Fruchtbehangsregulierung

Fruchtbehangsregulierung

Obstbäume bilden zum Teil sehr viele Blüten. Unter optimalen Blühbedingungen führt dies beispielsweise beim Apfel zu einem Überbehang. Folgen sind eine schlechte Ausreife, eine zu geringe Fruchtgröße und eine verminderte Blütenknospenbildung im folgenden Jahr. Im Extremfall bleibt die Blütenknospenbildung vollständig aus, so dass es im Folgejahr zu einem Ertragsausfall kommt. Dieses Phämonen nennt man Alternanz.

Ein wichtigerAuslöser der Alternanz ist neben Überbehang auch starker Spätfrost, der einen Großteil der Blüten zerstört. Im Folgejahr kommt es dann zu einem Überangebot an Blüten und - wenn keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden - zu einem Überbehang. Dies kann sich über mehrere Jahre hinziehen und führt neben einer allgemeinen Ertragsminderung zu schlechten Fruchtqualitäten (bezüglich Größe, Geschmack und Ausfärbung). Ziel ist es deshalb, durch einen gleichmäßigen Fruchtbehang die Alternanz zu verhindern oder zu brechen.

Besonders anfällig für das Auftreten von Alternanz ist der Apfel, wobei sehr starke Sortenunterschiede bestehen. Etwas weniger anfällig ist die Zwetschge. Bei der Kirsche ist dieses Phänomen nur von geringer Bedeutung. Auch im ökologischen Birnenanbau ist die Alternanz weniger stark ausgeprägt. Hier stellt sich jedoch das Problem, dass auch bei guten Blühbedingungen der Fruchtansatz häufig unbefriedigend ist.    

Ausdünnen mit Spritzpräparaten

Mit dem Ausdünnen überzähliger Blüten oder Früchte versucht man beim Apfel einerseits die Qualität zu verbessern und anderseits das Auftreten von Alternanz zu verhindern beziehungsweise eine vorhandene Alternanz zu brechen. Den größten Effekt auf die Alternanz hat eine Ausdünnung während der Blüte. Dies kann etwa durch eine Behandlung der Blüten mit geeigneten Spritzpräparaten geschehen.

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Substanzen zur Ausdünnungseignung im Öko-Obstbau getestet. Die besten Ergebnisse werden bisher mit Schwefelkalkbrühe mit ein bis drei Anwendungen während der Blüte erreicht. Eine sichere, planbare Wirkung kann mit dieser Methode nur mit viel Erfahrung erzielt werden.

Die ausdünnende Wirkung der Präparate ist auf eine Verbrennung der Blütenorgane oder eine gestörte Photosyntheseleistung nach der Behandlung zurückzuführen. Die Wahl des richtigen Behandlungszeitpunktes ist daher von besonderer Bedeutung. Erfahrungswerte und Kenntnisse über Befruchtungsverhältnisse in der Obstanlage sind ebenso wichtig.

Ausdünnen mit der Fadenmaschine

Neben der Anwendung verschiedener Spritzpräparate bietet die Fadenmaschine eine weitere Möglichkeit zur rationellen Blütenausdünnung. Die Fadenmaschine schlägt mit rotierenden Plastikfäden einen Teil der Blüten ab. Der optimale Einsatzzeitpunkt ist das Stadium zwischen grüner und roter Knospe bis Abblüte. Später ist mit stärkeren Blatt- und Astschäden zu rechnen. Auch die physiologische Wirkungsweise der Maschine auf die Obstbäume ist nicht abschließend geklärt. In der Diskussion sind sowohl die rein mechanische Wirkung des Abschlagens von Blüten, als auch eine verstärkte Ethylenproduktion (ein Stresshormon) des Obstbaumes als Reaktion auf die Verletzung der Blätter und Kombinationen beider Prozesse. Der Einsatz der Fadenmaschine ist mit folgenden Vor- und Nachteilen verbunden.

Vorteile:

  • Schnelle Ausdünnung, die wesentlich kostengünstiger ist als die Handausdünnung (es können in kurzer Zeit große Flächen ausgedünnt werden).
  • Bei optimaler Einstellung und optimalem Behandlungszeitpunkt ist die Ausdünnwirkung besser kalkulierbar als bei den Spritzpräparaten.

Nachteile:

  • Nur bei einer bestimmten Baumform anwendbar (schlanke Spindel ohne stärkere Seitenäste mit Baumabständen unter einem Meter).
  • In Lagen mit Spätfrostgefahr bedeutet der frühe Ausdünnungszeitpunkt ein erhöhtes Anbaurisiko.
  • Erhöhtes Risiko für eine Verschleppung von Schaderregern wie etwa Feuerbrand.

Handausdünnung

Die Handausdünnung ist die sicherste und wichtigste Maßnahme im Öko-Obstbau, um Tafelfrüchte mit hoher Qualität zu erzeugen. Da die Differenzierung der Blütenknospen meist bis Ende Juni abgeschlossen ist, müssen Maßnahmen zur Brechung der Alternanz zeitnah an der Blüte durchgeführt werden. Mit der Schere oder dem Reisigbesen können Blüten entfernt werden. Während der weiteren Fruchtentwicklung können zu jeder Zeit beschädigte oder überzählige Früchte entfernt werden. Je später diese Maßnahmen durchgeführt werden, desto geringer ist die Wirkung auf die Blühstärke im kommenden Jahr. Im Verlauf der Vegetation kann man mit einer gezielten Handausdünnung sorten- und anlagenabhängig eine optimale Anzahl von Früchten pro Baum eingestellen. Auch Ausfärbung und Größe der Früchte lassen sich so optimieren.

Folgende positive Effekte gehen von der Fruchtausdünnung aus:

  • Verbesserung von Fruchtgröße und Ausfärbung
  • Höhere Zucker-Säure-Werte, besserer Geschmack und höhere Fruchtfleischfestigkeit
  • Größere Ernteleistung und Verminderung des Sortieraufwandes
  • Höhere Blühwilligkeit der Bäume im Folgejahr

Bei der Handausdünnung ist zu beachten, dass die Fruchtstiele am Baum verbleiben. Von einem Teil der Blütenbüschel sollten alle Blüten entfernt werden, um eine sichere Blütenknospenbildung zu ermöglichen. Um bei der Ausdünnung ein Gefühl für die Ausdünnstärke zu bekommen, sollten regelmäßig die verbleibenden Früchte pro Baum gezählt werden.

Handausdünnung bei Zwetschgen

Besonders ertragreiche Zwetschgensorten (Katinka, Cacaks Fruchtbare) machen in Jahren mit besonders gutem Fruchtansatz eine Handausdünnung der jungen Früchte erforderlich. Wie beim Apfel wird durch eine solche Maßnahme einerseits die Fruchtqualität verbessert (insbesondere der Geschmack), andererseits einer Alternanz vorgebeugt. Im Gegensatz zum Apfel werden bei der Zwetschge beim Ausdünnen nicht einzelne Früchte abgezwickt, sondern durch Entlangstreichen mit der Hand an der Astunterseite die Früchte "ausgekämmt". Bei einem Zeitaufwand von zwei bis drei Minuten pro Baum lässt sich hier eine gute Ausdünnwirkung erzielen.

Förderung des Fruchtansatzes bei Birnen

Der ökologische Birnenanbau ist von unsicheren Erträgen geprägt. Eine sichere Produktion von Birnen ist nach heutigem Wissensstand noch nicht möglich. Anders als beim Apfel gibt es nur wenige ertragreiche Birnenplantagen. Die Verwendung ökologischer Pflanzenschutzmittel führt immer wieder zu Unverträglichkeiten und Mindererträgen. Trotz eines guten Blütenbesatzes und guten Blühbedingungen kommt es häufig aufgrund eines starken Fruchtfalls zu unbefriedigenden Erträgen.

Eine Ursache ist das Konkurrenzverhältnis zwischen Triebwachstum und Fruchtansatz. So konnte beobachtet werden, dass Maßnahmen, die auf eine Verminderung des Wuchses abzielten (Wurzelschnitt, Pinzieren der Triebspitzen) zu einem verbesserten Fruchtansatz führten. Empfehlungen können hieraus jedoch noch nicht abgeleitet werden. 


Aus der Forschung - für die Praxis

Im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) werden zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt.

Optimierung der Behangsdichte im Öko-Kernobstbau

Im ökologischen Apfelanbau ist der Ertrag immer noch sehr von Alternanz geprägt. Um diese jährlichen Schwankungen zu vermeiden, ist eine Optimierung der Behangsdichte - entweder durch Blütenausdünnung oder durch Förderung des Fruchtansatzes - notwendig. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens zum ökologischen Apfel- und Birnenanbau wurden Möglichkeiten der Optimierung des Fruchtbehangs untersucht.

Untersuchungen zur Optimierung der Behangsdichte im ökologischen Kernobstbau (FKZ 03OE088)

Letzte Aktualisierung 28.11.2017

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