Artenvielfalt

Artenvielfalt im Öko-Landbau

Das Artensterben ist in vollem Gange und die Ursachen sind vielfältig: Klimakrise, Flächenversiegelung, Lichtverschmutzung und Landwirtschaft. Und die Folgen sind verheerend, denn je weniger wildlebende Bestäuber wie Wildbienen, Schmetterlinge, Motten, Käfer, Vögel oder Fledermäuse es gibt, desto mehr sind zentrale Ökosystemleistungen wie die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen gefährdet. Und da die Hälfte der Fläche Deutschlands landwirtschaftlich genutzt wird, hat die Landwirtschaft einen großen Einfluss auf die biologische Vielfalt. Zahlreiche Studien belegen, dass sich der ökologische Landbau besonders positiv auf die Artenvielfalt auswirkt:

  • 30 Prozent mehr Arten auf ökologischen Flächen
  • 50 Prozent mehr Individuen auf ökologischen Flächen
  • Auf einem Bio-Acker finden sich bis zu 95 Prozent mehr Ackerwildkräuter als auf konventionellen Flächen. Seltene Arten sind fast ausschließlich auf ökologisch bewirtschafteten Feldern zu finden.
  • Bis zu 23 Prozent mehr blütenbesuchende Insekten, denn diese finden mehr Futter auf einem Bio-Acker: Bei einer Zählung von offenen Blüten waren auf Öko-Getreideäckern im Durchschnitt 277 geöffnete Blüten pro Quadratmeter nachweisbar/zu finden, auf den konventionellen Vergleichsflächen dagegen gerade einmal 0 bis 3 Blüten.
  • Hasen brauchen kräuterreiches Bio-Grünland: Bei einer Zählung acht Jahre nach der Umstellung auf Öko-Landbau gab es auf einer Fläche fünfmal mehr Hasen als zuvor. Hier fanden die Langohren so viel Futter und Deckung, dass sie auch nur ein halb so großes Revier brauchten wie in intensivgenutzten Ackerbauregionen.
  • Bis zu 35 Prozent mehr Feldvögel: Feldlerche oder Kiebitz finden mehr Futter und Brutgelegenheiten: Im Öko-Feld wohnen mehr Insekten und die Getreidehalme stehen nicht so dicht, was die Bodenbrut erleichtert. Mit Öko-Landbau werden also Vögel der Agrarlandschaft gefördert.
    (Quellen: Thünen Report 65, KÖN)

Wie sorgt der ökologische Landbau für mehr Artenvielfalt?

Die biologische Landwirtschaft erbringt viele gesellschaftliche Leistungen. Mitarbeitende des Forschungsinstituts Biologischer Landbau (FiBL) haben diese Vorteile leicht verständlich in einem Bericht (kurz: UGÖ-Bericht) auf den Punkt gebracht. Darin heißt es im Hinblick auf die Artenvielfalt auf Öko-Betrieben unter anderem:

"Öko-Landbau steigert die biologische Vielfalt und funktionelle Biodiversität – sowohl auf dem Feld als auch in der gesamten Landschaft. Auf Öko-Betrieben kommen im Vergleich zu konventionellen Betrieben im Durchschnitt 30 Prozent mehr Arten und 50 Prozent mehr Individuen vor. Dadurch verbessert der Öko-Landbau wichtige Ökosystemleistungen wie natürliche Bestäubung oder Schädlingsregulation."

Film ab: Wie fördert der ökologische Landbau die Artenvielfalt?

Die folgenden Aspekte sorgen für besonders viel Artenvielfalt auf Öko-Betrieben:

Biologischer Pflanzenschutz und mechanische Unkrautregulierung

Im ökologischen Landbau wird keine völlige Freiheit von Schädlingen und Unkräutern angestrebt. Vielmehr sollen diese nicht überhandnehmen und das ökologische Gleichgewicht trotz Erwerbsanbau erhalten bleiben. Deswegen gilt:

  • Chemisch‐synthetische Pflanzenschutzmittel sind verboten.
  • Nützlinge wie Marienkäfern, Schlupfwespen oder Florfliegen werden gezielt gefördert, um Schädlinge zu bekämpfen.
  • Beikräuter werden vor allem durch mechanische Verfahren wie Hacken oder Striegeln reguliert.

Weite Fruchtfolgen: Große Vielfalt auch bei den Kulturpflanzen

Eine Fruchtfolge umfasst die Kulturpflanzen, die nacheinander auf einem Acker angebaut werden. Statt nur weniger Kulturen setzen Öko-Landwirtinnen und -Landwirte auf eine große Vielfalt unterschiedlicher Pflanzenarten. Wird zum Beispiel in einem Jahr auf einer Ackerfläche Weizen angebaut, kann es schon mal sieben Jahre dauern, bis auf dieser Fläche wieder Weizen wächst. In der Zwischenzeit gedeihen dort Kleegras, Kartoffeln, Roggen, Ackerbohnen und andere Kulturen. Das erhöht die Vielfalt, wovon Wildtiere sowie der Boden und die dort lebenden (Mikro-)Organismen profitieren.

    Düngung: Kreislaufwirtschaft fördert die Vielfalt im Boden

    Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern dürfen keine leichtlöslichen Mineraldünger verwenden, die direkt von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden. Stattdessen setzen sie auf den Aufbau der natürlichen Bodenfruchtbarkeit. Sie düngen also den Boden statt der Pflanzen. Dafür sorgen Bio-Landwirtinnen und -Landwirte für möglichst geschlossene Nährstoffkreisläufe. Mist und Gülle der Tiere kommen auf den Acker und liefern den Pflanzen Nährstoffe. Im Gegenzug werden für die Tiere im Rahmen der Fruchtfolge Futterpflanzen angebaut. Diese enthalten häufig Leguminosen, die die Fähigkeit haben, Stickstoff aus der Luft zu sammeln und so ebenfalls zur Düngung des Bodens beitragen.

    Pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche darf nur eine bestimmte Menge an organischem Stickstoff in Form von tierischen Düngemitten ausgebracht ausgebracht werden. Dadurch werden Boden und Grundwasser weniger belastet. Deshalb richtet sich die Anzahl der Tiere, auf einem Bio-Hof gehalten werden darf, nach der vorhandenen Fläche, auf die der Wirtschaftsdünger ausgebracht werden kann. In der Praxis bedeutet die flächengebundene Tierhaltung, dass pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche zum Beispiel die Haltung von zwei Milchkühen, 14 Mastschweinen oder 230 Legehennen erlaubt ist.

      Film ab: So funktioniert die Düngung im ökologischen Landbau

      Naturnahe Flächen: Lebensraum für Wildtiere

      Einige Vergleichsstudien zeigen, dass der Anteil von naturnahen Flächen auf Bio-Höfen größer ist als bei konventionellen Betrieben. Insekten, Vögel und andere Wildtiere finden also auf oder neben Öko-Äckern häufiger Hecken, Blühstreifen und Brachflächen, die sie als Rückzugsort und Nahrungsquelle nutzen können.

      Auch der Öko-Landbau kann noch mehr leisten!

      Insgesamt bietet der ökologische Landbau also zahlreiche Vorteile für die Artenvielfalt. Doch auch auf Öko-Flächen lässt sich noch einiges mehr tun für die biologische Vielfalt, zum Beispiel:

      • Agroforstwirtschaft, bei der Bäume und Gehölze auf der Weide oder dem Acker stehen, steigern die Artenvielfalt, Bodenfruchtbarkeit und das Mikroklima.
      • Streifenanbau, bei dem beispielsweise Raps und Getreide in 30 Meter breiten Streifen nebeneinander angebaut werden, erhöht die Anzahl der Insektenarten im Vergleich zu einer Fläche mit nur einer Kultur.
      • Mehr naturnahe Flächen für Flora und Fauna: Ökologische Züchtung und biologischer Pflanzenschutz sollten kontinuierlich weiterentwickelt werden, um die Erträge einer Öko-Fläche zu verbessern und damit den Flächenbedarf zu reduzieren.

      Sie möchten sich selbst ein Bild von der Artenvielfalt auf Bio-Betrieben machen?

      Fast 300 Betriebe des Netzwerks Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau präsentieren sich in enormer Vielfalt – vom kleinen Rosenhof bis zum großen Ackerbaubetrieb, von der Bio-Imkerei bis zum Stutenmilch-Familienbetrieb, vom Erlebnisbauernhof bis zur Direktvermarktung. Sie öffnen ihre Türen und Tore für alle Interessierten, bieten Raum für Dialoge und Möglichkeiten zur Vernetzung.

      Besuchen Sie einen der Demobetriebe Ökologischer Landbau in Ihrer Nähe, denn die engagierten Bio-Bäuerinnen und -Bauern lassen sich gerne über die Schulter schauen. Wie zum Beispiel Arnd Berner vom Biohof Berner oder Andreas Gruel vom Biolandhof Gruel:

      "Wir sind Bauern aus Leidenschaft, denn Nachhaltigkeit und ökologische Landwirtschaft sind Herzensdinge. Aus Überzeugung schützen wir mit unserer Arbeit die Natur. Das ist unsere Gewissensentscheidung für eine unbelastete Umwelt und für mehr Lebensqualität heute und in kommenden Generationen." Arnd Berner

      "Wir stellten unseren Hof um, als es noch kaum biologisch wirtschaftende Bauern und Vermarktungsmöglichkeiten für Bioland-Produkte gab. Schon damals war uns bewusst, dass der ökologische Landbau für eine gesunde Ernährung der Menschen sorgt, Boden, Wasser und Luft schützt und unsere Umwelt in Ihrer ganzen Vielfalt an Pflanzen und Tieren erhält." Andreas Gruel

      Kornblumen im Gerstenfeld. Foto: Jutta Schneider-Rapp

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      20.09.2021Landwirtschaft

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      Der Öko-Landbau erbringt eine Vielzahl von Leistungen für die Biodiversität. Das belegen zahlreiche Studien. Allerdings gibt es auch auf Öko-Betrieben noch einiges zu verbessern.

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      Artenvielfalt hautnah: Einblicke in die Welt der Wildbienen

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      Unsere Wildbienen des Jahres 2023

      Bio-Strategie 2030

      Die Bundesregierung verfolgt das Ziel einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Landwirtschaft – eine Landwirtschaft, in der die Bäuerinnen und Bauern von ihren Erträgen leben können, und die zugleich Umwelt, Tieren und Klima gerecht wird. Dementsprechend hat die Bundesregierung sich unter anderem vorgenommen, dass 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche bis zum Jahr 2030 ökologisch bewirtschaftet werden sollen.

      Damit dies gelingt, hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die Bio-Strategie 2030 vorgestellt. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette – also von der Betriebsmittelbereitstellung über die Erzeugung und Verarbeitung bis hin zum Handel und Konsum – sollen die geeigneten Rahmenbedingungen für 30 Prozent Öko-Landbau geschaffen werden.

      Mehr Informationen zur Bio-Strategie 2030

      Auch der konventionelle Landbau profitiert vom Öko-Landbau

      Vom Ausbau des Öko-Landbaus profitiert nicht nur der Bereich selbst, sondern er schafft auch einen Mehrwert für den gesamten Landwirtschaftssektor und darüber hinaus. Die Zukunftskommission Landwirtschaft attestiert dem ökologischen Landbau eine hohe Innovationskraft. Sie führt hier beispielhaft die mechanische Unkrautbekämpfung und die Mobilstallhaltung von Legehennen an, die beide längst Einzug in die konventionelle Landwirtschaft gefunden haben.

      Mit der Informationsoffensive "Bio? Na Logo!", die Teil der Bio-Strategie ist, möchte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über das EU-Bio-Logo und die Mehrwerte der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft informieren.



      Letzte Aktualisierung 20.11.2023

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