Veganer Wein und Naturwein im Trend

Veganer Wein und Naturwein im Trend

Vegan und Naturwein sind in der Bio-Weinwelt angesagt. Naturwein ist immer vegan, muss aber bisher nicht Bio sein. Und nicht jeder Bio-Wein ist vegan. Wir bringen Licht in die Begriffswelt im Weinkeller.

Wein entsteht durch die Vergärung von Trauben. Daher halten ihn viele für rein pflanzlich. Stimmt aber nicht: Bei der Weinverarbeitung setzen auch Bio-Winzerinnen und Bio-Winzer tierische Hilfsmittel ein. Gelatine, Eiweiß oder auch Hausenblase vom Fisch binden unerwünschte Schwebstoffe (Trubstoffe), die im fertigen Wein zu Geschmacksfehlern oder Trübungen führen könnten. Eine lange Tradition hat es beispielsweise, gerbstoffhaltige Rotweine mit Hühnereiweiß zu klären. Dieses Schönen, wie es in der Weinsprache heißt, geht aber auch mit Erbsenprotein. Weitere im Ökoweinbau übliche Alternativen zu den Hilfsmitteln tierischen Ursprungs sind das Tonmineral Bentonit oder die Algenprodukte Kieselsol oder Agar-Agar.

Veganer Wein setzt sich durch

"Veganer Wein ist voll im Trend, von unseren 245 Mitgliedern bauen rund 60 ihren Wein vegan aus", so Petra Neuber, Geschäftsführerin vom Ökologischen Weinbauverband Ecovin. Das sei längst keine Nische mehr. Auch der klassische Lebensmitteleinzelhandel vermarktet viele vegane Weinen. Die sind auf dem Etikett gekennzeichnet. Allerdings ist der Begriff "vegan" nicht wie "Bio" gesetzlich geschützt. "Unsere Mitglieder lassen sich nicht nur als Bio, sondern auch als vegan zertifizieren", berichtet Petra Neuber. Weit verbreitet sei das internationale Label von ProVeg. Wer sicher sein will, muss also auf dem Etikett der Flasche auf diese oder andere vegane Labels achten.

Guter Wein will Weile haben

Geschmacklich lassen sich vegane Weine nicht von anderen unterscheiden: "Ob ich tierische oder pflanzliche Hilfsmittel einsetze, ist eher eine philosophische Frage", meint Martin Darting vom Unternehmen Wine System. Es gehe aber auch ganz ohne Hilfsmittel, erklärt der gelernte Winzer und Sensorikexperte. "Im Wein stecken 300 Enzyme, die machen mit der Zeit alles von allein. Die Winzerinnen und Winzer müssen es nur kontrollieren." Dabei sei der Faktor Zeit extrem wichtig. Dieses kontrollierte Nichtstun machen die Winzerinnen und Winzer beim angesagten Naturwein.

Naturwein ist ungeschwefelt und rein vegan

Der Begriff Naturwein darf zwar nach dem deutschen Weingesetz nicht auf dem Etikett stehen, taucht in der Weinwelt aber vielfach auf. Denn der Wunsch nach einem Wein ganz ohne Zusatzstoffe und aufwändige Kellertechnik wächst. Frei nach dem Motto: Trauben und sonst nichts. Der meiste Naturwein stammt von Bio-Betrieben, aber auch einige konventionelle Winzerinnen und Winzer machen naturbelassenen Wein.

Um für Klarheit in der Naturweinszene zu sorgen, haben Ecovin und Wine System anlässlich der internationalen Bio-Weinpreisverleihung 2021 zwei Mindestanforderungen für Naturwein definiert: Erstens: Die verarbeiteten Trauben müssen mindestens nach der EU-Öko-Verordnung biozertifiziert sein. Zweitens darf beim Weinausbau kein Schwefel als Konservierungsmittel zugesetzt werden. "Auf dieser Definition können andere Verbände aufbauen", hofft Martin Darting.

Nix rein und nix raus

Bei Naturwein darf "nix rein". So geben die puristischen Winzerinnen und Winzer keine Hefen zur besseren Gärung hinzu, sondern vertrauen voll auf die spontane Gärung. Diese gelingt durch die auf den Traubenschalen und vor allem in den Weinkellern ohnehin befindlichen Hefepilze. Da aber auch "nix raus" darf, bleiben auch die Trubstoffe im Wein. Entsprechend sind Naturweine oft nicht ganz klar. Das muss aber nicht so sein: Wenn der Wein genug Zeit bekommt, klärt er sich von selbst. "In Georgien lagern die Weine mindestens ein halbes Jahr in Amphoren. Da sedimentieren die Trubstoffe, quasi gefiltert mit der eigenen Maische, auf den Grund", weiß Weinexperte Darting.

Noch ein Nischenprodukt

Naturweine schmecken häufig intensiv kräftig, aber nicht fruchtbetont und sind ideale Essensbegleiter. Allerdings lässt sich mit viel Handwerkskunst auch ein leichter Naturwein herstellen. Guter Naturwein sei die Königsklasse unter den Weinen. "Hier entfaltet sich das ganze Potenzial der Trauben. Klima und Rebsorte spiegeln sich im Geschmack", schwärmt Darting.

Der höhere Zeitaufwand und das größere Risiko für Fehlgärungen erklären den vergleichsweise hohen Preis: Naturweine kosten mit 20 bis 25 Euro deutlich mehr als andere Bio-Weine.

Zu bekommen sind Naturweine in der gehobenen Gastronomie, im Weinfachhandel und direkt beim Weingut. Einfach nachfragen oder auf dem Etikett nach folgenden Begriffen suchen:

Natural wine, Artisan wine, Naked wine, Vin vivant, vin naturel, Naturreiner Wein, Raw wine.


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Letzte Aktualisierung 28.04.2023

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