Getreideplattkäfer (Oryzaephilus surinamensis)

Getreideplattkäfer

Oryzaephilus surinamensis (L.), Synonym Getreideschmalkäfer, Familie: Plattkäfer

Der Getreideplattkäfer im Film

Beschreibung des vorratsschädlichen Käfers

Diese 2,5 bis 3 Millimeter langen, glänzend schwarz- bis mahagonibraunen Käfer sind sehr flach gebaut und ähneln kleinen Ameisen. Die Fühler erreichen die Hälfte der Körperlänge, beim Weibchen sind sie etwas kürzer. Das Halsschild ist oval mit einem, durch eine Lupe erkennbaren, gezackten Seitenrand. Im Laufen schwenken sie den Kopf fortwährend hin und her, wobei sich ihre Fühler ständig bewegen. Sie fliegen nur selten.

Die weißen, zylindrisch geformten Eier liegen lose in den Vorräten. Die bis 5 Millimeter langen, durchscheinenden, gelblich-weißen Larven sind gering behaart. Sie haben sechs Beine an der vorderen Körperhälfte und einen braunen Kopf mit kurzen Fühlern. Die cremeweiße Puppe liegt frei oder in einem Kokon aus verklebten Nahrungsteilen.

Ähnliche Schädlinge

Leistenkopfplattkäfer sind etwas kleiner und unterscheiden sich durch das trapezförmige Halsschild mit geraden Seitenrändern und längere Fühler. Durch ihr unterschiedliches Vermögen, glatte Wände empor zu klettern, werden in Becherfallen nur Leistenkopf-plattkäfer, nicht aber Getreideplattkäfer gefangen. Die Abgrenzung dieser Arten ist bedeutsam für eine biologische Kontrolle, in anderen Regulierungsmaßnahmen unterscheiden sie sich nur unwesentlich.

Der Erdnussplattkäfer (Oryzaephilus mercatorFauvel) hat ein schmaleres Halsschild, ist aber ohne Mikroskop nicht vom Getreideplattkäfer unterscheidbar. Diese wärmeliebende Art tritt in Importwaren und an warmen Verarbeitungsorten auf und befällt besonders ölhaltige Samen und Nüsse, es gelten für sie die gleichen Regulierungsmaßnahmen wie für den Getreideplattkäfer.

Schadbild und Schadwirkung in Lagerung und Verarbeitung

Käfer und Larven treten häufig in Getreidevorräten schädigend auf, sowohl als primärer Schädling als auch in Folge des Befalls mit anderen Insekten. Sie befallen zunächst hauptsächlich den Keimling und fressen an beschädigten Körnern. Seltener befallen sie Mehl und andere Getreideprodukte sowie Trockenfrüchte, Nüsse und Ölfrüchte in Verarbeitungsorten. Sie hinterlassen kein typisches Schadbild und halten sich meist nah unter der Oberfläche der Vorräte auf. Durch ihre geringe Größe können sie in viele verpackte Produkte oder durch Nussschalen an den Kern dringen sofern die Poren einen Durchmesser von 0,25 Millimeter haben. Die Käfer legen Eier gezielt nah an solchen Spalten und Löchern ab, damit die winzigen Eilarven nach dem Schlupf darin eindringen können, sie können Verpackungsfolien jedoch nicht beschädigen.

Der Getreideplattkäfer gehört zu den bedeutendsten Getreideschädlingen in der Lagerung und Verarbeitung. In Wohnungen wird er im Schutz von Falzverpackungen eingeschleppt. Der Befall führt zwar nur zu geringen Massenverlusten, aber es entstehen warme, feuchte Befallsherde mit Pilzbefall sowie Verunreinigungen. Die bevorzugte Beschädigung des Keimlings vermindert die Mehlqualität und die Keimfähigkeit.

Biologie und Lebensraum

Die Weibchen legen 150 bis 380 Eier einzeln in die Vorräte. Die Entwicklungsdauer bis zum adulten Käfer erfolgt in Abhängigkeit von der Temperatur innerhalb von drei bis zwölf Wochen. Die Käfer leben mehrere Jahre. Bei Massenbefall bewirken die erhöhten Getreidetemperaturen eine Verkürzung der Entwicklungsdauer und die Population steigt um das 50-fache innerhalb eines Monats! Wegen dieser schnellen Generationsfolge sind die Plattkäfer in der Getreidelagerung gefürchtet.

Getreideplattkäfer entwickeln sich bei 18 bis 37 Grad Celsius und 10 bis 90 Prozent relativer Luftfeuchte. Sie sind aber innerhalb des Lagerguts vor den meist kühleren Außentemperaturen geschützt und können Minusgrade bis zu vier Tage überleben, daher können sie in unbeheizten Lagern überwintern. Sie halten sich auch unter Baumrinden im Freien auf, können dort aber nicht überwintern. In Futtermühlen sind besonders Bereiche mit Außenluftzirkulation und gemischten Rückständen, zum Beispiel der Eingangs- und Verladebereich und der Bereich rund um Förderbänder gefährdet. Belüftungskühlung der Getreideschüttung von unten her (ohne Absaugen von oben) führt zu einer Anreicherung von Wärme und Feuchtigkeit in den oberen Getreideschichten und fördert den Befall. Daher bilden sich die sogenannten Nester, anders als beim Kornkäfer, überwiegend in der Nähe der Oberfläche des Lagergetreides.

Regulierungsstrategien: vorbeugen und bekämpfen

Die Befallsfeststellung ist wegen der geringen Größe der Käfer schwierig. Da sie an glatten Wänden empor klettern können, werden sie auch nicht durch Becherfallen erfasst.

Vorbeugende Maßnahmen

  • sofortiges Handeln, um Massenbefall zu vermeiden
  • gründliche Reinigung der Lagerstellen vor Neueinlagerung
  • Absenken der Temperatur unter zehn Grad verlangsamt die Populationsentwicklung
  • Annahmeausschluss befallener Ware
  • gleichmäßige Be- und Entlüftung zur Vermeidung von Wärmenestern

Biologische Maßnahmen: Nützlingseinsatz

Direkte Bekämpfung mit chemischen und physikalischen Maßnahmen

  • sofortige Kühlung, um Populationsentwicklung zu bremsen
  • Reinigung des Getreides und Absaugen der Käfer kann Befall deutlich verringern
  • eventuell Leerraumbehandlung vor Neueinlagerung
  • Begasung mit Kohlendioxid (zum Beispiel bei 75 bis 85 Prozent CO2-Konzentration 24 Stunden zur Abtötung von Käfern du Larven aber 4 Tage zur Abtötung von Eiern und Puppen)
  • Begasung mit Stickstoff
  • Kohlendioxid unter Hochdruck
  • Einmischen von Kieselgur in die gesamte Getreidepartie. Die Wirkung wird durch höhere Temperaturen und geringere Luftfeuchtigkeit verstärkt. Innerhalb von 3 bis 7 Tagen wird die Population deutlich vermindert. Wird Kieselgur nur mit der oberen Schicht des Lagergutes vermischt, können Käfer diese durchdringen.

Bitte informieren Sie sich unbedingt über die aktuelle Zulassungssituation und Anwendungsbestimmungen, z. B. für Pflanzenschutzmittel unter www.pflanzenschutz-information.de (für pflanzliche Vorräte) oder für Biozidprodukte unter www.baua.de (für verarbeitete Produkte).


Letzte Aktualisierung 20.09.2016

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