Das zweite Forum lud die Expertinnen und Experten ein, sich über Herausforderungen und Wünsche relevanter Anspruchsgruppen auszutauschen. Gäste einer Kantine würden sich vor allem für den Geschmack des Essens interessieren. Darin war sich die Runde einig. Aktiv gefordert werde Bio in der AHV bisher weder von Gästen noch von Auftraggebern. Häufig seien es motivierte Einzelpersonen wie Schulleitungen, die sich für das Thema stark machten. Wer den Bio-Anteil vor Ort erhöhen will, sollte also engagierte Fürsprecherinnen und Fürsprecher ausfindig machen.
Eine weitere Herausforderung stelle rund um die Stadt Essen die Beschaffung dar: Der konventionelle Großhandel böten kaum Bio-Produkte an. Bio-Händlerinnen und -Händler fänden keine Großküchen, die ihnen die Waren abnehmen. Hier könne die Politik für einen erhöhten Veränderungsdruck sorgen, indem sie unter anderem in Ausschreibungen einen Bio-Anteil von bis zu 50 Prozent vorschreibt. Die Forums-Teilnehmenden waren sich sicher: In der Rathauskantine würden Gäste 30 bis 40 Cent mehr pro Gericht zahlen für mehr Bio und guten Geschmack.
Täglich 900 Mahlzeiten mit 60 Prozent Bio-Anteil
Zwischen Begrüßungsreden und Forums-Phase erhielt das Fachpublikum weitere Impulse durch die vorgestellten Beispiele. Rafael Platzbecker, Küchenleiter der Landeschulen NRW in Wuppertal, bereitet täglich 900 Mahlzeiten mit 60 Prozent Bio-Anteil zu. Klaus Richter, der Geschäftsführer des Bio-Caterers Rebional aus Herdecke verdeutlichte, dass Bio nicht teuer sein muss und wie es sich in der GV erfolgreich verankern lässt. Rainer Roehl, Geschäftsführer von a’verdis und Veranstalter vor Ort, zeigte, warum sich ein Blick über den Tellerrand des Ruhrgebiets lohnt und welche guten Beispiele es im In- und Ausland gibt.
"Qualitätsanspruch wird endlich formuliert."
Die Mischung aus Netzwerken und Wissensvermittlung, Inspiration und Austausch traf den Nerv der Teilnehmenden: "Als Caterer werde ich häufig mit den Preisvorstellungen unserer Kundinnen und Kunden konfrontiert. Meinem Herzen kommt es sehr entgegen, dass wir hier und heute vor allem über die Qualität der Lebensmittel gesprochen haben", sagte Andreas Wronna, Betreiber des Cateringunternehmens Kiddy Food. Nicht nur Wronna und der Ernährungsrat Essen versprühten Aufbruchsstimmung. Auch die Grüne Hauptstadt Agentur erhielt einen "großen Motivationsschub, um das Thema "Mehr Bio in der Gemeinschaftsverpflegung" nun auch gemeinsam mit einer Vielzahl an Akteuren angreifen zu können", freute sich Kai Lipsius. Für ihn bedeutet dies aber auch, dass die Stadt einen konkreten Zielrahmen setzen muss, um die Akteurinnen und Akteure zu motivieren.
Der Vernetzungsworkshop in Essen war eine Veranstaltung der Initiative BioBitte. Veranstalter vor Ort war das Beratungsunternehmen a’verdis in Zusammenarbeit mit der Grünen Hauptstadt Agentur Essen und dem Ernährungsrat Essen. Termine für die nächsten Vernetzungsworkshops der Initiative BioBitte finden Sie unter den Veranstaltungsterminen.