Kleine Kohlfliege (Delia radicum)

Kleine Kohlfliege

Delia radicum (L.), Familie Blumenfliegen

Schadbildbeschreibung

An Jungpflanzen treten Fraßgänge mit Fraßkrümeln und Kot der Larven in Wurzelhals, Stängel und Keimblättern auf. Anschließend kommt es zur Welke und Fäulnis der Pflanzen. Gefährdet sind keimende Pflanzen besonders zwischen März und Mai bis zum Ende des Keimblattstadiums.

Die Wurzelfliegen sind bis zu fünf Millimeter lang und ähneln kleinen Stubenfliegen. Die etwa einen Millimeter langen, ovalen Eier finden sich in Wurzelnähe im Boden. Ihre Larven sind weiße, bein- und kopflose Maden, die sich in den Pflanzen entwickeln. Im Boden finden sich braune, tönnchenförmige Puppen.

Schadwirkung

Die Wurzelfliegenarten, zu denen verschiedene Arten der Gattung Delia gehören, können ein breites Spektrum an Pflanzen befallen. Die Kleine Kohlfliege schädigt verschiedene Kreuzblütler wie Raps, Rettich, Radieschen und Kohlgemüse. Durch vermehrten Rapsanbau tritt sie vermehrt auch im Gemüsebau auf. Hier stellt sich eine wichtige ertragsmindernde Art dar, da sie nur vorbeugend oder durch einen in den deutschen Anbauverbänden nicht zugelassenen Wirkstoff zu bekämpfen ist.

Biologie in Kürze

Die verpuppten Fliegen überwintern in Raps und Kohlgemüse-Feldern. Sie schlüpfen ab März und die Weibchen legen etwa 40 bis 80 Eier in den Boden, bevorzugt Bodennähe an den Stängel.

Nach zwei bis elf Tagen schlüpfende Larven dringen in den Keimling ein. Diese erste Larvengeneration verursacht die größten Schäden. Nach zwei bis drei Wochen Fraßtätigkeit verpuppen sie sich im Boden. Die schlüpfenden Fliegen ernähren sich von Pollen und Nektar. Sie entwickeln zwei bis vier Generationen im Jahr, die letzte Generation überwintert in der Puppenruhe im Boden.

Einzelne Arten parasitischer Kurzflüglerlarven, Brack-, Schlupf- und Gallwespen sowie räuberischer Ameisen treten im Freiland als natürliche Gegenspieler auf, die besonders die Puppen im Boden reduzieren.

Regulierungsstrategien

Für Berater stellt die ZEPP ein Prognosemodell zur Vorhersage der Populationsentwicklung der Kleinen Fruchtfliege, auch unter Berücksichtigung von Wetterprognosen, zur Verfügung. Das Modell DELRAD soll den Aufwand für Bestandskontrollen minimieren und Behandlungsentscheidungen unterstützen.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Abstand zu vorjährigen Raps- und Kohlfeldern von einem Kilometer einhalten
  • Unmittelbar vor der Saat keine organische Düngung ausbringen. Einem ersten Versuch zufolge könnten tierische Dünger (Haarmehlpellets) unbedenklich sein, während pflanzliche Dünger die Attraktivität des Bodens für die Eiablage der Weibchen stark erhöhen.
  • Pflanzenreste der Vorfrüchte durch zeitlichen Abstand und gründliches Häckseln und Einarbeiten bis zur Aussaat gut verrotten lassen
  • wiederholte Bodenbearbeitung vor der Saat
  • rasche Jugendentwicklung fördern: flache Saat in warmen Boden oder Auspflanzen vorgezogener Jungpflanzen
  • Verwendung von Vlies oder Kulturschutznetzen (bis Maschenweite 1,8 mm)
  • Sogenannte Kohlkragen aus Vlies oder Papier führen dazu, dass die Kohlfliegen-Eier nicht direkt an den Stängel gelegt werden können und vertrocknen.
  • Ausbringen von Gesteinsmehl um den Wurzelhals oder das Anhäufeln der Jungpflanzen zur Abtötung der Eier der Kleinen Kohlfliege.

Biologische Regulierung

  • Natürliche Feinde der Kleinen Kohlfliege sind räuberische Laufkäfer und Spinnen, die Puppen parasitierende Kurzflügelkäfer (Gattung Aleochara) und die Larven parasitierende Schlupfwespe Trybliographa rapae.Nützlingsförderung durch Saumbiotope ist daher sinnvoll.
  • Verschiedene gegen Trauermücken eingesetzte Nützlinge können die Larven und Puppen im Boden reduzieren, es liegen aber kaum Versuchsergebnisse für den Einsatz gegen Wurzelfliegen vor. Die räuberische Nematode Steinernema feltiae  hat sich als wirkungsvoll erwiesen, wird aber bisher nicht in der Praxis angewandt.

Direkte Bekämpfung

  • Ab einem Befall von einem Fünftel der Pflanzen sollte der Bestand umgebrochen, der Boden intensiv bearbeitet und eine nicht anfällige Folgefrucht angebaut werden.
  • Zugelassene Pflanzenschutzmittel auf Basis von Spinosad können durch EU-Ökobetriebe angewendet werden, die deutschen Öko-Anbauverbände verbieten den nützlingsschädigenden Wirkstoff.

Überprüfen Sie bitte unbedingt die aktuelle Zulassung und Anwendungsvorschriften, z. B. auf www.pflanzenschutz-information.de!


Letzte Aktualisierung 09.12.2019

Nach oben
Nach oben