Tannenhof: Ökologische Landwirtschaft auf dem Tannenhof mit Zugpferden
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Täglich treten wir ihn mit Füßen. Dabei ist er so wertvoll, dass wir ihn eigentlich auf Händen tragen müssten: der Boden. Er umgibt die Erde wie eine dünne Haut und ist Lebensgrundlage für Pflanze, Tier und Mensch. Unser Boden erfüllt zahlreiche Funktionen:
Böden bestehen aus mineralischen und organischen Bestandteilen. Dazu gehören der Humus (bereits zersetzte organische Substanz) und die Bodenlebewesen. Kleine Bodentiere und Bakterien bauen abgestorbene Tiere und Pflanzenteile wie abgefallenes Laub in wertvollen Humus um. Der Humus speichert Nährstoffe und Wasser für die Pflanzen. Wer einen fruchtbaren Boden haben will, braucht also viel Humus.
Egal ob Bio oder konventionell: Der Verkauf von Eiern, Milch oder Fleisch, aber auch von Getreide, Obst oder Gemüse entzieht dem Betriebskreislauf Humus und damit Nährstoffe. Im Unterschied zu konventionell arbeitenden Betrieben dürfen Biobäuerinnen und Biobauern die Nährstoffe jedoch nicht mit schnell wirkenden Mineraldüngern ersetzen.
Daher hat im Ökolandbau der natürliche Aufbau von Bodenfruchtbarkeit eine besondere Bedeutung. Ziel ökologisch wirtschaftender Betriebe ist ein möglichst geschlossener betrieblicher Nährstoffkreislauf.
Wie viele Bakterien leben in einem Gramm Boden? Wie viel wiegen alle Bodelebewesen, die man auf einem Hektar Ackerfläche findet? Finden Sie es mit unserem Boden-Quiz heraus! Zum Quiz
Der Anbau von Hülsenfrüchten wie Klee oder Ackerbohnen sorgt für Nährstoffnachschub. Mithilfe von Knöllchenbakterien binden diese Pflanzen an ihren Wurzeln Stickstoff aus der Luft und reichern ihn so im Boden an. Organischer Dünger in Form von Mist oder Mistkompost liefert Humus, der sich nach und nach wieder abbaut. Nicht jede Pflanze "verbraucht" beim Wachstum jedoch gleich viel Humus: Zuckerrüben und Kartoffeln gehören zu den Humuszehrern. Kleegras und Ackerbohnen gelten als Humusmehrer.
Biobäuerinnen und Biobauern wechseln daher humusmehrende und humuszehrende Kulturen in langen Fruchtfolgen ab. Regenwürmer unterstützen als besonders wichtige Partner die Arbeit der Biobäuerinnen und Biobauern. Mit ihren Röhren sorgen sie für Durchlüftung und Drainage der Böden. Pro Hektar finden sich in einem guten Bioacker eine bis drei Millionen Regenwürmer. Zusammen wiegen sie rund 1,4 Tonnen – etwa so viel wie zwei Kühe.
Eine Metastudie des staatlichen Thünen-Instituts wertete 2018 mehr als 500 Vergleichsstudien zwischen konventionellem und ökologischem Landbau aus. Die Forscherinnen und Forscher belegen, dass der Ökolandbau gut für den Boden ist. Besonders bei der Bodenfruchtbarkeit punktet die ökologische Landwirtschaft. Die Regenwurmpopulationen waren in ökologisch bewirtschafteten Böden nahezu doppelt so hoch. Der Humusgehalt war im Ökolandbau bis zu 26 Prozent höher und die Infiltration, also die Wasserdurchlässigkeit, war um 137 Prozent höher als bei konventionell bewirtschafteten Böden.
Die zahlreichen Regenwürmer lockern mit ihren Gängen den Boden auf. Dadurch kann bei den immer häufigeren Starkregen der Regen schneller versickern und damit wird weniger Boden fortgespült. Außerdem leistet der Ökolandbau laut den Forschenden einen enormen Beitrag zum Klimaschutz: Jährlich speichern Ökoböden 256 Kilogramm Kohlenstoff mehr pro Hektar als konventionelle Böden.
Letzte Aktualisierung 03.12.2020