Rußflecken- und Fliegenfleckenkrankheit

Rußfleckenkrankheit und Fliegenfleckenkrankheit

 

Fliegenflecken, auch Fliegenschmutz: Schizothyrium pomi (Mont.);
Regenflecken, auch Rußflecken: Phialophora sessilis, synonym Cyphellophora sessilis (de Hoog), Tripospermum myrti (S Hughes) und Tripospermum camelopardus (Ingvold, Dann & McDougall);
Unterabteilung Schlauchpilze

Schadbildbeschreibung

Beide Erregergruppen treten am Apfel auf, und zeigen oft auch gemeinsam Symptome.

Bei der Rußfleckenkrankheit zeigen sich auf der Apfelfruchtschale grünlich-schwarze, dunkle, verwaschene Flecken unterschiedlicher Größe, die zu ausgedehnten Flächen zusammenfließen können. Die Flecken sind zumindest in der Kelchgrube mechanisch nur unzureichend zu entfernen. Die Verbreitung auf der Fruchtoberfläche durch herabtropfendes Regenwasser führt zu schmalen riemenförmigen Bahnen, die von der Stielgrube zur Kelchgrube verlaufen.

Bei der Fliegenfleckenkrankheit zeigen sich auf der Fruchtschale dunkle, graue, punktförmige Flecken, die nur schwer abwaschbar sind.

Schadwirkung im Bio-Obstbau

Regen- und Fliegenflecken treten an Apfel und Birne auf. Die Krankheiten stellen vor Allem bei geringem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ein Problem dar, insbesondere bei extensivem Streuobst, Mostobst und beim Anbau schorfresistenter Apfelsorten. Ein Mehraufwand, das heißt das Waschen der Früchte ist notwendig, damit eine Vermarktung nach EU-Qualitätsnormen möglich wird. In vielen üblichen Sorteieranlagen mit Bürstenamschinen werden leichte Verunreinigungen aber ohne wirtschaftliche Mehrkosten entfernt. Das Schadensausmaß nimmt mit Pflückreife zu. Bei Apfelsorten mit heller Schalenfarbe ist die Entwertung der Frucht wesentlich stärker als bei dunkelroten Sorten.

Biologie der Pilzkrankheit

Verursacher der Ruß- Regen- und Fliegenfleckensymptome ist ein Komplex von bisher wenig bekannten Erregern, der in den letzten Jahren genauer identifiziert wurde. Die Erreger überwintern an den Zweigen des Apfelbaumes und einer Reihe anderer Laubgehölze wie Beerensträuchern, Ahorn, Weide und Linde. Die Infektion kann schon ab Anfang Juni bei den sehr kleinen, jungen Früchten beginnen und awährend der gesamten Wachstumsperiode stattfinden.

Für die Keimung der Rußfleckenerreger ist eine Blattnässedauer von mindestens vier bis fünf Stunden erforderlich. Nach durchschnittlichi 30 bis 40 Tagen, ab Juni, bricht die Krankheit aus und erste Symptome können mit der Lupe zu finden sein. Nach erfolgreicher Infektion werden auf den Früchten Sporen gebildet, die erneut Infektionen auslösen können.

Die weiteren Witterungsverhältnisse in den Sommermonaten beeinflussen den Krankheitsverlauf. Kommt es zu hohen Niederschlägen und liegen die Temperaturen im Bereich von 10 bis 25 Grad, ist mit sehr hohem Befallsdruck zu rechnen. Sind die klimatischen Faktoren günstig, erscheinen schon ab dem Sommer die Befallssymptome deutlich sichtbar als rußfarbener Belag auf der Fruchtoberfläche. Bei anhaltend guten Witterungsbedingungen breiten sich die Erreger dann über die ganze Frucht aus und führen zu einem massiven Befall.

Regulierungsstrategien im ökologischen Apfelanbau: vorbeugen und bekämpfen

Die Gefahr des Befalls mit Rußfleckenerregern steigt mit zunehmender Reduzierung des Einsatzes von Fungiziden sowie mit dem vermehrten Anbau schorfresistenter Apfelsorten, bei denen in der Regel wenige oder keine Fungizidspritzungen angewendet werden.

Leichter Befall kann toleriert werden, wenn Sortieranlagen mit integrierten Bürstenmaschinen zur Verfügung stehen, hier werden leichte Verunreinigungen durch Regenflecken entfernt.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Auswahl von Sorten mit einem frühen Erntetermin, da die klimatischen Bedingungen in den Herbstmonaten das Wachstum der Erreger begünstigen,
  • Standortwahl: Da die Pathogene ein großes Wirtspflanzenspektrum besitzen, sind in Waldrandnähe gepflanzte Obstanlagen einem höheren Infektionspotential ausgesetzt,
  • Standort: keine Wirtspflanzen in Hecken oder Strauchobstanlagen in Windrichtung zur Apflelanlage pflanzen
  • durch Standort, Schnitt und Formierung eine gute Durchlüftung der Baumkronen gewährleisten,
  • Unterbewuchs zwischen den Baumzeilen und in den Reihen kurz halten,
  • gegebenenfalls Sommerschnitt,
  • winterliche Entfernung von Fruchtmumien, um die Verbreitung in der Anlage zu bremsen.

Direkte Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln

Da die Infektion bei entsprechnder Feuchtigkeit fortlaufend über die ganze Saison auftreten kann, sind bei Blattnässe regelmäßig Fungizide einzusetzen.

  • Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Kaliuhydrogencarbonat (Kaliseife), diese wirken bis zur Abtrocknung des Belages negativ auf Nützlinge wie Schlupfwespen
  • Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Schwefelkalkbrühe werden in manchen Jahren als Notfallzulassung gegen Regenflecken zugelassen

Es können Pflanzenstärkungsmittel auf der Basis von Pflanzenpflegeseife oder Algenprodukte angewendet werden.


Weblink

Rußfleckenkrankheit beim Apfel (pdf) Fachinformationen für die Beratung der Rheinischen Friedrich-Wilhelm Universität Bonn, Landwirtschaftliche Fakultät


Aus der Forschung - für die Praxis

Im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) werden zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt.

Reduzierung der Regenfleckenkrankheit(2010)

Die Regenfleckenkrankheit breitet sich derzeit im ökologischen Obstanbau stark aus und verursacht erhebliche Einbußen bei der äußeren Fruchtqualität. Welche Pilze genau die schwarzgrünen Verfärbungen verursachen, wurde bislang kaum erforscht. Nun haben Wissenschaftler im Rahmen eines BÖL-Forschungsvorhabens mehrere Erreger identifizieren und deren Verbreitung beschreiben können.

In mehrjährigen Versuchsreihen konnten die Forscher nachweisen, dass die Sporen des Erregers am Apfelbaum überwintern. Auch wenn die ersten Schadsymptome meist nicht vor Mitte Juni auftreten, finden Sporenflug und die ersten Infektionen bereits wesentlich früher statt. Die Forscher empfehlen daher eine saisonal möglichst frühzeitige Behandlung zum Beispiel mit ökologischen Pflanzenstärkungsmitteln auf Basis von Kaliumhydrogencarbonaten oder Kaliseife. Außerdem ermittelten die Wissenschaftler erste Apfelsorten, auf denen sich die Schadsymptome nur in deutlich geringerem Umfang ausprägen können.

Schlussbericht zur "Reduktion der Regenfleckenkrankheit - Ermittlung von Parametern zur Biologie der Erreger unter westeuropäischen Klimabedingungen als Grundlage für die Weiterentwicklung eines Prognosemodells" in der Datenbank von Organic Eprints

Erarbeitung einer Gesamtstrategie aus direkten und indirekten Maßnahmen zur Substitution bzw. Reduzierung des Kupfereinsatzes bei der Regulierung von pilzlichen Schaderregern in der ökologischen Kernobstproduktion (bis 2020)

In dem Forschungsvorhaben wird eine Kombinationsstrategie von Maßnahmen gegen alle relevanten Apfelkrankheiten entwickelt. Diese Strategie ist notwendig vor dem Hintergrund der Kupferminimierung und steigender Fungizidspritzungen bei schorfresistenten Sorten.

Zur Projektbeschreibung in der Datenbank Organic Eprints

Letzte Aktualisierung 22.11.2018

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