UEBT-Standard

UEBT-Standard für ethischen Handel mit Rohstoffen

Im Einklang mit Mensch und Umwelt unter Erhalt der biologischen Vielfalt respektvoll Rohstoffe beschaffen: Das ist das Ziel der gemeinnützigen Organisation Union for Ethical Biotrade. Neben einem weltweit anerkannten Standard bietet sie hierzu seit 2018 eine Zertifizierung für Unternehmen an.

Unter welchen Arbeitsbedingungen und mit welchen Auswirkungen auf die Umwelt werden Rohstoffe für Produkte des täglichen Bedarfs gewonnen, gehandelt und in den Verkauf gebracht? Mit diesen Fragen beschäftigen sich nicht nur zunehmend Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland bei ihrer Kaufentscheidung, auch für Unternehmen gewinnen diese Punkte im Hinblick auf das Lieferkettengesetz an Bedeutung. Wie aus einer Studie des Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) und der Boston Consulting Group hervorgeht, tragen die Sektoren Land- und Forstwirtschaft, der Ausbau von Infrastruktur, der Rohstoffabbau sowie die Industrieproduktion maßgeblich zum Verlust der Biodiversität bei. Auf der anderen Seite liegen hier aber auch die Schlüsselstellen zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Die Unternehmen sind in dieser Hinsicht demnach besonders gefordert im Einklang mit der Natur zu wirtschaften.

Die sieben Grundsätze des UEBT-Standards

Einen weltweit anerkannten Standard für den ethischen Handel mit Rohstoffen bietet die Union for Ethical Biotrade (UEBT). Die gemeinnützige Organisation wurde 2007 im Zuge des Übereinkommens über die biologische Vielfalt der Vereinten Nationen (Convention on Biological Diversity, CBD) sowie der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UN Conference on Trade and Development, UNCTAD) gegründet. Ziel ist es durch die respektvolle Beschaffung von Rohstoffen beziehungsweise Inhaltsstoffen zu einer Welt beizutragen, in der alle Menschen und die Artenvielfalt gedeihen, so die Organisation. Hierzu werden Praktiken zu Anbau, Sammlung, Forschung, Verarbeitung und Vermarktung von Rohstoffen definiert. Der UEBT-Standard basiert auf sieben Grundsätzen, die wichtige soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte beinhalten:

  1. Erhalt der biologischen Vielfalt
  2. Nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt
  3. Faire und gerechte Aufteilung der Vorteile, die sich durch die Nutzung der biologischen Vielfalt ergeben
  4. Sozioökonomische Nachhaltigkeit (Produktiv-, Finanz- und Marktmanagement)
  5. Einhaltung nationaler und internationaler Gesetzgebung
  6. Achtung der Rechte aller am ethischen Handel beteiligten Akteure
  7. Klarheit über Landbesitz, Nutzungsrechte und Zugang zu natürlichen Ressourcen

Der UEBT-Standard betrachtet dabei die gesamte Lieferkette eines Unternehmens für alle natürlichen Inhaltsstoffe bis zum Ursprung und umfasst daneben ein fortlaufendes Monitoring. Er ist auf eine Vielzahl von Produktionssystemen in der Landwirtschaft und Agroforstwirtschaft anwendbar, einschließlich Anbau und Wildsammlung. Der Standard gilt für sowohl für Pflanzenbestandteile wie Blüten, Blätter oder Wurzeln als auch für pflanzliche Verbindungen wie Öle, Wachse oder Extrakte. Daneben umfasst er auch Mikroorganismen, Algen und Bienenwachs.

Bislang handeln vor allem Unternehmen aus den Bereichen Kosmetik, Lebensmittel und natürlichen Arzneimitteln nach dem UEBT-Standard. Aktuell werden 78 Mitglieder auf der Webseite der Union for Ethical Biotrade aus Lateinamerika, Europa, Afrika, Nordamerika und Ozeanien ausgewiesen, darunter folgende mit Firmensitz in Deutschland: Drom fragrances GmbH & Co. KG, Martin Bauer Group, Symrise AG, Wollenhaupt Tee GmbH und Worlée NaturProdukte GmbH.

Zertifizierung "Sourcing with respect"

Seit 2018 bietet die UEBT zudem ein Zertifizierungsprogramm an. Um die UEBT-Zertifizierung zu erreichen und aufrecht zu erhalten, müssen Unternehmen für jeden Roh- beziehungsweise Inhaltsstoff, den sie beziehen, einen sogenannten "Biodiversity Action Plan" vorlegen. Zu den Maßnahmen dieses Plans gehören der Schutz natürlicher Ökosysteme, die Renaturierung natürlicher Strukturen, die Erhaltung eines guten Bodens und sauberen Wassers sowie die Förderung von Nutzorganismen auf landwirtschaftlichen Betrieben wie Bienen. Zusammen mit der Union for Ethical Biotrade hat der Global Nature Fund (GNF) diesbezüglich einen Leitfaden ausgearbeitet.

Die UEBT-Zertifizierung setzt Praktiken voraus, die die biologische Vielfalt respektieren und deren Verlust durch die Einschränkung von Waldrodung, den Schutz gefährdeter Arten und Bestäubern sowie eine Verringerung der Nutzung von Agrochemikalien reduzieren. Sie ist damit nicht einer Bio-Zertifizierung gleichzusetzen, wenngleich sich beide Systeme ergänzen. "Viele Inhaltsstoffe in den Produkten der UEBT-Mitgliedsunternehmen sind sowohl UEBT- als auch Bio-Zertifiziert", so die Organisation.

Drei Fragen an Annette Piperidis, Managerin nachhaltiger Einkauf bei Weleda

Weleda begann im Jahre 1921 als pharmazeutischer Laborbetrieb mit eigenem Heilpflanzengarten. Heute ist Weleda laut eigenen Angaben die weltweit führende Herstellerin von ganzheitlichen Naturkosmetikprodukten und Arzneimitteln für die anthroposophische Therapierichtung. Aufgabe des Unternehmens: die Gesundheit des Menschen zu erhalten, zu fördern und wiederherzustellen. Weleda stellt höchste Qualitätsanforderungen an die gesamte Herstellungskette, angefangen bei der Rohstoffqualität. Die Rohstoffe kommen überwiegend aus biologisch-dynamischen Anbauprojekten wie den Weleda eigenen Heilpflanzengärten, aus kontrolliert biologischem Anbau oder zertifizierten Wildsammlungen.

Oekolandbau.de: Weleda ist eines von wenigen Unternehmen weltweit, dass die UEBT-Zertifizierung "Sourcing with respect" erhalten hat. Was genau verbirgt sich hinter dieser Zertifizierung?

Annette Piperidis: Die Union for Ethical Biotrade (UEBT) ist eine gemeinnützige Organisation. Sie hat einen weltweit anerkannten Standard für ethischen Handel mit natürlichen Ressourcen aufgestellt, der soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte umfasst: Beim Anbau der Pflanzen, bei der Ernte und der weiteren Verarbeitung wird die Biodiversität erhalten und nachhaltig genutzt. Und es werden alle daran Beteiligten gerecht und respektvoll behandelt und fair bezahlt. Die Organisation wurde 2007 in Genf gegründet, ihr Sitz ist in Amsterdam. Weleda ist seit 2011 Mitglied der Union for Ethical Biotrade und darf als erste europäische Marke seit 2018 das UEBT-Gütesiegel verwenden.

Oekolandbau.de: Worin lagen die größten Herausforderungen bei der Zertifizierung?

Annette Piperidis: Wir wollen, dass die Menschen ein würdiges Leben führen können. Wir helfen aktiv dabei mit, die Vielfalt unserer Ökosysteme zu erhalten. Wir schonen die natürlichen Ressourcen, um auch künftigen Generationen eine Lebensgrundlage zu bieten. UEBT zertifiziert unser gesamtes Handeln beim Einkauf unserer Rohstoffe. In den UEBT-Leitlinien sind Kriterien wie Gewinnteilung, angemessene Arbeitsbedingungen formuliert oder auch, dass die Ernährung der Menschen vor Ort sichergestellt ist. Erhalten die Arbeitenden eine soziale Grundsicherung? Ist Trinkwasser verfügbar? Das sind unter anderem Punkte, die wir abklären. Zunächst mithilfe von Fragebögen, dann vor Ort. Der UEBT-Standard fördert etwa, dass sich in Gegenden, in denen extreme Landflucht und Armut herrschen, mehr Zufriedenheit breitmacht. Zum Beispiel in Moldawien, von dort beziehen wir Lavendelöl aus biodynamischem Anbau. Im direkten Gespräch mit den Partnerinnen und Partnern vor Ort kommen oft Informationen, die einem aus der Ferne verborgen geblieben wären. Vertrauensaufbau ist das A und O.

Oekolandbau.de: Wie viele Weleda-Produkte tragen aktuell das UEBT-Label?

Annette Piperidis: Wer Weleda Naturkosmetik kauft, kann sicher sein, dass Natur geschützt und Menschen gerecht bezahlt werden. Dafür steht das UEBT-Label. Wir wollen einen anspruchsvollen Standard für den Einkauf unserer Rohstoffe: ein ethisches und verantwortungsbewusstes Handeln mit natürlichen Ressourcen. Wir verwenden das UEBT-Logo seit unserer ersten Zertifizierung 2018. Mittlerweile haben wir das Logo auf fast allen unseren Naturkosmetik-Produkten.


Letzte Aktualisierung 22.11.2021

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