Bei Baumpatenschaften biologisch gärtnern

Bei Baumpatenschaften biologisch gärtnern

Bundesweit bieten immer mehr Städte und Gemeinden Baumpatenschaften an: Dabei pflegen Ehrenamtliche einen Straßenbaum in ihrer Nähe. Gleichzeitig können sie das Umfeld ihres Patenbaums begrünen. Der Natur zuliebe am besten mit Bio-Pflanzen. Aber auch für Jungbäume und Blumenkübel gibt es Patenschaften.

Ob in Parks, auf Spielplätzen oder am Straßenrand – Stadtbäume sorgen für mehr Lebensqualität: sie mildern die Sommerhitze und binden Feinstaub. Doch gleichzeitig setzt die langanhaltende Dürre und Hitze der vergangenen Sommer den Bäumen zu. Ohne zusätzliche Bewässerung würden viele Bäume eingehen. Deshalb beschäftigen bundesweit hunderte Städte und Gemeinden Baumpatinnen und Baumpaten. Die Ehrenamtlichen pflegen einen bestimmten Baum und schließen dazu meist einen Vertrag mit der Stadt ab. Wer zuständig ist und welche Rechte und Aufgaben die Freiwilligen übernehmen, variiert von Ort zu Ort.

Gießen und Gärtnern

Die Idee ist nicht neu. Beispielsweise bietet Hannover bereits seit 1981 Baumpatenschaften an. Derzeit betreuen 700 Patinnen und Paten etwa 1000 Bäume. Es könnten aber überall viel mehr sein: So gibt es in Frankfurt 220.000 Stadtbäume und zahlreiche Blumenkübel. In Karlsruhe säumen über 70.000 Bäume die Straßen. Daher hat die badische Stadt 2020 ein Programm für Baumpatenschaften ins Leben gerufen . "Wer eine Baumpatenschaft übernimmt, leistet einen wichtigen Beitrag für einen intakten Baumbestand in seinem Wohnumfeld", so das Karlsruher Gartenbauamt, welches eigens eine neue Mitarbeiterin für die Betreuung der Baumpaten eingestellt hat.

Artenvielfalt statt Einheitsgrün

Die Patinnen und Paten können aber nicht nur Bäume gießen, sondern zusätzlich die Baumscheiben - den Bodenbereich um den Stamm - bepflanzen. Bisher wachsen dort vielerorts nur kümmerliche Gräser oder vom Gartenbauamt gepflanzte pflegeleichte Zwergmispeln (Cotoneaster). Der immergrüne Bodendecker liefert jedoch nur zeitweise Nektar für Insekten. Damit Bienen und Schmetterlinge vom Frühjahr bis zum Herbst Futter finden, empfiehlt das Karlsruher Gartenbauamt ein buntes Miteinander von Blütenstauden, Sommerblumen und Gräsern. Die müssen an den Standort angepasst sein: Beispielsweise überleben nahe am Stamm nur robuste, trockenheitsverträgliche Schattenstauden. Weiter weg gedeihen auch Sommerblumen wie Tagetes, Glockenblumen oder gesäte Bienenweiden. Ansonsten gilt es, die Baumscheiben möglichst biologisch zu bewirtschaften.

Hier finden Sie unsere Bio-Leitlinien für Hobbygärtner.

Freiburg verschenkt Pflanzen und Saatgut

Dank einer umweltaktiven Bürgerschaft hat Freiburg bereits viele blühende Baumbeete. Das Team von "Freiburg packt an" des Garten- und Tiefbauamtes und die Ökostation Freiburg unterstützen die Ehrenamtlichen mit Rat und kostenlosem Pflanzmaterial. Die Ökostation schenkt ihnen zusätzlich Wildkräuter-Saatgut. "Damit können die Patinnen und Paten aus regionalem Bio-Saatgut Blumen ziehen. Das unterstützt die Natur auch über die betreuten Flächen hinaus", so Svenja Fugmann von der Ökostation.

Lieber neue Bäume pflanzen?

Mancherorts sorgen die Baumpatinnen und Baumpaten aber auch für neue Bäume. So pflanzt die Stadt Münster für 300 Euro einen neuen,acht bis zwölf Jahre alten Baum. In der westfälischen Stadt sollen so ganze Hochzeits- und Erinnerungswälder entstehen. In der baumstarken Stadt Leipzig kostet ein Patenbaum 250 Euro. Natürlich können die Patinnen und Paten ihren Baum auch besuchen und pflegen.

Wer Mensch und Natur in benachteiligten Ländern etwas Gutes tun will, kann bei der gemeinnützigen Organisation Treedom einen Baum kaufen oder verschenken. Hier geht es vor allem um ertragreiche Bäume wie Kakao, Banane oder Jackbaum.

Drei Fragen an den Baumpaten Fritz Wittchen

„Ich möchte in meinem Umfeld ein bisschen mehr Natur“ haben, erklärt Fritz Wittchen. Der Biologe pflegt mit seiner Familie bereits seit sieben Jahren in Mainz eine acht Quadratmeter große Fläche rund um einen Ahorn.

Oekolandbau.de: Wie gestalten Sie Ihre Fläche?

Fritz Wittchen: Wir haben dort einen Schmetterlingsflieder (Buddleja) und ein paar Stauden aus einer Bio-Gärtnerei gepflanzt: Lavendel, Borretsch, Wegwarte und Wucherblume. Ansonsten lassen wir die Gräser und Wildkräuter wachsen, die von selbst kommen. Ihre Stängel bleiben im Winter stehen, damit die Insekten darin überwintern können.

Oekolandbau.de: Wie hoch ist der Aufwand?

Wittchen: Sehr überschaubar. Anfangs haben wir mit der Stadt einen Vertrag abgeschlossen, zahlen aber keine Pacht. Im Sommer gießen wir gerade bei Trockenheit den Baum. Im Frühjahr schneiden wir den Lavendel und den Buddleja zurück. Das Gras und die Kräuter mähe ich vielleicht einmal im Jahr. Ab und zu entfernen wir Müll aus der Fläche. Wenn mehr Menschen Patenschaften übernehmen würden, ließe sich mit wenig Aufwand für den Einzelnen viel erreichen.

Oekolandbau.de: Gibt es auch Probleme?

Wittchen: Öffentliche Flächen sind knapp. Einige Monate stand ein 1000-Liter-Tank für ein benachbartes Geothermieprojekt auf unserer Fläche. Am ärgerlichsten ist es, wenn gedankenlose Autofahrer solche Grünstreifen einfach als Parkplatz nutzen und alles platt fahren. Früher hatte die Stadt unsere Fläche zweimal pro Jahr komplett abgemäht. Seit etwa vier Jahren werden die öffentlichen Grünflächen zugunsten der Artenvielfalt deutlich extensiver gepflegt. Doch leider beobachte ich immer weniger Insekten.

Weitere Infos im Web:

Praktische Pflege- und Pflanztipps

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