Pockenmilbe syn. Blattgallmilbe (Colomerus vitis), Filzkrankheit

Pockenmilbe

auch Blattgallmilbe, Filzgallmilbe, Colomerus vitis (Pagenstecher), Familie: Gallmilben

Schadbildbeschreibung an der Weinrebe

Beginnend mit dem Entfalten der jungen Blättchen sind auf der Blattoberseite blasig aufgewölbte Pocken zu sehen. Diese nehmen bei Weiß- und Rotweinsorten jeweils grüne beziehungsweise rote Verfärbungen an. An der Blattunterseite befindet sich weißes bis bräunliches Filzgewebe in den Pockenausstülpungen. Bei starkem Befall ist die gesamte Blattunterseite durch Filzgewebe bedeckt. Dieses Schadbild wird auch als Filzkrankheit bezeichnet.

Der Befall an Knospen ist seltener. Die Knospen treiben nicht aus und sterben ab, oder es entwickeln sich Kümmertriebe. Die zirka 0,15 Millimeter großen, weißlichen Milben sind nur mit einer Lupe erkennbar. Auf Gescheinen ist weißlicher Haarfilz zu finden.

Schadwirkung

Die Milben treten nur selten schädlich auf. Meistens sind nur die unteren Blätter und bei starker Vermehrung im Sommer die Geiztriebblätter befallen. Gescheinsbefall führt zu Verrieselung. Die Beerenqualität wird nicht beeinträchtigt. Durch die Tolerierung eines moderaten Blattgallmilbenbefalls kann die Raubmilbe Typhlodromus pyri wirkungsvoll gefördert werden.

Biologie der Milben

Die Überwinterung erfolgt als erwachsene Milben hauptsächlich unter den Knospenschuppen. Im Frühjahr beginnen die Milben ab dem Knospenschwellen am Phloem zu saugen. Es können bis zu sieben Generationen pro Jahr auftreten.

Regulierungsstrategien: vorbeuegen und bekämpfen

 

Befallskontrolle

  • Befallskontrollen nach dem Austrieb
  • Im Sommer sollten auf Geiztrieben die Befallsstellen für eine eventuelle Behandlung im nächsten Jahr markiert werden.
  • Schadensschwelle: starker Gescheinsbefall und Blattdeformationen
  • Ein Prognosemodell von vitimeteo berechnet den erwarteten Wanderungsbeginn der Milben

Vorbeugende Maßnahmen

  • Nützlinge ansiedeln und fördern, insbesondere die Raubmilbe Typhlodromus pyri, Hypoaspis spp., Phytoseiulus persimilis und Amblyseius spp.
  • raubmilbenschonende Spritzfolge: Besonders Schwefelspritzungen schädigen Raubmilben.
  • Pflanzen von Hecken (zum Beispiel Brombeeren, Roter Hartriegel, Haselnuss, Rote Heckenkirsche)
  • Gewährleistung eines ständigen Pollenagebotes, zum Beispiel durch alternierendes Mulchen
  • Um Raubmilben in einer Anlage zu integrieren, können Umsiedlungsverfahren angewendet werden. Dabei werden Tiere aus besiedelten Anlagen mittels Pflanzenmaterial oder Filzstreifen in raubmilbenfreie Anlagen umgesiedelt.
  • Weitere natürliche Gegenspieler von Milben sind die Larven von Schwebfliegen und Florfliegen, die Raubwanze Macrolophus pygmaeus und räuberische Blumenwanzen. Sie gilt es durch geeignete Saumstrukturen zu fördern.

Direkte Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln

Die Regulierung der Blattgallmilbe ist nur ausnahmsweise notwendig.

  • Im Vorjahr befallene Parzellen oder Befallsstellen vor dem Austrieb, möglichst noch im Wollestadium (B) behandeln. Haben die Milben einmal den Wollfoluz unter den Pocken erreicht sind sie nicht mehr erreichbar.
  • bei Temperaturen über 15 Grad gründlich behandeln (inklusive Stamm und Frostruten)
  • Pflanzenschutzmittel auf Basis von Schwefel
  • Pflanzenschutzmittel auf Basis von Rapsöl

Letzte Aktualisierung 08.01.2019

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