Schwarzfäule (Guignardia bidwellii)

Schwarzfäule

Hauptfruchtform Guignardia bidwellii, Nebenfruchtform Phyllosticta ampelicida, Abteilung Schlauchpilze

Schadbildbeschreibung

Am Blatt treten unregelmäßig geformte Flecken auf, die von einem dunklen Rand umgeben sind. Mit einer Lupe kann man innerhalb der Flecken die schwarzen Pyknidien als Fruchtkörper erkennen. Die Flecken sind oft nur stecknadelkopfgroß, können aber auch einen Durchmesser von bis zu zwei Zentimetern erreichen. Auch Triebe und Blattstiele zeigen diese schwarz gefärbten Flecken. Befallene Blattstiele führen teilweise zum Vertrocknen ganzer Blätter.

Bei frühem Befall in die Blüte zeigt sich ein Eintrocknen der Gescheine vergleichbar einem starken Peronosporabefall. Trauben können bis zu einem Zuckergehalt von 25 ° Oechsle befallen werden. Im Anfangsstadium entstehen gräuliche Verfärbungen, die sich zu rotbraunen, violetten Flecken mit einer Eindellung oder Abplattung entwickeln, ähnlich der Sauerfäule oder dem Sonnenbrand. Innerhalb weniger Tage trocknen die Beeren ein und bilden eine runzelige, schwarzblaue Mumie, die sich schwer vom Trieb lösen lässt. Oft wird in mehreren Schüben die ganze Traube befallen. Auch auf den befallenen Beeren zeigen sich die schwarzen Pyknidien.

Ähnliche Schaderreger

Falscher Mehltau führt zu einem ähnlichen Eintrocknen der Gescheine, verursacht dazu aber weiße Pilzbeläge und typische Blattflecken.

Grauschimmel (Sauerfäule) kann ebenfalls Gescheinswelke und der Schwarzfäule ähnliche Flecken auf den Trauben verurursachen. Das Vorhandensein grauer Beläge weist hier auf den Erreger hin.

Schadwirkung im ökologischen Weinbau

Die aus Nordamerika stammende und im 19. Jahrhundert eingeschleppte Schwarzfäule stellt in Deutschland erst seit etwa 2004 eine wesentliche Rebkrankheit dar. Schwarzfäule kommt besonders in Gebieten mit hohen Niederschlägen im Frühsommer vor. Hohe Schäden verursacht sie vor allem in der Nachbarschaft von Wildreben und verwilderten Weinbergen (Drieschen). Der Befall baut sich in der Regel allmählich über mehrere Jahre auf. Bei Minimalschnittsystemen mit Mehltau-resistenten Rebsorten besteht durch die verringerten Fingizidaufwendugen ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Schwarzfäule.

Biologie der Pilzkrankheit

Der Pilz überwintert in den befallenen Trieben und Fruchtmumien am Rebstock oder am Boden. Im Frühjahr werden schon bei geringen Niederschlägen Sporen ausgeschleudert (Asco- und Konidosporen) und mit dem Wind verteilt. Befallenes Holz stellt die Hauptinfektionsquelle für die zuerst erfolgende Blattinfektion dar. An noch nicht ausgewachsenen Blättern kommt es im Frühjahr ab sieben Grad Celsius zur Erstinfektion. Bei 25 Grad und sechs Stunden Blattnässedauer herrschen optimale Keimbedingungen, bei anderen Temperaturen ist eine längere Blattnässe erforderlich.

Nach der Infektion wächst der Pilz im Pflanzeninnern weiter und ruft somit Nekrosen an den betroffenen Organen hervor. Zwischen der Infektion und den ersten sichtbaren Symptomen liegen etwa 14 Tage, in Abhängigkeit von der Temperatur und dem befallenen Pflanzenteil. Zu Sekundärinfektionen kann es während der gesamten Vegetationsdauer an jungen Blättern kommen, indem Sporen mit dem Regenwasser verbreitet werden. Ältere Blätter können trotz Befall symptomfrei sein.

Von infizierten Blättern und den am Stock verbliebenen Fruchtmumien gehen die kritischen späteren Infektionen der Blüte und Trauben aus. Infektionen während der Blüte (Blütenstiele) führen zu verringertem Beerenansatz und führen zur weiteren Krankheitsverbreitung nach der Blüte in die Weinbeeren. Beeren können von der Abgehenden Blüte bis etwa fünf Wochen danach infiziert werden, besonders anfällig sind junge Trauben ein bis vier Wochen nach der Blüte, mit zunehmender Reife werden sie weniger anfällig. Die Sporen können durch Wind über weite Strecken verbreitet werden, wodurch es auch in befallsfreien Anlagen zu Infektionen kommen kann. Besonders Anlagen in der Windrichtung von aufgelassenen Weinbergen (Drieschen) sind gefährdet.

Regulierungsstrategien: vorbeugen und bekämpfen

Befallsvorhersage

Das Infektionsrisko kann auf Grundlage von Wetterdaten und der Anfälligkeit wachsender Blattfläche und der Beeren durch das PrognosemodellVitimeteo Schwarzfäule für diverse Wetterstationen vorhergesagt werden.

Vorbeugende Maßnahmen

Hygienemaßnahmen

  • Im Herbst an den Reben verbliebene Fruchtmumien entfernen, sie können auf dem Boden im Weinberg verbleiben, da sie dann über den Winter verrotten und keine wesentliche Infektionsgefahr bieten, bleiben sie aber hängen verbreiten sich von ihnen viele Sporen.
  • Befallenes Holz und verbliebene Ranken von den Drähten im Winter konsequent entfernen. Es stellt die wichtgste Infektionsquelle für das Laub im Frühjahr dar.
  • Nur kompostierten Trester in den Weinbergen ausbringen. Ohne Kompostierung stellt er eine Sporenquelle dar.
  • Befallene Blätter während der Laubarbeiten konsequent entfernen und möglichst entsorgen (nich im Weinberg belassen). Sie stellen ab der Blütezeit die wichtigste Infektionsquelle für die Trauben dar.

Sortenwahl

  • weniger anfällig: Cabernet Carol, Merzling, Solaris; Helios und Bronner sind zudem an den Trauben weniger empfindlich
  • sehr anfällig: Riesling, Spätburgunder, Müller-Thurgau, Dornfelder, Merlot, Cabernet-Sauvignon sowie die pilzwiderstandsfähigen Sorten Regent, Phönix und Johanniter

Direkte Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutz- und -Stärkungsmitteln

  • Pflanzenschutzmittel auf Basis von Kupferhydroxid sind zur Schwarzfäuleregulierung zugelassen. Schon geringe Aufwandmengen von 100 Gramm Kupfer pro Hektar können eine ausreichende Wirkung erzielen. Die Aufwandmengen sind auf 3 kg je Hektar und Jahr, in Ausnahmefällen bis zu 4 kg beschränkt und sollten so weit wie möglich reduziert werden.
  • Eine stärkere Wirksamkeit gegenüber Schwarzfäule wird durch Netzschwefelpräparate in Mischung mit oder im Wechsel zu Kupferanwendungen erreicht. Diese können gegen Milben, Echten Mehltau oder Schwarzflecken eingesetzt werden. Gegen Schwarzfäule haben sie keine Zulassung.
  • Pflanzenstärkungsmittel auf Basis von Schwefelsaurer Tonerde oder Gesteinsmehlen haben eine mittlere Wirkung gegen Schwarzfäule und können während weniger sensiblen Entwicklungsstadien oder bei mäßigem Infektionsdruck Pflanzenschutzmittelanwendungen ersetzen. Bei schwarzfäuleresistenten Sorten zeigen sie keine zusätzliche Wirkung.

Letzte Aktualisierung 12.12.2018

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