Ernte

Ernte von ökologischen Arznei- und Gewürzpflanzen

Für die Ernte von Arznei- und Gewürzpflanzen sind nur wenige Spezialmaschinen im Handel. Gefragt sind eigene Ideen für die Geräteentwicklung. Besondere Bedeutung kommt der Wahl des richtigen Erntezeitpunktes zu. Optimale Wirkstoffgehalte, hoher Ertrag und physiologische Reife bestimmen zusammen mit Klima und Bodenzustand den günstigsten Termin.

Blütenernte

Eine manuelle Ernte von Blüten mit speziellen Blütenkämmen ist nur im kleinflächigen Anbau möglich. Der durchschnittliche Arbeitszeitbedarf für Blüten liegt beispielsweise für Kamille bei 1.000 bis 3.000 Arbeitskraftstunden (Akh) je Hektar und bringt drei bis fünf Kilogramm getrocknete Blüten je Hektar. Für den Feldanbau wurden Pflückmaschinen weiterentwickelt, die mittlerweile hohe Abpflückraten und gute Qualitäten mit einem geringen Arbeitszeitbedarf (zwei bis vier Arbeitskraftstunden pro Hektar bei Kamille) in Einklang bringen. 

Wurzelernte

Die Wurzelernte fällt meist in den Spätherbst nach der Vegetationsperiode. Der Boden muss gut befahrbar sein und sich gut aus dem Erntegut ausschütteln lassen. Bei den nichtlaubeinziehenden Arten (Alant, Baldrian, Angelica) müssen zuerst die oberirdischen Pflanzenteile abgeschlagen werden. Zur Rodung der Wurzeln können dann die üblichen landwirtschaftlichen und gemüsebaulichen Geräte genutzt werden (Siebkettenroder, Kartoffel- oder Rübenvollernter, Schwingsiebkettenroder). Ausreichender Tiefgang des Gerätes für tiefwurzelnde Pflanzen (Meerrettich, Enzian) wird beispielsweise mit dem Rüttelscharroder erreicht. Ein geteiltes Wippschar gleitet schnell und tief in den Boden. Hinter dem Wippschar zerbrechen Absiebestäbe große Erdklumpen und entfernen die Erde. Die Wurzeln werden nach der Ernte zerkleinert und in Gemüsewaschmaschinen gereinigt.

Körnerernte

Körnerfrüchte können mit Mähdreschern beerntet werden. Vor dem Drusch sollte man sich unbedingt über die genauen Mähdreschereinstellungen und Besonderheiten der Kulturen informieren. Manche Arten neigen bei Samenreife stark zum Ausfallen der Körner (Kümmel, Koriander). Kümmel sollte sehr scharf gedroschen werden, um die Stielchen von den Früchten abzulösen. Koriander darf dagegen nicht scharf gedroschen werden, da sonst die Teilfrüchte zerfallen und vermarktungsunfähig sind. Der Schwaddrusch ist für Mariendistel zu empfehlen, deren Samen bei vollständig grünem Laub reifen und für Kulturen mit extrem ungleichmäßiger Abreife wie zum Beispiel Bockshornklee.

Blatt- und Krauternte

Blätter und Kraut müssen in trockenem Zustand geerntet werden. Die Schnitthöhe muss mindestens zehn Zentimeter über dem Boden liegen, um die Verschmutzung des Erntegutes zu verhindern und den Neuaustrieb von mehrschnittigen Kulturen zu sichern. Bei Blatt- und Krautdrogen führen unsaubere Schnitte oder Quetschungen zu unvorteilhaften Verfärbungen der Ware. Bei der Ernte sollte ein Bodenkontakt des Erntegutes wegen der Verschmutzungsgefahr vermieden werden und statt dessen mit direkt aufnehmenden Maschinen gearbeitet werden. Einige Pflanzen werden bei Knospenansatz geschnitten (zum Beispiel Pfefferminze), andere in der Vollblüte (zum Beispiel Thymian, Bohnenkraut, Johanniskraut).

Neben vielen Eigenkonstruktionen mit Mähwerk/Schneidwerk und entsprechenden Auffangvorrichtungen für das geschnittene Erntegut, kommen vor allem selbstfahrende Grünguternter oder Mählader zum Einsatz. In Eigenarbeit umgebaute Mähdrescher sind im Arznei- und Gewürzpflanzenanbau oft zu finden. Die Drescheinrichtung wird entfernt und Transportbänder werden zusätzlich eingebaut. Das Mähwerk schneidet das Erntegut ab, ein Federzinken oder besser eine Haspel nimmt es auf und befördert es in einen Container oder Erntewagen. Im kleinflächigen Anbau werden die Pflanzen mit Sicheln, Sensen oder Kleinbalkenmäher beerntet.


Letzte Aktualisierung 29.12.2020

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