Oekolandbau.de: Was heißt das konkret für die Gemeinschaftsverpflegung? Wie sollte eine stärker konsumseitig ansetzende Steuerung aussehen?
Spiller: Wir benötigen in erster Linie eine faire Ernährungsumgebung (siehe Info-Kasten, die Ökolandbau-Redaktion). Unsere wichtigste Forderung dafür ist die nach einer beitragsfreien und hochwertigen Schul- und Kita-Verpflegung mit verbindlichen Standards. Das Schulfach Ernährung bringt nichts, wenn man im Unterricht über gesunder Ernährung redet und dann in die Mensa geht und dort keine gesunde Ernährung bekommt. Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungsumgebung in der Gemeinschaftsverpflegung umfassen werbefreie Räume, Trinkwasserspender in öffentlichen Gebäuden, geeignete Preisanreize und die Bereitstellung von handlungsnahen Informationen, mehr Transparenz über und Einschränkungen von Werbung in sozialen Medien sowie angemessene Portionsgrößen.
Oekolandbau.de: Gehören zu den verbindlichen Standards auch Bio-Kriterien?
Spiller: Der WBAE sieht im Öko-Landbau einen wichtigen Pionier in der Landwirtschaft, der viele Innovationen vorangetrieben hat. Wir halten das Bio-Ausbauziel in Höhe von 20 oder 25 Prozent für sinnvoll. Allerdings sehen wir ein Ziel von 100 Prozent Ökolandbau in der Fläche als kritisch an. Hier gibt es Zielkonflikte mit der Effizienz, weil die Erträge im Ökolandbau geringer sind.
Oekolandbau.de: Sollte auch für die Gemeinschaftsverpflegung ein Bio-Anteil von 20 beziehungsweise 25 Prozent gelten?
Spiller: Wir sehen die öffentliche Hand hier in der Verantwortung, diese Ziele voranzubringen, denn der Bio-Anteil ist ja zentraler Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie. Das heißt konkret: Bei diesem Thema sollten sich staatliche Organe auf den verschiedenen Ebenen stärker engagieren und auch in der Gemeinschaftsverpflegung ein durchgängiges 20 Prozent-Bio-Ziel setzen.