Herausforderungen der Klimakrise für die Bienenhaltung

Herausforderungen der Klimakrise für die Bienenhaltung

Die Klimakrise stellt auch die Imkerei vor große Herausforderungen. Wetterextreme und ein verändertes Trachtangebot erfordern Anpassungen bei der Standortwahl, der Fütterung oder der Varroabehandlung.

Laut Umweltbundesamt setzt sich der Trend zu außergewöhnlich warmen Jahren fort. Seit 2015 gab es ununterbrochen die höchsten Jahrestemperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. In Deutschland war das Jahr 2022 mit einer Durchschnittstemperatur von 10,5 Grad Celsius das bisher wärmste Jahr. Vor welchen Herausforderungen stehen die Imkerinnen und Imker?

Veränderte Blühzeiten und geringeres Nektarangebot der Trachtpflanzen

Durch die Klimakrise verändert sich das Blühverhalten der Pflanzen.

  • Viele Pflanzenarten blühen früher im Jahr, was dazu führt, dass Trachtpflanzen nicht mehr nacheinander, sondern gleichzeitig blühen. Das Überangebot an Nektar und Pollen kann von den Bienen zunächst nicht genutzt werden. Nach der Blüte bricht das Trachtangebot dann schlagartig ein und es kommt zu Nahrungsmangel.
  • Trockenperioden verringern den Nektarfluss der Blütenpflanzen. Die Sammelleistung der Bienen und die Honigernte gehen zurück. Auch Honigtauerzeuger wie Schild- und Blattläuse, die vor allem auf Fichten leben, sterben bei hohen Temperaturen ab. Damit fällt auch diese Nahrungsquelle für die Honigbienen weg und die Waldhonigernte wird eingeschränkt.

Aufgrund des veränderten Trachtangebots müssen die Imkerinnen und Imker ihre Fütterungsstrategie anpassen und gegebenenfalls ihr Produktsortiment ändern.

Varroabekämpfung wird für Bio-Imkereien schwieriger

Der Erfolg der Varroabehandlung mit organischen Säuren hängt von der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. Ist es zum Beispiel bei der Behandlung mit Ameisensäure zu warm, verdunstet die Säure zu schnell und schädigt die Bienenvölker. Ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch, verdunstet die Säure zu langsam und hat keine Wirkung auf den Varroabefall. Die Behandlung eines Bienenvolkes mit Oxalsäure in Brutpausen wird unmöglich, wenn in milden Wintern die Königin ständig in Eilage ist.

Um die Befallsdynamik in den Griff zu bekommen und Völkerverluste zu vermeiden, werden in Zukunft biotechnische Verfahren wie das Käfigen der Königin oder das Ausschneiden der Drohnenbrut an Bedeutung gewinnen, da sie witterungsunabhängig durchgeführt werden können.

Eine weitere Lösung wäre der Einsatz varroaresistenter Bienen. Die Züchtung macht hier Fortschritte. Das weltweite Netzwerk von Bieneninstituten, Zuchtorganisationen und Züchterinnen und Züchtern strebt bis 2033 eine genetische Varroaresistenz an. Ziel der Züchtung ist es, auf Verhaltensweisen zu selektieren, die die Vermehrung der Milben verhindern. Folgende vielversprechende Verhaltensmerkmale konnten identifiziert werden: Besonders putzfreudige Bienen verhindern das Aufsitzen der Milben auf Bienen oder räumen Waben, in denen Milben sitzen, aus.

Die Klimakrise bedroht Bienenvölker

Hitzewellen gefährden Bienenvölker insbesondere dann, wenn kein Wasser zur Kühlung vorhanden ist.

Bienenvölker überstehen längere Hitzeperioden besser

  • in optimal isolierten und gut belüfteten Beuten,
  • auf schattigen Standorten,
  • und wenn ausreichend Wasser vorhanden ist.

Die Klimakrise bringt zunehmend extreme Wetterereignisse mit sich, auf die sich auch die Imkerinnen und Imker einstellen müssen. Bei der Standortwahl ist zum Beispiel die erhöhte Waldbrandgefahr durch zunehmende Trockenheit ebenso zu berücksichtigen wie die Gefahr von Überschwemmungen bei Starkregenereignissen.

Gefahr für Honigbienen durch neue Schädlinge

Der Klimawandel ermöglicht es Schädlingen, die mit dem Reiseverkehr aus wärmeren Ländern eingeschleppt werden, bei uns heimisch zu werden. Beispiele sind die Asiatische Hornisse oder der Kleine Beutenkäfer, der aus Afrika eingeschleppt wurde. Kleine Beutenkäfer können sich in Bienenvölkern massenhaft vermehren, Brut, Honig und Pollen fressen und durch ihre Ausscheidungen den Honig verderben. Das Bienenvolk stirbt.

Asiatische Hornissen ernähren sich zu 80 Prozent von Honigbienen und machen gezielt Jagd auf sie. Sie lauern vor den Fluglöchern und fangen heimkehrende Honigbienen ab. Die Honigbienen stellen daraufhin ihren Flugbetrieb ein, verbrauchen ihre Honigvorräte im Bienenstock und können weder Wasser noch Pollen für die Aufzucht ihrer Brut eintragen.

Zukunft der Bienenhaltung in Zeiten der Klimakrise

Dr. Stefan Berg, Leiter des Instituts für Bienenkunde in Veitshöchheim, bezeichnet Honigbienen als "Überlebenskünstler", die sich gut an den Klimawandel anpassen werden. Im Gegensatz zu Wildbienen haben sie ein breites Nahrungsspektrum und sind nicht auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert. Außerdem können sie hohe Temperaturen im Bienenstock eine Zeit lang ausgleichen.

In Zeiten des Klimawandels können Bienenvölker aber nur überleben, wenn sich die Imkerinnen und Imker an die veränderten Bedingungen anpassen. Eine angepasste Varroabehandlung, die bedarfsgerechte Fütterung, eine optimale Beutengestaltung und die Wahl geeigneter Standorte für die Völker sind dabei wichtige Faktoren.


Letzte Aktualisierung 23.08.2023

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