Anreiz für die Erhaltung der bedrohten Regenwälder zu schaffen. In Deutschland wurde 1997 die Entwicklung eines nationalen Standards eingeleitet, der 2001 mit der Akkreditierung vollendet wurde. In Deutschland sind aktuell 1,44 Millionen Hektar – das sind 12 Prozent der gesamten Waldfläche – nach den FSC-Richtlinien zertifiziert.

FSC legt mit seinen Richtlinien Mindeststandards für eine nachhaltige und nach ökologischen Kriterien orientierte Waldwirtschaft in Deutschland fest. Darüber hinaus wird auch die Holzverarbeitung zertifiziert. Das FSC-Siegel ist allerdings kein reines Öko-Siegel, denn neben dem Umweltschutz spielen bei FSC auch soziale Belange eine wichtige Rolle. Die FSC-Regeln sind im Allgemeinen etwas weniger streng als die von Naturland, adressieren dafür aber auch soziale Fragen.

PEFC – nachhaltig, aber nicht ökologisch

Neben Naturland und FSC gibt es noch eine dritte Zertifizierungsmöglichkeit für die Waldwirtschaft in Deutschland: PEFC - Programme for the Endorsement of Forest Certification (deutsch: Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldbewirtschaftung). Das auf Basis der EU-Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder Europas gegründete PEFC steht nach eigenen Angaben für Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. In Deutschland sind über acht Millionen Hektar Wald PEFC-zertifiziert, das entspricht rund zwei Dritteln der deutschen Waldfläche.

Für die meisten Umweltorganisationen stellt PEFC allerdings kein hinreichendes Siegel für eine ökologisch ausgerichtete Waldwirtschaft dar. Sie kritisieren, dass die ökologischen Kriterien in vielen Bereichen zu schwach sind und das Kontrollsystem unzureichend ist. Kritik kommt auch von öffentlicher Seite: Das Umweltbundesamt (UBA) befürwortet das PEFC-Siegel zwar bei Holzprodukten, da es, so das UBA, "zu ökologischen Verbesserungen beim Anbau und beim Handel von Holz beitrage". Gleichzeitig moniert die Umweltbehörde aber die nicht ausreichende Kontrolle der Einhaltung der PEFC-Kriterien. Die Siegelvergabe erfolge nur auf Basis einer Selbstauskunft, teilweise für ganze Waldregionen. Kontrollen erfolgten nur stichprobenartig. Bei Papierprodukten sei das PEFC-Siegel, so das UBA weiter, irreführend, da es nur auf Papierprodukten aus Frischfasern zu finden sei.

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung stufte das PEFC-Siegel in seinem Umweltgutachten 2012 deutlich schwächer als das FSC-Siegel ein, und zählt es nicht zu den "hochwertigen ökologischen Standards".


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Letzte Aktualisierung 16.09.2021

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