Biofairer Schokoladengenuss

Biofairer Schokoladengenuss

Schokolade besteht in der Regel aus Kakao, Milch und Zucker. Selbstverständlich müssen bei einer Bio-Schokolade alle Bestandteile aus ökologischem Anbau stammen. Wichtigste Zutat ist der Kakao, eine Baumfrucht aus südlichen Ländern. Laut den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau sind unter anderem chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger im Kakaoanbau tabu. Die Bio-Standards von Ökoanbauverbänden wie Naturland machen zusätzliche Vorgaben speziell für den Kakaoanbau: "Im Gegensatz zur EU-Öko-Verordnung ist bei Naturland der Kakaoanbau in einer umweltfreundlichen Mischkultur mit einer Vielzahl von Schattenbaumarten vorgeschrieben", erläutert Pressereferentin Bärbel Sagi. Schattenbäume schützen den Kakao vor zu viel Sonne, den Boden vor Erosion und stabilisieren den Wasserhaushalt. In solchen Mischkulturen finden sich aber auch Zitrusfrüchte, Bananen, Avocados, die viele Kleinbauernfamilien ernähren.

Fair ist noch visionär

Die Kakaoernte und -verarbeitung bedeutet viel Handarbeit: nach der Ernte schlagen die Erzeugerinnen und Erzeuger die Kakaoschoten mit der Machete auf, um die Kakaobohnen freizulegen. Danach müssen sie die Bohnen fermentieren und trocknen.

Der Kakaoanbau ist die Haupteinnahmequelle für über 5,5 Millionen Bäuerinnen und Bauern im globalen Süden. In der Elfenbeinküste und Ghana sind sogar 90 Prozent der Kleinbäuerinnen und -bauern davon abhängig. Viele von ihnen müssen jedoch mit weniger als 1,25 US-Dollar (US-Dollar) am Tag auskommen.  Laut der internationalen Kampagne Make Chocolate Fair sind die Preise für Rohkakao in den letzten 40 Jahren deutlich gesunken. Beispielsweise lag der Ab-Hof-Preis in der Elfenbeinküste im Oktober 2022 bei rund 1.344 US-Dollar pro Tonne. Eine typische Kakaobauernfamilie in Ghana mit sechs Mitgliedern und bis zu vier Hektar Land verdiene im Durchschnitt umgerechnet 191 US-Dollar im Monat. Existenzsichernd wäre hingegen ein mindestens doppelt so hohes Einkommen. In der Elfenbeinküste müsste sich das Einkommen im Durchschnitt fast verdreifachen. Daher können sich die meisten Kakaobäuerinnen und -bauern keine regulären Arbeitskräfte leisten und spannen ihre Kinder als unbezahlte Erntehelfer ein. Allein in der Elfenbeinküste und in Ghana arbeiten etwa zwei Millionen Kinder auf Kakaoplantagen.

Durchblick im Siegeldschungel

Verschiedene Label versprechen einen ethisch korrekten Schokogenuss. Allerdings gibt es bei Zeichen zum fairen Handel keine staatlichen Vorgaben, was genau fair oder nachhaltig ist. Faire Schokolade muss zum Beispiel nicht zwingend Bio sein. Die häufigsten Siegel sind Fairtrade, UTZ Certified und Rainforest Alliance. Alle Siegel sollen die Einhaltung internationaler Menschen- und Arbeitsrechte, das Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit sowie eine nachhaltige Landwirtschaft garantieren. Ob diese Mindeststandards eingehalten werden, kontrollieren unabhängige Zertifizierungsorganisationen.

Die Gesellschaft für partnerschaftliche Zusammenarbeit (GEPA) arbeitet bereits seit 1986 mit Naturland zusammen, um in Süd und Nord faire Bedingungen für die Landwirtschaft zu erreichen. Das ist an dem Zusatzzeichen Fair plus zu erkennen. Seit 2011 verarbeitet die GEPA  faire Bio-Milch von der Berchtesgadener Molkerei in ihren Milchschokoladen.

Der Preis zählt

Die Kleinbauernfamilien im Süden sind vollkommen abhängig vom Kakaopreis. Während die Erzeugerinnen und Erzeuger den Preis bei UTZ/Rainforest frei aushandeln müssen, zahlte Fairtrade 2022 einen Mindestpreis von 2.940 US-Dollar pro Tonne Bio-Kakao. Das reicht jedoch nicht aus: Laut der Studie True Price leben 80 Prozent der Fairtrade-Kakaobäuerinnen und -bauern in der Elfenbeinküste unter der Armutsgrenze.

Die GEPA zahlte ihren Partnergenossenschaften 2022 durchschnittlich 3.826 US-Dollar pro Tonne Fairtrade Bio-Kakao. Damit liegt sie deutlich über dem durchschnittlichen Weltmarktpreis von 2.370 US-Dollar. Über 90 Prozent der GEPA-Schokoladentafeln und Riegel sind mittlerweile Bio.

Siegel sind gut, aber noch nicht gut genug

Verbraucherinnen und Verbraucher sollten nur Schokolade mit unabhängigen Siegeln kaufen. Die schaffen zumindest Transparenz über die Herkunft des Kakaos. Allerdings garantiere bisher kein Siegel, dass Kakaobäuerinnen und –bauern einen existenzsichernden Preis erhalten, bedauert Johannes Schorling. Der Koordinator der Kampagne Make Chocolate Fair beklagt die anhaltenden Missstände: „Freiwillige Selbstverpflichtungen der großen Schokoladenhersteller greifen zu kurz. Eine Studie der Universität Chicago hat gezeigt: Die Schokoladenindustrie hat ihr Versprechen gebrochen, Kinderarbeit zu reduzieren.“


Letzte Aktualisierung 20.04.2023

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